Verschärft

Der Schutz des Klimas erfolgt ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Risiken

Von Harry Pretzlaff

Die Autoindustrie zeigt sich entsetzt über die bis 2030 vereinbarten schärferenKohlendioxidgrenzwertefür Autos in Europa, den Umweltschützern geht die Drosselung nicht weit genug. Spricht die Unzufriedenheit beider Seiten für einen guten Kompromiss? Nein. Es gibt bei dieser Entscheidung keine Balance zwischen Ökologie und Ökonomie. Der Klimaschutz soll auf Biegen und Brechen durchgesetzt werden – ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Risiken für die Unternehmen.

Früher hatten vor allem deutsche Autolobbyisten mehr politische Unterstützung seitens der Bundesregierung. Der Abgasskandal hat jedoch dazu geführt, dass die Autobranche die Rückendeckung verloren hat und die Umweltschützer sich im Verhandlungspoker besser durchsetzen können. Jetzt rächt sich auch, dass die Autobranche stets als Bremser aufgetreten ist und nur mit politischem Druck zur Einführung von Ökoinnovationen wie etwa dem Katalysator zu bewegen war.

Die jetzt beschlossene Verschärfung der Grenzwerte bedeutet eine gewaltige Herausforderung für die Autoindustrie. In nur knapp zwei Modellgenerationen soll der Ausstoß von Kohlendioxid drastisch gesenkt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Werte nicht nur auf demPrüfstand, sondern im Alltagsverkehr auf der Straße erreicht werden müssen. Um die härteren Vorgaben für das Treibhausgas Kohlendioxid zu schaffen, müssen die Autobauer viel mehr Elektroautos verkaufen. Die Preise der E-Autos müssen jedoch knapp kalkuliert werden, damit diese attraktiv sind und auch gekauft werden. Und je rascher die E-Mobilität umgesetzt wird, desto schwieriger wird es auch, die Belegschaften flexibel an die Produktion der Stromer anzupassen – denn diese erfordert weniger Arbeit. Auf die Autobauer kommen harte Zeiten zu.

harry.pretzlaff@stzn.de