Vatikan startet Gipfel zu Missbrauchsfällen

Papst Franziskus will Opfern Anzeigen erleichtern

Rom /EPD - Zu Beginn des Gipfeltreffens zum Missbrauchsskandal hat Papst Franziskus Bischöfe aus aller Welt zum gemeinsamen Handeln aufgefordert, um Missbrauch in Zukunft zu verhindern. Sie müssten den „Schrei der Kleinen anhören, die Gerechtigkeit fordern“, sagte er am Donnerstag im Vatikan zu den Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen, Ordensoberen und Vertretern der vatikanischen Kurie. Die gemeinsame Verantwortung verpflichte sie, ehrlich darüber zu beraten, wie „das Böse“ in der Kirche überwunden werden könne.

Der Papst legte nach Angaben des Vatikans den Gipfelteilnehmern ein Papier mit Forderungen vor. Unter anderem will er Missbrauchsopfern die Anzeige der Taten erleichtern. Er forderte die nationalen Bischofskonferenzen auf, entsprechende Stellen einzurichten. Außerdem schlug er psychologische Tests für Priesteramtskandidaten vor. Bis Sonntag wollen die 190 Teilnehmer des Gipfels darüber diskutieren, wie sich sexualisierte Gewalt verhindern lässt.

Der in der Glaubenskongregation für Missbrauchsfälle zuständige Erzbischof Charles Scicluna betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden bei Missbrauchsfällen. Das Kirchenrecht sehe keine adäquaten Strafmaßnahmen vor. Haftstrafen könnten allein staatliche Gerichte verhängen. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, rief zuvor die katholische Kirche auf, sich stärker um die Opfer zu kümmern. Die bisherigen Zahlungen von durchschnittlich 5000 Euro seien „bestimmt keine angemessene Anerkennung für das Leid, das Jungen und Mädchen durch Geistliche und Kirchenmitarbeiter in der katholischen Kirche erlitten haben“, sagte Rörig der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag).