Verlegerverbandschef: Fehlende Rückendeckung durch Politik

dpa/lsw Reutlingen. Baden-Württembergs Verlegerverbandschef Valdo Lehari vermisst in den Debatten über Zeitungszusteller, Fake News und die Medienbranche bisweilen die Rückendeckung durch die Politik. „In politischen Sonntagsreden wird gern und viel über Pressefreiheit und Demokratie gesprochen“, sagte der Vorsitzende des Verbandes Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) in einem Interview mit seiner Zeitung „Reutlinger General-Anzeiger“ (Samstag). „Politiker sagen, dass sie auch in Zukunft morgens nie auf ihre Lokalzeitung verzichten wollen, und verabschieden am Nachmittag Gesetze, die den Tageszeitungen das Leben schwer machen.“

Die Branche leide zudem darunter, dass viele Politiker die ökonomischen Zwänge der Zeitungshäuser nicht sähen oder nicht sehen wollten.

Es gehe aber nicht nur um die Verantwortung der Politik, sagte der Verleger weiter. „Auch wir selbst haben Verantwortung. Wir können nicht immer nur nach dem Staat rufen, wenn es um Überlebensbedingungen geht.“ Er mache sich aber Sorgen um die Glaubwürdigkeit der Verlage und Redaktionen, sagte Lehari. „In den USA haben die Tageszeitungen und ihre Verleger Politik mit und gegen [den früheren US-Präsidenten] Donald Trump gemacht und damit die Gesellschaft entzweit.“ Guter Journalismus im Sinne der Aufklärung sei aber ist die wirksamste Waffe gegen Fake News und Desinformation.

Lehari jr. (68) ist Verleger des „Reutlinger General-Anzeigers“ und steht seit zwei Jahrzehnten an der Spitze des VSZV.

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