Coronavirus-Patienten im Südwesten geht es gut

dpa/lsw Rottweil/Stuttgart. Nach den vier registrierten Infektionen der beiden Vortage sind am Donnerstag zunächst keine weiteren Fälle des Coronavirus bekannt geworden. Die Krankenhäuser bleiben aber alarmiert.

Den vier mit dem Coronavirus infizierten Patienten geht es weiterhin vergleichsweise gut. Zu den bislang erkrankten Patienten in Göppingen, Tübingen und Rottweil kamen bislang keine weiteren dazu, wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte. „Der Gesundheitszustand ist unverändert gut und stabil“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die Patienten blieben isoliert und würden beobachtet.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Südwesten bereitet sich indes auf einen möglichen Ausbruch von weiteren Erkrankungen vor. „Unsere Aufgabe ist es, uns rechtzeitig und frühzeitig auf alle Eventualitäten vorzubereiten“, sagte Jürgen Wiesbeck, Einsatzleiter für alle Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. „Das erwarten die Bürger von uns.“ Seit einer Woche beraten im Einsatzstab Fachleute den Ernstfall. „Wir hoffen zugleich, dass es nicht so dramatisch wird.“

Am Mittwochabend hatte das Sozialministerium den vierten Fall im Südwesten mitgeteilt - ein 32-Jähriger aus dem Landkreis Rottweil habe sich infiziert. Der Mann hatte sich nach seiner Rückkehr aus Italien wegen der typischen grippeähnlichen Symptome beim örtlichen Gesundheitsamt gemeldet. Seine Ehefrau, die mit ihm gereist war, und sein Kind sind laut Ministerium negativ getestet worden. Sie blieben in „häuslicher Absonderung“.

Zuvor war bekannt geworden, dass auch ein 25-Jähriger aus dem Landkreis Göppingen sowie seine Reisebegleiterin (24) und ihr Vater (60) erkrankt sind. Der Vater ist Oberarzt in der Pathologie am Universitätsklinikum Tübingen. Er hatte nach Darstellung der Klinikleitung auch Kontakt zu anderen Medizinern. Es wurden ein Dutzend Oberärzte vorsorglich aus der Krankenversorgung rausgenommen. Bislang seien 24 Tests bei Kontaktpersonen der beiden infizierten Personen negativ gewesen, sagte Jan Liese, der Leiter der Krankenhaushygiene. Der Klinikbetrieb in Tübingen läuft normal weiter.

Nach dem Kinobesuch des Coronavirus-Patienten aus dem Kreis Göppingen in Neu-Ulm müssen mehrere Sitznachbarn des Mannes in Quarantäne. Die vier Kinobesucher dürfen nach Anordnung des Gesundheitsamtes vorläufig ihre Wohnung nicht mehr verlassen, teilte das Landratsamt in Neu-Ulm mit. Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till (CDU) versuchte, die Menschen in seiner Stadt zu beruhigen. „Ich bitte Sie, möglichst rational mit dieser Krankheitsgefahr umzugehen“, schrieb Till in einem offenen Brief auf der Internetseite der Stadtverwaltung. „Ich denke, wir haben unseren Fall eingrenzen können“, führt er weiter aus.

Um Mitarbeiter vor einer möglichen Ansteckung zu schützen hat die Karlsruher Vincentius-Klinik seit Mittwochabend ein Empfangszelt vor der Notaufnahme aufgebaut. „Es ist einfach eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte eine Kliniksprecherin. Das Krankenhaus habe das Zelt eigeninitiativ erstellt. Auch zum Schutz der Mitarbeiter.

Angesichts der Gefahr durch das neuartige Virus rät das Kultusministerium, anstehende Klassenfahrten ins Ausland und Schüleraustausche zu überprüfen. Ob sie stattfinden könnten, sollten die Schulleitungen zusammen mit den örtlichen Gesundheitsämtern entscheiden. „Das Kultusministerium empfiehlt, im Zweifel von derartigen Aktivitäten bis auf Weiteres abzusehen“, teilte das Ministerium mit. Zugleich sehen die Gesundheitsbehörden nach Angaben des Ministeriums keinen Anlass, den Schul- oder Kitabetrieb einzuschränken.

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hatte sich am Mittwoch darum bemüht, Ruhe zu verbreiten. „Es gibt nach wie vor keinen kursierenden Virus bei uns“, sagte er. Die Krankenhäuser seien vorbereitet, es sei aber noch alles unter Kontrolle, der Weg des Erregers im Südwesten könne nachgezeichnet werden. Dies gelte nach wie vor, betonte das Ministerium am Donnerstag. „Im Gegensatz zum Beispiel zu den Fällen in Nordrhein-Westfalen haben wir das Glück, die Kontakte der Erkrankten zu kennen und die Infektionsketten genau nachvollziehen zu können“, sagte der Ministeriumssprecher.