Vegane Mittagspause:Mehr als immer nur Salat?

Morgen ist Weltvegantag. Deshalb haben wir uns in der Backnanger Innenstadt umgeschaut und in einigen Restaurants nachgefragt, ob ein veganes Mittagsgericht angeboten wird oder zumindest etwas Veganes auf der normalen Karte steht.

Vegane Mittagspause:
Mehr als immer nur Salat?

Seit 1994 findet immer am 1. November der Weltvegantag statt. Veganer verzichten zwar auf Fleisch, Eier und Milchprodukte, essen aber sehr gerne mehr als nur einen Salat. Foto: Fotolia/Alexander Rath

Von Silke Latzel

BACKNANG.Restaurants und Gaststätten gibt es in der Backnanger Innenstadt viele. Und die meisten bieten auch einen speziellen Mittagstisch mit einfachen Gerichten, die es zu einem günstigen Preis gibt, an. Menschen, die sich omnivor, also „normal“ ernähren, finden hier jeden Tag abwechslungsreiche Speisen, egal ob mit Fleisch oder Fisch. Ernährt man sich allerdings vegan, wird es schwieriger. Denn Veganer verzichten, anders als Vegetarier, nicht nur auf Fleisch, sondern auf sämtliche tierische Produkte – sie essen keine Eier, keinen Honig und keine Milchprodukte wie Joghurt, Quark oder Butter. Die BKZ hat sich deshalb in der Innenstadt umgeschaut, einige Restaurants stichprobenartig aufgesucht und versucht, herauszufinden, ob ein Veganer hier satt werden würde. Klingt einfach, war es aber nicht – denn während manche Gastronomen mit dem Begriff „vegan“ erst einmal gar nichts anfangen konnten, dachten andere, vegan sei dasselbe wie vegetarisch. Und wieder andere wussten gar nicht, ob etwa ihre Nudeln Ei enthalten oder nicht.

„Etwas speziell Veganes haben wir nicht auf der Karte. Man kann gerne nach solchen Gerichten fragen und wenn derjenige Glück hat, haben wir auch gerade frisches Gemüse da und können etwas kochen“, sagt Dimitrios Pinakas vom Storchen. Manchmal gäbe es bei ihm Beilagen, die vegan sind, zum Beispiel Gemüsereis. „Da kann man dann einfach eine größere Portion davon bekommen, so wird man sicherlich auch satt.“ Anbieten kann er dazu noch verschiedene Blattsalate mit Essig-Öl-Dressing. Und auch der Krautsalat kommt ohne tierische Inhaltsstoffe aus.

Im Tante Emma nimmt Gerd Mende direkt die Speisekarte zur Hand: „Salate können wir natürlich vegan anbieten und auch unsere Kartoffel-Kürbis-Rösti sind nicht mit Ei, können also von einem Veganer gegessen werden.“ Kurz stolpert er über den Flammkuchen mit Gemüse, stellt dann aber fest, dass dieser mit Schmand gemacht wird und somit zwar vegetarisch, aber nicht vegan ist. „Aber wir würden auf Anfrage selbstverständlich den Schmand gegen Tomatensoße austauschen. Unseren Teig machen wir selbst und ohne Butter, sondern mit pflanzlichem Öl.“ Auch der schwäbische Kartoffelsalat kommt ohne Tier aus: „Wir verwenden schon seit einiger Zeit Gemüse- statt Fleischbrühe.“

Traditionell viele vegane Gerichte bietet die asiatische Küche. Ob Gemüse mit gebratenem Reis, Tofu in Soja- oder Currysoße, Gemüse mit Kokosmilch, Erdnusssoße oder auch süßsauer: Das Asia Bao Ngoc am Bleichwiesenkreisel bietet eine große Auswahl an Veganem. Gewürzt werden diese Gerichte nicht, wie oft üblich, mit Fisch-, sondern ausschließlich mit Sojasoße, versichern die Mitarbeiter.

Zwar etwas außerhalb, aber dafür mit einer großen Mittagskarte, ist das Merlin. Doch wer dort etwas Veganes sucht, kann sich in der Regel nur an wenige Vorspeisen wie Oliven oder gefüllte Weinblätter halten. Inhaber Christos Kiroglou sagt ganz klar: „Wer vegan essen möchte, ist bei uns falsch. Wir bieten griechische Küche und die beinhaltet einfach viel Fleisch.“ Er zählt zwar Grillgemüse, Gemüsepfanne und auch gefüllte Paprika auf, kann dann aber nicht genau sagen, mit was etwa die Paprika gefüllt sind, denn „ich bin ja nicht der Koch“. Wer trotzdem gerne im Merlin essen möchte, fragt besser direkt vor Ort nach, ob beispielsweise die Dips, die zum Grillgemüse oder zum Gartenteller gereicht werden, auch vegan sind.

