Vier Unfallschwerpunkte in Backnang

Im Stadtgebiet Backnang gibt es vier Unfallschwerpunkte, von denen im optimalen Fall drei aus verschiedenen Gründen ohnehin zeitnah umgebaut werden. Nur an der Kreuzung Im Kusterfeld/Winnender Straße soll eine Verkehrsschau zeigen, ob das Parken weiter eingeschränkt werden muss.

Vier Unfallschwerpunkte in Backnang

Im Vorjahr hat es an der Kreuzung Heinrich-Hertz-Straße/Weissacher Straße achtmal gescheppert. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Das Polizeipräsidium Aalen hat für die Jahre 2019 bis 2022 im Backnanger Stadtgebiet vier Kreuzungen als Unfallhäufungsstellen aufgelistet. Dabei handelt es sich um folgende Kreuzungen:

Im Kusterfeld/Winnender Straße.

Kreisverkehr Aspacher Straße/Schöntaler Straße

Einfahrt der Landesstraße L1115 auf die B14 (Krähenbachkreuzung oben)

Heinrich-Hertz-Straße/Weissacher Straße

In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses der Stadt Backnang informierte die Stadtverwaltung die Stadträte über die Hintergründe. Obwohl es an allen Stellen Verletzte, zum Teil sogar Schwerverletzte zu beklagen gibt, muss die Stadt nach Ansicht des Ersten Bürgermeisters Stefan Setzer nicht aktiv werden. Denn an drei dieser Unfallhäufungsstellen könnte es sein, dass ohnehin relativ kurzfristig Umbaumaßnahmen anstehen. Nur im Fall der Kreuzung Im Kusterfeld/Winnender Straße kündigt Gisela Blumer, die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts an, bei der nächsten Verkehrsschau zu prüfen, ob unter Umständen nicht die Parkierung in der Nähe der Kreuzung weiter eingeschränkt werden soll.

Der erste Bericht des Polizeipräsidiums Aalen, der für den Zeitraum 2019 bis 2021 gilt, liegt der Stadtverwaltung schon länger vor. In der genannten Zeitspanne entsprach nur die Kreuzung Im Kusterfeld/Winnender Straße der Definition Unfallschwerpunkt (siehe Infobox). Sechs Unfälle hatten sich ereignet, so Raphaela Schmied von der Ortspolizeibehörde der Stadt Backnang. Mehrheitlich handelte es sich hierbei um die Missachtung der Rechts-vor-Links-Regelung. In einem Fall krachte es in der Ausfahrt von einem Grundstück. Insgesamt zu beklagen waren ein Schwerverletzter und fünf Leichtverletzte.

Die Übersicht ist ausreichend und trotzdem scherbelt es immer wieder

Eigentlich ist die Verkehrsführung an dieser Stelle eindeutig geregelt. Die Straße Im Kusterfeld ist vorfahrtsberechtigt. Grundsätzlich ist laut Schmied auch die Übersicht ausreichend. Und deshalb sind „aus verkehrlicher Sicht keine weiteren Maßnahmen erforderlich“, so die Leiterin des Sachgebiets Straßenverkehr. Das Unfallgeschehen ist aus Sicht der Polizei auf fehlende Aufmerksamkeit zurückzuführen.

Diesen Standpunkt teilten mehrere Stadträte nicht. Karl Scheib (BfB) nannte es gefährlich, an dieser Stelle aus der Winnender Straße in die Straße Im Kusterfeld einzufahren. Der Grund hierfür seien geparkte Kraftfahrzeuge in der Straße Im Kusterfeld. „Man muss fast bis in die Mitte der Straße einfahren, um überhaupt erst etwas sehen zu können. Wenn man nicht aufpasst, dann kracht’s. Ich finde diese Ausfahrt sehr gefährlich.“ Setzer widersprach. Selbst die Polizei nannte als Grund nur fehlende Aufmerksamkeit. Es sei zwar richtig, dass man sich an dieser Stelle in die Kreuzung hineintasten müsse, aber das sei möglich. Setzer: „Es geht nur nicht nach dem Motto, ich sehe gerade nichts, also fahre ich los.“

