VfB interessiert Aues Trainer-Rätsel nicht

dpa/lsw Stuttgart. Der VfB Stuttgart will am Freitag in Aue den nächsten Schritt in Richtung Bundesliga-Rückkehr machen. Dass die Sachsen wegen einer kuriosen Trainer-Beurlaubung derzeit für Fragezeichen sorgen, interessiert den VfB-Coach nicht.

Tim Walter lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Erst recht nicht von seinem riskanten Spielsystem, aber auch nicht von den mitunter kuriosen Ereignissen im Profifußball. Der Coach das VfB Stuttgart zuckt daher auch nur mit den Schultern, als er auf die rätselhafte Beurlaubung seines Kollegen Daniel Meyer vom nächsten Gegner FC Erzgebirge Aue angesprochen wird. „Das ist Fußball“, meint Walter. Seine Botschaft wird aber auch ohne große Worte klar: Was beim Gegner passiert, ändert für ihn und seine Herangehensweise für die Partie am Freitag (18.30 Uhr/Sky) ohnehin nichts.

So unspektakulär wie die lässige Reaktion von Walter es vermuten lässt, ist die Sache bei Erzgebirge Aue allerdings nicht. Der Fußball-Zweitligist hatte am Montag Meyer und dessen Bruder und Co-Trainer André Meyer „vorerst“ beurlaubt und bisher keine Gründe dafür genannt. „Wir hatten eine klare Vereinbarung getroffen, dass weitere Erläuterungen auch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht gegeben werden“, sagte Präsident Helge Leonhardt. Somit bleiben die Gründe für die Trennung auch vor dem Duell mit dem VfB ein Rätsel, das umso kurioser erscheint, wenn man sich die bisherige Saisonbilanz der Sachsen anschaut: Zwei Siege, eine Niederlage und das Erreichen der zweiten Runde im DFB-Pokal sprechen nicht für eine sportliche Krise.

Gegen den VfB wird Marc Hensel die Mannschaft als Interimscoach betreuen. Gewinnt der VfB, übernimmt er zumindest vorerst die Tabellenführung. Allein aus sportlicher Perspektive dürften die Gastgeber die Schwaben aber durchaus vor Probleme stellen können. Als Tabellenfünfter haben sie lediglich einen Punkt weniger. Wie die Mannschaft um den ehemaligen VfB-Spieler Nicolas Sessa mit der rätselhaften Beurlaubung ihres Trainers umgehen wird, weiß dagegen niemand. Erst innerhalb der nächsten 14 Tage will der Club entscheiden, mit welchem Trainer es weitergeht. Da Hensel nicht im Besitz der erforderlichen Fußball-Lehrer-Lizenz ist, darf er das Team nur für einen begrenzten Zeitraum als Chefcoach trainieren.

Trotzdem werde Aue „elf Mann auf dem Platz haben und die werden versuchen, Tore gegen uns zu schießen“, kommentierte Walter nüchtern. Dass die Chancen dazu gegen den Aufstiegsfavoriten durchaus vorhanden sein werden, wurde in den ersten vier Pflichtspielen der Saison deutlich. Walters extrem offensives System beruht auf Ballbesitz, permanenten Positionswechseln und sehr hoch stehenden Spielern. Verliert der VfB mal den Ball und gewinnt ihn nicht zügig zurück, bieten sich dem Gegner Räume zum Kontern. „Aber ich glaube, dass die Art und Weise, wie wir agieren, jeder Mannschaft irgendwann Probleme bereitet“, sagte Walter.

Soll heißen: Irgendwann wird der Gegner vom dominanten Spiel der Schwaben müde, so wie das zuletzt auch beim späten 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli zu beobachten war. Allerdings könnten dem VfB am Freitag wichtige Spieler fehlen. Ob der zuletzt angeschlagene VfB-Kapitän Marc Oliver Kempf mitwirken kann, hält Walter zwar für wahrscheinlich: „Kempf hat heute voll trainiert“, er schränkt aber auch ein: „Trotzdem muss man schauen.“ Linksverteidiger Emiliano Insua ist dagegen wieder fit, auch Rechtsverteidiger Pascal Stenzel steht vor einer Rückkehr ins Mannschaftstraining. Orel Mangala muss wegen seiner Innenbanddehnung im Knie dagegen weiter passen.