Viele neue Angebote in der Ortsbücherei

Während der Pandemie hat es einige Neuerungen in der Weissacher Ortsbücherei gegeben – auch dank zweier Förderprogramme. Zehn Tablets hat die Bücherei nun, Medien können selbst ausgeliehen werden, es gibt ein digitales Lernprogramm für Kinder und viele Outdoorspielgeräte.

Viele neue Angebote in der Ortsbücherei

Die kleine Biene, ein sogenannter Beebot, soll Kindergartenkindern ein einfaches Coding als Grundlage des Programmierens vermitteln. Foto: R. Döttling

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Pedalos, Laufstelzen und Moonhopper (ein Ball mit einer Scheibe zum Hüpfen): Viele der über 30-Jährigen kennen solche Spielgeräte für draußen noch aus ihrer Kindheit; vom Schulhof oder aus dem Garten. Seit vergangenem Jahr sind diese Outdoorspielsachen – und noch eine ganze Reihe mehr – auch in der Ortsbücherei in Weissach im Tal verfügbar. „Ich denke, Kinder, die sich viel bewegen und viel draußen sind, können sich auch besser konzentrieren“, erklärt Regina Döttling, die die Bücherei leitet. Corona habe sie auf die Idee gebracht, die Outdoorspielgeräte anzuschaffen – als Ausgleich für die viele Zeit, die die Kinder während der Pandemie vor Bildschirmen verbracht haben, sozusagen. Eine sehr gute Idee, offenbar: Vom ersten Tag an seien die Wippen, Jonglierbretter und Wurfspiele stark nachgefragt worden, berichtet die 54-Jährige aus Unterweissach. „Es gibt viele Vorbestellungen.“ Insbesondere Spiele, die bei einem Kindergeburtstag zum Einsatz kommen können, wie Wikingerschach oder Klett-Dart, seien beliebt.

2020, während des Lockdowns,wurde die Bücherei umgebaut

In den vergangenen zwei Jahren gab es aber auch noch weitere Neuerungen in der Bücherei. So wurde der Bestand auf eine Technologie umgestellt, die es ermöglicht, dass die Nutzerinnen und Nutzer Bücher und andere Medien selbst ausleihen. Das Gerät steht am Ausgang, so ist ein Einwegverkehr im Gebäude möglich. „Während der Coronazeit war das natürlich genial“, sagt Döttling. 2020, während des Lockdowns, wurde die Bücherei umgebaut. Selbstständig ausleihen kann man seit Juli 2020. „Das klappt echt super“, schwärmt Döttling. „Für die Kinder ist es natürlich ein Highlight, wenn sie die Bücher selbst scannen dürfen.“ Wenn es Probleme gebe, seien sie eigentlich immer selbst verursacht, fügt sie hinzu. Falls jemand den Büchereiausweis vergessen habe, könne er oder sie aber natürlich nach wie vor an der Rezeption ausleihen.

Finanziert wurde das Gerät zum Großteil über „Vor Ort für Alle“, ein Soforthilfeprogramm für „zeitgemäße Bibliotheken im ländlichen Raum“. 25 Prozent betrug der Eigenanteil der Gemeinde, der Betreiberin der Ortsbücherei, exakt 24750 Euro.

Mit den Fördergeldern aus den Töpfen des Programms „Total Digital! Lesen und erzählen mit digitalen Medien“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung konnten zudem zehn Tablets angeschafft werden, die zu 100 Prozent gefördert wurden. Ebenfalls komplett übernommen wurden die Kosten für ein digitales Lernprogramm für Kinder im Kindergartenalter. Mithilfe von kleinen, gelb-schwarz gestreiften Bienenrobotern, sogenannten Beebots, sollen die Jungen und Mädchen dabei ein einfaches Coding als Grundlage des Programmierens erlernen. Die Gesamtförderung für Tablets und Bienenroboter betrug rund 10000 Euro. „Als die Tablets gekommen sind, hat uns die Realität sozusagen überholt. Damals hatten viele Schulen noch keine“, weiß Döttling. Ihr ging es vor allem um digitale Bildung, darum, den sinnvollen Umgang mit den Geräten zu vermitteln.

Mit den Tablets können die Kinder zum Beispiel bei Veranstaltungen den Actionbound „Auf Tante Fridas Spuren“ spielen. „Das ist eine Schnitzeljagd durch den Ort“, erklärt Döttling. Passend dazu hat sie zwei Rucksäcke gepackt, mit Kreide, Murmeln und Kreiseln – Spielsachen, mit denen die Kinder zu Tante Fridas Zeiten gelebt haben. Die im Jahr 1919 geborene Tante Frida war die letzte Bewohnerin des 1781 erbauten Bauern- und Weberhauses in der Brüdener Straße 7 in Unterweissach, das nur wenige Gehminuten von der Bücherei entfernt ist. Die Actionbound-Geschichte richtet sich an Familien mit Kindern im Grundschulalter.

Die Beebots sind Teil einer digitalen Lerngeschichte. Dabei erfahren die Kinder, was ein Baum ist, woran er zu erkennen ist und was man daraus herstellen kann. So wird der Weg vom Samen zum Buch für die Kleinen erlebbar gemacht. Je drei Kinder können mit einem Beebot spielen. Die Ortsbücherei verfügt über sechs. Die Veranstaltungsreihe, bei der sie zum ersten Mal zum Einsatz kommen, hat am 29. März begonnen. Sie findet in Kooperation mit dem Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald statt.

Die Zahl der privaten Besucherhat wieder deutlich zugenommen

Ungefähr eineinhalb Stunden dauert ein Spiel, inklusive Pause. Regina Döttling setzt eine der Bienen auf ein Plastikquadrat, in dem zwei Karten stecken. Ihre Augen leuchten weiß auf, als Döttling den „An“-Knopf umlegt. Sie drückt einmal auf die „Rechts“-Taste auf dem Rücken der Biene, zweimal auf die „Geradeaus“-Taste und der Beebot setzt sich in Bewegung, rollt zum gewünschten Feld. „Es geht ums Planen“, kommentiert Döttling. „Das Spiel fördert das vorausschauende Denken.“ Bei den Kindern komme das sehr gut an.

Einmal pro Monat kommen die Weissacher Kindertagesstätten und Kindergärten zu Veranstaltungen in die Ortsbücherei, die Grundschulklassen mindestens einmal jährlich. Das ist so ausgemacht. Die Zahl der privaten Besucherinnen und Besucher habe in den vergangenen Wochen im Zuge der Coronalockerungen wieder deutlich zugenommen. „Es haben sich doch einige von der 2-G-Regelung abschrecken lassen“, mutmaßt sie. Mittlerweile ist selbst das Maskentragen freiwillig. So langsam kehrt die Normalität in die Ortsbücherei zurück. Und mit Outdoorspielen, Selbstausleihe, Tablets und Beebots fühlt sich Döttling auf den Neustart sehr gut vorbereitet.

Viele neue Angebote in der Ortsbücherei

Für Kinder ein Highlight: An der Station kann man Medien selbst ausleihen. Regina Döttling, Leiterin der Ortsbücherei, führt vor, wie es geht. Foto: A. Becher