Verlängerung der Galgenfrist in Sicht

Weil es bei der Ortskernsanierung hakt, könnte die Gruschtelkammer vielleicht doch noch länger in der Sängerhalle bleiben

Die Gruschtelkammer kann vermutlich doch länger in der Sängerhalle Oberbrüden bleiben als bis zum zugesagten Jahr 2021. Der Grund: Die bisherigen Pläne für die Ortskernsanierung konnten den Gemeinderat nicht überzeugen, wie Bürgermeister Karl Ostfalk auf Anfrage unserer Zeitung wissen lässt. Eine neue Planung muss her. Bis die ersten Bagger anrücken, wird deshalb aller Voraussicht nach mehr Zeit ins Land gehen als ursprünglich gedacht.

Verlängerung der Galgenfrist in Sicht

Hier geben sich die ganz Großen des Kabaretts die Klinke in die Hand: Die Sängerhalle in Oberbrüden. So bald wird sie vermutlich noch nicht abgerissen, die Ortskernsanierung lässt auf sich warten.

Von Ingrid Knack

AUENWALD. Die Sängerhalle sollte so lange als möglich vom Förderverein Kleinkunstbühne Gruschtelkammer genutzt werden können: Das ist die persönliche Überzeugung von Auenwalds Rathauschef Karl Ostfalk. Erst vorgestern besuchte er die Vorstellung von Gernot Hassknecht. Wann immer er es einrichten kann, ist er dabei, wenn Vertreter der ersten Kabarett-Liga in seiner Gemeinde auftreten. Er weiß genau, wovon er spricht, wenn es um die Zukunft der in Kabarettistenkreisen deutschlandweit bekannten Kleinkunstbühne geht. Dass die vom Gemeinderat beschlossene Galgenfrist Mai 2021 für die Gruschtelkammer, bezogen auf das Domizil in der Sängerhalle, nun doch etwas verlängert werden könnte, zeichnet sich ab. Allerdings gibt es in dieser Sache noch keine offiziellen Beschlüsse des Gemeinderats. Nur Gespräche hinter verschlossenen Türen.

Ein kurzer Rückblick: Da ist die von der Gemeinde angestrebte Ortskernsanierung in Oberbrüden und die mitten im Ort schon sehr in die Jahre gekommene Sängerhalle. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Spielstätte der Gruschtelkammer abgerissen, die gerade wegen ihrer besonderen Atmosphäre auch Künstler als Location interessiert, die ansonsten nur in großen Hallen auftreten. Um ein neues Zuhause zu finden und den Vorstand zu verjüngen, hatte die Kleinkunstbühne darum gebeten, bis 2025 bleiben zu können. Das wurde aber vom Gemeinderat nicht gewährt. Im Mai 2021 solle Ende sein mit der Kleinkunst in der Sängerhalle, so die Bürgervertreter.

Ein kurzer Ausblick: „Die Alternativplanung für die Ortskernsanierung wird eventuell noch in diesem Jahr zur Kenntnis gegeben“, erklärt Karl Ostfalk. Selbst, wenn alles glatt über die Bühne gehen sollte, wird bis zum ersten Baggerbiss noch sehr viel Zeit verstreichen. Was das Hallenareal anbetrifft, sagt der Bürgermeister: „Wir wissen nicht einmal, was hinkommt.“ Und er fügt an: „Es gibt immer irgendeinen bei uns, den etwas stört.“ Will heißen: Mit Einwänden und Verzögerungen muss er ebenfalls rechnen. Da erscheint ihm eine Verlängerungsoption für die Gruschtelkammer in der Sängerhalle schlüssig – vorausgesetzt, die Substanz der Sängerhalle lässt das so lange zu. Ostfalk: „Die Arbeit des Fördervereins ist so grandios, das sind Dinge, die schätze ich wert.“ Gruschtelkammerchef Charley Graf stellt sich nun eine Regelung mit dem Gemeinderat vor, „dass ich, immer mit einem Vorlauf von zwei Jahren, für eine weitere Saison planen kann.“ Ob, wie oder wo es nach der Ära Sängerhalle weitergeht, stehe nach wie vor in den Sternen.

Ein Blick hinter die Kulissen: Drei Varianten, die nie in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, sind mittlerweile bereits wieder ad acta gelegt worden. Vor den Sommerferien hatte Graf Bürgermeister Ostfalk und Vertretern der Listen im Gemeinderat diese Lösungsvorschläge unterbreitet. Dann hörte er lange nichts. Gestern bestätigt er auf Nachfrage, dass alle drei Varianten in nichtöffentlichen Gesprächen als nicht umsetzbar abgeschmettert wurden. Graf. „Deshalb gibt es keinen Antrag im Gemeinderat.“

Zum einen hätte sich Graf eine Fertighalle bei der Sporthalle Oberbrüden als reine Theaterhalle vorstellen können. „Ich habe sogar ein Angebot mitgeliefert.“ Variante zwei war besagte Fertighalle mit einem zusätzlichen Bistro-Anbau. Der Pächter hätte überdies als Caterer bei Veranstaltungen fungieren können. Eine Eventlocation war die Idee. Auch für Hochzeiten, Geburtstage, Firmen- und Vereinsfeiern hätte die Halle vermietet werden können. Parkplatz- und Anwohnerprobleme wären dabei wohl aufgrund der Lage und des bereits vorhandenen Stellplatzangebots kein Thema gewesen. Die dritte vorgeschlagene Lösung: Bei der sowieso anstehenden Generalsanierung der Auenwaldhalle wäre nach Ansicht des Fördervereins Kleinkunstbühne eine Erweiterung des Bürgersaals in einen Theatersaal denkbar. „Das wäre kostentechnisch die günstigste Variante“, so Graf. Mittlerweile hat der Gruschtelkammer-Vorsitzende die Ablehnung aller seiner Anregungen schriftlich.

In einer Vorstandssitzung des Fördervereins Kleinkunstbühne wurde daraufhin beschlossen, dass die Gruschtelkammer den großen Mehrzweckhallen-Saal der Auenwaldhalle als Spielstätte ausschließt. Denn dort würden die gleichen Probleme auftreten, die in der Vergangenheit schon beim Thema neue Mehrzweckhalle durchdekliniert wurden (wir berichteten). Unter anderem erwähnt Graf auch jetzt einen vorprogrammierten Ärger mit Vereinen, Schulen und sonstigen Institutionen, wenn diese wegen Vorbereitungen für Kleinkunstveranstaltungen und danach beim Abbau die Halle nicht nutzen könnten. Dennoch scheint Bürgermeister Ostfalk immer noch mit einer solchen Lösung zu liebäugeln, wie er gestern durchblicken ließ. Die Kabarett-Welt wird beobachten, was sich in Auenwald tut. Was hatte noch Christoph Sonntag im Dezember 2017 gesagt? „Dass die Gruschtelkammer weg sein soll, bevor Stuttgart 21 in Betrieb geht, ist eine doppelte Katastrophe.“

Verlängerung der Galgenfrist in Sicht

Sollte es mit der Gruschtelkammer in der Sängerhalle Oberbrüden tatsächlich auch nach Mai 2021 weitergehen können, würden Christoph Sonntag und Gruschtelkammer-Chef Charley Graf (rechts) sicher wieder mit dem Daumen hoch posieren – wie hier aus Anlass einer dreitägigen Gagwerkstatt von Sonntag in Auenwald.Fotos: E. Layher