Verloren, geflogen, beleidigt: VfB vor HSV-Duell unsouverän

dpa Stuttgart. Erst das 1:2 gegen Schlusslicht Wiesbaden, nun ein 0:1 gegen Holstein Kiel. Das Wiedersehen mit seinem Ex-Club wird für VfB-Trainer Tim Walter zum Fiasko. Vor dem Zweitliga-Gigantenduell mit dem HSV in einer Woche ist die Stimmung in Stuttgart plötzlich kritisch.

Verloren, geflogen, beleidigt: VfB vor HSV-Duell unsouverän

Roberto Massimo vom VfB Stuttgart und Johannes van den Bergh von Holstein Kiel (l-r.) in Aktion. Foto: Tom Weller/dpa

Womöglich fehlt Holger Badstuber dem kriselnden VfB Stuttgart nach seiner Gelb-Roten Karte beim 0:1 gegen Holstein Kiel nicht nur im Spitzenspiel der Zweiten Fußball-Bundesliga gegen den Hamburger SV. Beim Verlassen des Platzes schimpfte Badstuber aufgebracht über die Entscheidung und soll nach Angaben der „Bild“-Zeitung über die Außenmikrofone hörbar in Richtung der Unparteiischen gesagt haben: „Ihr seid Muschis geworden, Muschis.“

Sportdirektor Sven Mislintat berichtete danach von einem Austausch mit den Schiedsrichtern, wollte zum Inhalt aber nichts sagen. Eine längere Sperre hält er aber für möglich. „Ich weiß nicht, was für ein Druck da reinkommt, da es tatsächlich gezeigt wurde und im TV ist es so laut. Es ist nicht auszuschließen, es liegt nicht in unserer Macht“, sagte er am Sonntag. „Ich hoffe, dass man so ein bisschen bewertet, dass die Jungs heiß sind in den Situationen und ich hoffe, dass man das Wort nicht auf die Goldwaage legt.“ Der vierte Offizielle, Patrick Alt, zückte nach Badstubers Abgang jedenfalls den Notizblock.

Bei Twitter gab sich der ehemalige Nationalspieler reuig. „Hochemotionales Spiel heute. Ich habe mich ungerecht behandelt gefühlt und falsch reagiert. Das tut mir leid und ich entschuldige mich bei allen Beteiligten. Ich bin meiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden“, so der 30-Jährige.

Der Beschimpfung vorausgegangen war ein Foul im Mittelfeld, bei dem der Innenverteidiger lange am Trikot seines Gegenspielers Janni Serra zog. Sekunden nach dem Platzverweis war der VfB im Rückstand. Jae Sung Lee traf per Kopf zum 1:0 (55.). Emiliano Insua verlor in zentraler Position das Kopfballduell gegen Jae Sung Lee und Torwart Gregor Kobel stand etwas zu weit vor seinem Kasten.

Ins Gigantenduell der zweiten Liga beim Hamburger SV geht der VfB nun möglicherweise nur noch als Tabellendritter und mit zwei Niederlagen in Serie. Beide zu Hause, beide gegen Teams aus dem Tabellenkeller. „Wir kriegen den Ball nicht über die Linie und dann kommt es, wie es kommt. Momentan läuft es einfach nicht“, sagte Trainer Tim Walter nach der Enttäuschung gegen seinen Ex-Club Kiel.

Vor 54 176 Zuschauern verschlief Stuttgart dieses Mal im Gegensatz zum 1:2 gegen Tabellenschlusslicht Wehen Wiesbaden nicht wieder die Anfangsphase, sondern war von Beginn an in der Partie. Wie in allen Spielen dieser Saison war aber erneut der fahrlässige Umgang mit den eigenen Chancen das größte Problem. Silas Wamangituka scheiterte bei der besten VfB-Gelegenheit in der 36. Minute an der Latte. Kapitän Marc Oliver Kempf (9.), Philipp Förster (11.), Nicólas González (13./25./45.) oder die eingewechselten Mario Gomez (81.) und Tanguy Coulibaly (85.) - sie alle waren vergaben ebenfalls überhastet, waren nicht präzise genug oder hatten Pech.

Kiel schlampte zwar ebenfalls, wie etwa Serra (12./24.) in der ersten Hälfte und Makana Baku frei vor Kobel in der zweiten Hälfte (69.), nutzte aber die eine Gelegenheit durch Lee. Finn Porath vergab in der Nachspielzeit die große Chance zum 2:0. „Wir sind logischerweise super happy mit dem Spiel“, sagte Kiels Interimstrainer Ole Werner. Stuttgart dagegen fährt mit mehr als nur einem Problem zum HSV.