Unwetterfront richtet viele Schäden an

Zahlreiche Keller überflutet. In Backnang wird ein Mann von den Wassermassen im Keller eingeschlossen.

Unwetterfront richtet viele Schäden an

Feuerwehreinsatz in der Backnanger Innenstadt. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Im Großen und Ganzen sei man noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, lautet die Bilanz der kommissarischen Pressesprechers der Stadt Backnang, Reiner Gauger zum Unwetter in der Nacht auf den Dienstag. „Auch wenn das einzelne Betroffene vermutlich etwas anders sehen.“ Das Wichtigste, hebt er hervor, ist, dass keine Personen ernsthaft verletzt worden sind. Die Polizei berichtet, dass eine Radfahrerin in der Etzwiesenstraße von einem herabfallenden Ast getroffen und leicht verletzt wurde. In der Plaisir habe die Feuerwehr einen Mann aus einer Kellerwohnung befreien müssen, er war durch die Wassermassen eingeschlossen worden. Akute Gefahr für Leib und Leben habe aber auch in diesem Fall nicht bestanden, berichtet Gauger. In der Wohnung sei das Wasser kniehoch gestanden, führt Feuerwehrsprecher Jan Kusche aus. „Wir appellieren an die Bevölkerung, sich in solche Situationen nicht im Untergeschoss aufzuhalten“, fügt er an.

Die Einsatzkräfte der Polizei und der Feuerwehr sowie Mitarbeiter des Bauhofs waren jedoch gut beschäftigt. Die Unwetterfront mit massivem Starkregen zog ab 20 Uhr über den Rems-Murr-Kreis hinweg. Beim Führungs- und Lagezentrum des zuständigen Polizeipräsidiums Aalen gingen bis 22.30 Uhr rund 125 Notrufe mit Bezug zur Unwetterlage ein. „Danach flachten die Meldungen stark ab“, teilt die Polizei mit. Bei der Rettungsleitstelle des Rems-Murr-Kreises gingen rund 250 Notrufe ein. Betroffen waren hauptsächlich die Bereiche Fellbach, Waiblingen, Backnang, Winnenden und Murrhardt. Die etwa 70 Einsatzkräfte der Feuerwehr seien etwa sechs Stunden im Einsatz gewesen.

Bereits nach kürzester Zeit wurden zahlreiche vollgelaufene Keller, Unterführungen und umgestürzte Bäume gemeldet. Durch umherfliegende Gegenstände wurden Fahrzeuge beschädigt. Einige Bundes- und Landstraßen wurden durch umgefallene Bäume blockiert. Die Einsatzschwerpunkte lagen laut Polizei auch diesbezüglich in Fellbach, Waiblingen und Backnang.

Die Backnanger Feuerwehr wurde zu insgesamt 33 Einsätzen gerufen, berichtet Jan Kusche. „Etwa die Hälfte hatte sich aber schon erledigt, bis wir eingetroffen waren.“ Arbeitsintensiv waren vor allem zwei Einsätze: In Waldrems ist eine Firmenhalle mit gut 500 Quadratmetern vollgelaufen. Und in der Straße Giebelau sei von den anliegenden Felder Schlamm in zwei Wohnhäuser und auf die Straße gespült worden. Hier sei auch der Bauhof mit einem Radlader behilflich gewesen. Für die städtischen Mitarbeiter ergaben sich auch in der Schöntaler Straße sowie in der Aspacher Straße Arbeitseinsätze: Die Wassermassen hatten hier Kanaldeckel aus der Verankerung gehoben und fortgeschwemmt. An einer Stelle habe es den Deckel gar in den Asphalt reingedrückt, berichtet Gauger. „Der Bauhof hat den Bereich abgesperrt und die Baufirma informiert. In ein bis zwei Tagen ist das schätzungsweise repariert.“

Auf Facebook posten zahlreiche Nutzer Bilder und Videos vom Gewitter und beschreiben die Folgen. Vollgelaufene Keller sind darunter, ein Baum, der auf Nachbars Auto gefallen ist, und ein herrenloser, durchnässter Hund, den ein Passant am Stettiner Ring gesichert hat. Zahlreiche Beschwerden gingen bezüglich eines anhaltenden Sirenenheulens in der Innenstadt. Gauger berichtet, dass es sich um einen Kran auf der Baustelle der Kronenhöfe handelte, dessen Alarm die halbe Nacht geläutet habe. Manche Bürger scheinen aber trotz des Unwetters den Humor nicht verloren zu haben. „Wir schwimmen heim“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Ein anderer beschreibt eine Gartenmöbelrochade: „Jeder hat die Möbel vom linken Nachbar.“

Weniger zum Lachen zumute war den Bahnreisenden in der Region. Von 20.41 Uhr an fielen die S-Bahnen aufgrund von Witterungsschäden aus. Man könne nicht abschätzen, wann die Strecke wieder befahrbar sei, „infolge des Unwetters sind Bäume im Gleis oder Streckenabschnitte gesperrt“, hieß es auf dem offiziellen Twitter-Account der S-Bahn Stuttgart. Gegen Mitternacht seien Erkundungsfahrten gestartet worden, um Schäden im Bahnnetz zu orten. Zwischen Backnang und Winnenden gab es noch am Morgen eine Sperrung, erst um 10.30 Uhr wurde gemeldet, dass die S3 wieder fahrplanmäßig verkehrt.

Während also in Backnang allerhand los war, ist das Gewitter in östlicher Richtung immer weiter abgeflaut. In Murrhardt habe es zwar gewittert und geregnet, berichtet Bürgermeister Armin Mößner, „Feuerwehreinsätze sind nach Rücksprache mit dem Kommandanten keine bekannt.“ Auch die Landkreise Ostalbkreis sowie Schwäbisch Hall waren kaum betroffen. Dortbetreffend gingen bei der Polizei nur vereinzelt Mitteilungen über umgestürzte Bäume und beschädigte Fahrzeuge ein.