Union will weiter „Geschichte schreiben“

dpa Berlin. Union Berlin steckt im Dilemma. Der Frust über den verpassten Direkt-Aufstieg in die 1. Liga sitzt tief. Zeit aber bleibt keine. Schon am Donnerstag steht beim VfB Stuttgart das erste von zwei Relegationsspielen an. Die Statistik spricht gegen den Außenseiter.

Union will weiter „Geschichte schreiben“

Trainer Urs Fischer von Union Berlin steht nachdenklich am Platz. Foto: Bernd Thissen/Archivbild

Beim obligatorische Regenerationstraining bekämpften die Profis von Union Berlin dieses Mal nicht nur die physischen, sondern vor allem die seelischen Schmerzen. „Ich glaube, in erster Linie versucht jeder, dass mit sich zu verarbeiten. Es geht weiter“, erklärte Trainer Urs Fischer nach der um Haaresbreite verpassten Chance, direkt in die Beletage des deutschen Fußballs aufzusteigen.

Erst lange nach dem deprimierenden 2:2 in Bochum, mit dem die Eisernen die Aufstiegshilfe von Dynamo Dresden ausschlugen, fanden die Berliner ihre Angriffslust für die nun anstehende Relegation gegen den VfB Stuttgart wieder. „Wir nehmen sehr viel mit. Wir versuchen, so schnell wie möglich zu regenerieren“, erklärte Kapitän Christopher Trimmel. Am Montag gab es keine öffentlichen Termine. Schon am Donnerstag geht es für den Zweitliga-Dritten ins erste der beiden K.o.-Spiele gegen den Erstliga-16. in Stuttgart.

„Es geht um alles. Für sie geht es ums Überleben in der ersten Liga, für uns geht es darum, Geschichte zu schreiben“, sagte Offensivspieler Joshua Mees: „Es werden packende Duelle.“ Natürlich waren sich alle Unioner nach dem Abpfiff in Bochum sofort bewusst, welche historische Chance sie ausgelassen hatten. Ein einziger Treffer in der Alles-oder-Nichts-Schlussphase zum möglichen 3:2-Sieg hätte gereicht, um dem nun feststehenden Aufsteiger SC Paderborn noch den zweiten Platz abzujagen. „Es tut richtig weh“, sagte Torwart Rafal Gikiewicz: „Jetzt ist das Gefühl negativ.“

Doch Zeit für Tränen bleibt nicht. Chefcoach Fischer muss schnell die richtigen Lösungen für Stuttgart finden und zumindest ansatzweise nochmal proben lassen. „Wenn man die Relegationsspiele der letzten zehn Jahre sieht, ist der VfB Stuttgart eher der Favorit. Wir werden sehen, wie wir mit unserer Rolle zurechtkommen“, sagte der Schweizer. Seit Wiedereinführung der Relegation vor zehn Jahren setzte sich nur zweimal der Zweitligist durch: 2009 der 1. FC Nürnberg gegen Energie Cottbus und 2012 Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC.

In Stuttgart muss Fischer seine Startelf auf jeden Fall ändern. Innenverteidiger Florian Hübner ist nach der zehnten Verwarnung gesperrt. Michael Parensen steht bereit. Unions Zweitliga-Rekordspieler versuchte schon in Bochum, seine Mitspieler aus dem mentalen Tief zu holen, indem er sie vom Boden hochzog. Auch die 6000 mitgereisten Union-Fans gaben ihr Bestes.

„In der zweiten Halbzeit haben wir alles versucht. Man kann den Spielern keinen Vorwurf machen. Unter dem Strich war es eine sehr gute Saison. Wir freuen uns auf die Spiele gegen Stuttgart“, sagte Kapitän Trimmel und zog einen Vergleich: „Es wird vielleicht ähnlich wie bei den Pokalspielen in Dortmund und Leverkusen. Ich kann versprechen, dass wir wieder alles geben.“

Union tat sich in seiner Vereinsgeschichte schwer, wenn sich die Ligenzugehörigkeit nach dem regulären Saisonfinale entschied: Nur zwei von zehn Mal gelang der Aufstieg oder Klassenverbleib.

Die Hoffnung, es als 56. Neuling und fünfter Berliner Club in die Bundesliga zu schaffen, ist aber ungebrochen. „Wir müssen uns jetzt aufrichten, relativ schnell die Köpfe freikriegen“, sagte Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball, „und dann bin ich überzeugt, dass die Mannschaft nochmal alles raushaut.“