In Spiegelberg dreht sich vieles um die Wasserversorgung

BKZ-Wandertag Die fünfte Auflage unserer Sommeraktion führte die Teilnehmer auf eine anspruchsvolle Strecke durch Spiegelberg und die umgebenden Wälder. Bürgermeister Uwe Bossert machte mehrmals Rast, um über Aktuelles und Historisches in seiner Gemeinde zu berichten.

In Spiegelberg dreht sich vieles um die Wasserversorgung

Der erste Anstieg ist geschafft: Bürgermeister Uwe Bossert (vorne links) hat die Gruppe auf eine sportliche Tour mitgenommen.

Nicola Scharpf

Spiegelberg. Bei der fünften Folge des BKZ-Wandertags waren die Teilnehmer eingeladen, die Kommune mit der geringsten Einwohnerzahl im Verbreitungsgebiet der Backnanger Kreiszeitung kennenzulernen. Nachdem Spiegelberg mit 28 Quadratkilometern in Sachen Fläche allerdings mitnichten zu den Winzlingen gehört, gibt es in der Gemeinde eine Vielzahl an Ecken, die sich auf Schusters Rappen erkunden lassen: Spiegelberg verfügt über 200 Kilometer Wanderwege und unterhält 13 Wanderparkplätze. Bürgermeister Uwe Bossert hatte für die etwa 30 Teilnehmer, unter ihnen etliche „Wiederholungstäter“ und mit Gernot Gruber (SPD) erstmals bei dieser Veranstaltungsreihe auch ein Landtagsabgeordneter, eine anspruchsvolle, acht Kilometer lange Strecke ausgewählt.

Vom Feuerwehrhaus ging die Wanderung zum Silberstollen

Sie hat im Hauptort am Feuerwehrgerätehaus ihren Start, von wo sie hoch zum Oberen Roßstaig und weiter über die Kreuzbuche zum Silberstollen und zur Silberquelle geht, bevor sie durch den unteren Teil der Hüttlenwaldschlucht und vorbei am gemeindeeigenen Schafstall zurück zum Ausgangspunkt führt. Es gilt, 300 Höhenmeter zu überwinden. „In Spiegelberg hast du ein Problem: Egal, was du machen möchtest, du musst irgendwann in die Höhe“, bereitet Uwe Bossert die Gruppe, die er gemeinsam mit dem stellvertretenden BKZ-Redaktionsleiter Matthias Nothstein an der Feuerwehr willkommen heißt, darauf vor, dass Kondition gefragt sein wird.

Weil Spiegelberg nicht nur reich an Höhenmetern ist, sondern auch an bewaldeten, schattigen Wegen, ist die hochsommerliche Hitze aber gut zu händeln. Zusätzlich hat Bossert, der für den örtlichen Fremdenverkehrsverein regelmäßig als Wanderführer fungiert, Erfrischendes eingeplant in Form von gekühlten Getränken, Stopps an Brunnen mit Trinkwasser und Wissenswertem unter anderem über die Wasserversorgung – ein „Riesenthema in den Städten und Gemeinden“.

Versorgung wurde unterwegs aufgesammelt

Entlang der Strecke wachsen Brombeersträucher, von denen manche Teilnehmer naschen. Auch das erste Fallobst liegt schon zum Verzehr auf dem Boden. Und die Aussichten über die grünen Hügel, die sich kurz vor dem Oberen Roßstaig auftun, lassen viele ihre Handys zum Fotografieren zücken. Die Naherholung, so Bossert, sei immer wieder ein Thema. Insgesamt gebe es 170 Gästebetten im Ort, vor allem der Bereich Ferienwohnungen habe sich jüngst weiterentwickelt.

