Untergrund wird untersucht

Die zahlreichen Bohrungen sind notwendige Vorarbeiten für den weiteren Ausbau der B-14-Trasse rund um Backnang

An verschiedenen Stellen entlang der B14 finden derzeit Bohrungen statt. Es handelt sich hierbei um Vorarbeiten für den weiteren Ausbau der Bundesstraße rund um Backnang. Die Bohrproben sollen dem Bauherrn Erkenntnisse über den Untergrund liefern.

Untergrund wird untersucht

An mehreren Stellen treiben seit Tagen große Geräte Bohrsonden mehrere Meter tief in den Untergrund. Die Planer versprechen sich dank der Bohrkerne Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Untergrunds entlang der künftigen B-14-Baustelle. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Nanu, wird in Backnang nach Erdöl gebohrt? Oder nach neuen Wasservorkommen? Nein – die großen Bohrgeräte, die an den verschiedensten Stellen entlang der künftigen Neubaustrecke stehen, erkunden im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart den Untergrund. Ausgeführt wird der Auftrag von der Firma Terrasond aus Ostfildern.

Die Bohrarbeiten finden im Bereich der B14 zwischen den beiden Bahnbrücken südlich des Murrtalviadukts (bei der Anschlussstelle Backnang-Mitte) und der Brücke über der B14 am Wasserturm statt. Hintergrund ist, dass diese Baugrunduntersuchungen Erkenntnisse über die Bodenbeschaffenheit bringen sollen. Diese Untersuchungen sind für die Ausführungsplanung der Maßnahme „Neubau der Bundesstraße B14 zwischen Nellmersbach und Backnang-West“ notwendig. Wegen der Vielzahl an Bohrlöchern ist die Firma Terrasond derzeit sogar mit zwei Bohrteams im Einsatz.

Die Bohrkerne werden in den nächsten Tagen vom Ingenieurbüro Smoltczyk & Partner GmbH untersucht. Die gesamten Baugrunduntersuchungen dauern laut Regierungspräsidium voraussichtlich bis etwa Mitte Oktober.

Mit dem Bau des zweiten Viadukts wird Mitte nächsten Jahres begonnen

Wie berichtet werden die Arbeiten am B-14-Ausbau mit größter Wahrscheinlichkeit mit dem Bau des zweiten Viadukts fortgesetzt. Baubeginn: Mitte nächsten Jahres. Die Vorstellung, das zweite Viadukt könne quasi als Blaupause des ersten einfach kopiert und daher relativ einfach realisiert werden, stimmt aus mehreren Gründen nicht. Zum einen ist es kein wirklicher Zwilling, weil auf dem noch fehlenden Exemplar, das näher zur Stadt entstehen wird, auch noch Lärmschutz mitgebaut werden muss. Diese mehrere Meter hohe Konstruktion hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Statik. Zudem haben sich seit dem Bau des ersten Viadukts – er liegt nun auch schon wieder mehrere Jahre zurück – auch die Bauvorschriften wieder verändert. Und drittens ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der Baugrund identisch ist, auch wenn die Baustelle nur wenige Meter versetzt ist.

Info
Viele Bomben gefallen

Schon vor geraumer Zeit bereits wurden an all den Stellen, bei denen jetzt gebohrt und später gebaut werden soll, Erkundungen vorgenommen, um eventuelle Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg aufzufinden. Dazu wurde anhand von verfügbaren Luftbildern die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Sprengbomben-Blindgängern untersucht.

Die Luftaufnahmen stammen aus den Jahren 1940 bis 1945 und dokumentieren die frühere Situation. So zeigen sie mögliche Sprengbombentrichter, Stellungen, Deckungsgräben und -löcher sowie Flakstellungen. Die Dokumente zeigen auch mögliche schwere Gebäudeschäden auf. Die Luftbildauswertung wurde aus Kapazitätsgründen nicht vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Regierungspräsidiums Stuttgart durchgeführt, sondern vom Büro Regina Hinkelbein aus Filderstadt.

Zwar war Backnang während des Zweiten Weltkriegs kein Schwerpunkt alliierter Luftangriffe, aber die Murr-Metropole kam beim großen Weltenbrand längst nicht ungeschoren davon. Im Gegenteil. Insgesamt 53 Menschen starben bei Luftangriffen. Der schwerste erfolgte am 15. April 1945. Dabei mussten 25 Menschen ihr Leben lassen, darunter sechs Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren.

Speziell im Bereich der künftigen B-14-Baustelle verhielt es sich so, dass die US-Streitkräfte ein Jahr lang vergeblich versucht hatten, das Murrtal-Viadukt aus der Luft zu zerstören. Die Brücke hatte zwar einige Treffer abbekommen, ohne dass dies jedoch ihre Funktion beeinträchtigte. Was den Amerikanern nicht gelang, schafften Hitlers Soldaten. So wurde das erst 1938 fertiggestellte Brückenbauwerk am 20. April 1945 und somit wenige Tage vor Kriegsende völlig sinnfrei von der Wehrmacht gesprengt.

Auf Luftaufnahmen von 1945 sind Dutzende Bombentrichter zu erkennen, die bei Angriffen auf Backnang entstanden sind. Das Hauptziel war zwar das Murrtalviadukt, da die damalige Reichsstraße14 als wichtige Ost-West-Verbindung für Nachschub und Truppenbewegungen von besonderer Bedeutung war. Da aber die Bomben von amerikanischen Jagdbombern, die eine Bombenlast von bis zu 2700 Kilogramm tragen konnten, im Horizontalflug meist aus Höhen über 1000 Meter abgeworfen wurden, führte zu einer großen Streuung. Deshalb sind Bombenteppiche auch im Steilhang der Murr beim Etzwiesensportplatz zu erkennen.