Nicht immer, aber manchmal findet man beim Tagesessen im Café Weller auch etwas Veganes, zum Beispiel Penne mit Tomaten-Gemüse-Soße. Die Pasta ist ohne Ei, besteht nur aus Hartweizengrieß und Wasser. Ansonsten lohnt es sich, auch hier nachzufragen, denn Gerichte, die auf den ersten Blick vegan erscheinen, sind es nicht: Im Pesto ist Parmesan, die Spinatsoße zu den Tagliatelle wird mit Sahne verfeinert und als Bindemittel für die Gemüsebratlinge wird Ei verwendet. Dafür gibt es auf Anfrage Salate, in denen sich nichts Tierisches befindet, als Dressing wird Essig und Öl gereicht. Inhaberin Sibylle Weller bedauert, dass sie nur wenig Veganes anbieten kann. „Ich vermute einfach, dass das bei vielen Köchen oder auch Restaurantbesitzern noch nicht angekommen ist. Und bei uns in der Konditorei ist das fast nicht möglich.“ Dennoch kann sie zwei süße Snacks anbieten, die vegan sind und sie wegen des Namens schmunzeln lassen: „Ironisch, ich weiß, aber die Schweinsöhrchen werden bei uns ohne tierische Produkte hergestellt. Der Blätterteig wird mit pflanzlichem Öl gemacht und auch die Zartbitterschokolade ist vegan. Dasselbe gilt für den Zitronenfalter.“

Im Kunberger werden, wie in allen anderen Restaurants auch, ein paar vegetarische Gerichte angeboten, bis auf Salat steht allerdings nichts Veganes auf der Karte. „Wir gehen aber auf die Wünsche unserer Kunden ein“, so Inhaberin Petra Wolf. „Wenn jetzt zum Beispiel ein Gast eine Laktoseintoleranz hat, bereiten wir ihm etwas zu, was er ganz sicher essen kann. Und auch bei einem veganen Gast würden wir einfach in der Küche nachfragen, ob unser Koch etwas ohne tierische Produkte kochen könnte. Und da finden wir dann sicherlich etwas.“

Markus Kübler vom Segenswerk hat sich bereits Gedanken seit einiger Zeit über das Thema gemacht und würde in Zukunft gerne ein veganes Gericht auf seine Karte setzen. Aber: „Meine Nudeln sind leider mit Ei und auch die Maultaschen können wir nicht ohne machen.“ Den Teig für das Leibgericht der Schwaben stellt er nicht selbst her, sondern kauft ihn ein. „Wir haben versucht, ihn ohne Ei zu machen, aber es geht nicht.“

Das Oregano an der Murr hat sich auf mediterrane Speisen spezialisiert. Als Veganer findet man dort „mehrmals in der Woche Gerichte ohne Fleisch und auch meistens etwas Veganes“, sagt Geschäftsführer Daniil. „Wir haben beispielsweise immer verschiedene Suppen, die vegan sind, Bohnensuppe, Gemüsesuppe oder auch Erbsensuppe.“ Reis, Kartoffeln und Nudeln ohne Ei gäbe es sowieso grundsätzlich als Beilage und „dazu finden wir dann auf jeden Fall auch etwas ohne tierische Inhaltsstoffe“, versichert er.

Immer einmal wöchentlich, wenn man Glück hat auch bis zu dreimal, gibt es im Biomarkt Fischer-Mühle ein veganes Tagesessen, etwa Gemüseeintopf oder verschiedene Currys. „Und wir bieten immer vegane Snacks an, süß und salzig“, so Mitarbeiterin Corinna Ott. Bis vor Kurzem gab es auch jeden Freitag zwei vegane Kuchen, doch das Angebot wurde eingestellt. „Die Nachfrage war an manchen Tagen da, an anderen nicht. Vielleicht waren zwei ganze Kuchen auch einfach zu viel, aber es ist immer etwas übrig geblieben.“ Ott und ihre Mitarbeiter bedauern das, denn „wir fanden den Kuchen auch alle sehr lecker“. Wem das Tagesessen nicht zusagt, der könne sich gerne ein Brötchen kaufen und „findet im Markt selbst genug vegane Aufstriche oder Beläge“. Auch Kekse oder Schokolade zum Nachtisch sei in veganer Form vorhanden.

Wer auf der anderen Seite der Stadt arbeitet, findet diese Möglichkeit auch im Reformhaus Kaliss. Dort wird zwar kein Mittagessen angeboten, aber auch hier gibt es vegane Backwaren, Aufstriche und sogar veganen „Fleischsalat“. Nach der Erfahrung von Mitarbeiterin Carmen Zimmer wird das Angebot an veganen Lebensmitteln generell gut angenommen. „Es gibt einfach immer mehr Menschen, die sich aus Überzeugung vegan ernähren wollen oder es aus gesundheitlichen Gründen müssen, etwa wegen einer Allergie.“