Angekommen am Brunnen des Oberen Roßstaigs, das Örtchen lag einstmals am Handelsweg Richtung Heilbronn und diente als Pferdewechselstation, sind über 200 Höhenmeter schon geschafft und Bossert weist die Wanderer auf die vielen frisch asphaltierten Stellen hin, die sich im gesamten Gemeindegebiet finden und dem Ausbau des Breitbandnetzes geschuldet sind. „Alle kleinen Wohnorte sind demnächst mit Glasfaser bis ins Haus versorgt“, sagt der Bürgermeister über die Bedeutung der beiden interkommunalen Breitbandförderprojekte, an denen Spiegelberg beteiligt ist. „Das ist ein Quantensprung. Was Ende des letzten Jahrhunderts die Wasserversorgung war, ist jetzt das Breitband.“

Friedrich Schiller hat sich von Spiegelbergs Räubern inspirieren lasses

Auf der Höhe geht es recht eben weiter in Richtung Stocksberg, bevor der Schotterweg zum Silberstollen abzweigt. Ein steiler, schmaler Pfad führt zum Stollen, der wegen der dort lebenden Fledermauspopulation geschlossen ist. Um den Stollen, bei dem Bossert erläutert, was es mit der einstmaligen Goldgräberstimmung in Spiegelberg auf sich hatte und weshalb Friedrich Schiller den größten Halunken in seinem Werk „Die Räuber“ Spiegelberg nannte, ist es feucht, der Boden matschig. „Unser Wasser kommt aus Quellaustritten“, schildert Bossert, dass hier der Silberbach entspringt und dann hinunter in den Senzenbach läuft. Spiegelberg verfügt über viel eigenes Wasser, einen Tiefbrunnen, fünf Hochbehälter, 60 Kilometer allein an großen Verbindungsleitungen. 2015 beschloss man, die Wasserversorgung neu zu konzipieren, sodass man nach der Sanierung und Optimierung der eigenen Wasserquellen autark ist – ein Riesenprojekt, das bis ins Jahr 2035 fortgeschrieben wird. Erste, bereits verwirklichte Bausteine sehen die Wanderer im weiteren Verlauf der Strecke: An der Prevorster Straße befindet sich der Sammelschacht, in dem das Wasser verschiedener Quellen gesammelt wird, bevor es weiter in Richtung Wasserwerk am Senzenbach fließt. Schon fast zurück im Ort, die ersten Häuser am Gegenhang schimmern durch das Grün der Bäume, öffnet sich der Blick auf ein unscheinbares, mit Holz verschaltes Gebäude im Stil einer Scheune: das Wasserwerk. „Wenn es fertig ist, stecken darin 1,3 Millionen Euro“, klärt Bossert über die größte Einzelinvestition im Rahmen der Wasserneukonzeption auf.

Ganz zum Schluss überquert die Gruppe die frisch sanierte Ortsdurchfahrt, die die Abschlussmaßnahme im Spiegelberger Sanierungsgebiet darstellt. Dabei ist zu erfahren, dass sich unmittelbar daran ein zweites Sanierungsgebiet, Ortsmitte 2, anknüpfen soll, dessen Antragstellung in Arbeit ist und bis Ende Oktober eingereicht werden soll. Nicht nur auf den Wanderwegen, sondern auch in dieser Hinsicht ist der Bürgermeister sportlich unterwegs. Und so haben sich alle, zurück am Feuerwehrgerätehaus, den Imbiss, den die Jugendfeuerwehr bereit hält, redlich verdient.

In Spiegelberg dreht sich vieles um die Wasserversorgung

In Spiegelberg dreht sich vieles um die Wasserversorgung

Am Oberen Roßstaig erwartet die Wanderer kühles Nass. Fotos: Alexander Becher

Die nächste Wanderung

Wandertag Am kommenden Freitag, 12. August, macht der BKZ-Wandertag Station in Murrhardt. Los geht es wie gewohnt um 14 Uhr, Startpunkt ist am Rathaus.

Tour Bürgermeister Armin Mößner hat eine etwa zweieinhalbstündige Tour in Richtung Riesbergturm ausgewählt. Sie führt durch den Stadtgarten und über die Pilgerstaffel den Riesberg hinauf zum Aussichtsturm. Auf dem Rundweg geht es danach weiter – je nachdem, wie das Wetter ist, kann auf dem Rückweg eine größere oder kleinere Schleife gewählt werden. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.