Sabine Kutteroff (CDU) erinnerte daran, dass ihre Fraktion einen Antrag gestellt hatte, an dieser Stelle die Parkmöglichkeit einzuschränken, damit die Kreuzung besser einsehbar wird. Damals habe man den Antrag abgelehnt mit der Begründung, es handele sich um keinen Unfallschwerpunkt. Kutteroff: „Jetzt ist es einer.“ Und auch Fraktionskollege Rolf Hettich erklärte: „Da stehen zu viele Autos.“ Blumer konkretisierte. Bei dem Antrag ging es nicht in erster Linie darum, die Sicht an der Kreuzung zu verbessern. Vielmehr hatte der Antrag die Stoßrichtung, den geparkten Schwerlastverkehr einzuschränken. Nun gestand Blumer den Kritikern zu, bei einer der nächsten Verkehrsschauen zu prüfen, ob eine Änderung an der Parkierung sich positiv auf die Übersicht der Kreuzung auswirkt.

Schweizer plädiert für Maßnahmen, die die Aufmerksamkeit der Fahrer erhöhen

Sollte die Ursache wirklich mangelnde Aufmerksamkeit sein, dann plädierte Lutz-Dietrich Schweizer (CIB) dazu, Maßnahmen zu ergreifen, diese Aufmerksamkeit zu erhöhen. „An anderen Rechts-vor-Links-Kreuzungen existieren viel deutlichere Hinweise. Etwa deutlichere Markierungen auf der Straße oder Schilder und Blinkampeln. Mangelnde Aufmerksamkeit ist kein Schicksal.“ Doch Setzer wiegelte ab: „Ich weiß nicht, ob wir mit einer Blinkampel nicht übers Ziel hinausschießen.“ Auch Blumer betonte: „Eine klassische Gefahrenstelle ist es nicht. Der Grund für die Unfälle ist eher die Fahrlässigkeit der Fahrer.“

Erst wenige Tage vor der Sitzung des Verkehrsausschusses ging dann noch die Polizeistatistik der Jahre 2020 bis 2022 bei der Stadtverwaltung ein. Sie attestierte drei weitere Unfallhäufungsstellen im Stadtgebiet. Das Besondere dabei: Bei allen drei Kreuzungen sind seit langem Umbaumaßnahmen geplant. Zwar weniger aufgrund der Verkehrssicherheit, aber die Umbauten würden in jedem Fall quasi nebenbei die Sicherheit erhöhen.

Erste Stelle: Der Kreisel Aspacher Straße/Schöntaler Straße. Schon lange plant die Stadt den Ausbau des provisorischen Kreisverkehrs. Dort hatte es acht Unfälle gegeben. In Abstimmung mit der Polizei und in Anbetracht des baldigen Ausbaus des Kreisverkehrs müssen keine verkehrlichen Maßnahmen getroffen werden. Da der Radius des künftigen Kreisels größer ausfällt, wird dieser sicherer. Die Prognose der Verantwortlichen: „Künftig wird der Kreisel kein Unfallschwerpunkt mehr sein.“

Die Monate bis zum Umbau der Krähenbachkreuzung sind gezählt

Gleiches gilt für die Einmündung des Autobahnzubringers auf die B14. An der oberen Einfahrt der sogenannten Krähenbachkreuzung hat es sechsmal gekracht. Zwei Autofahrer standen dabei unter Alkoholeinfluss. Die Bilanz: zwei Schwer- und vier Leichtverletzte. Allerdings sind auch hier die Monate bis zum Umbau der Anschlussstelle Backnang-West gezählt. Somit lohnt es sich auch hier nicht, jetzt über kurzfristige Lösungen nachzudenken.

Weniger klar ist, ob sich an der Kreuzung Weissacher Straße/Heinrich-Hertz-Straße etwas ändert. Hier hat es allein im Jahr 2022 achtmal gekracht. Die traurige Bilanz: ein Schwerverletzter und drei Leichtverletzte. Im günstigsten Fall, wenn also das Regierungspräsidium die Idee der Stadtverwaltung aufgreift, die B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd nach ihren Plänen umzubauen, wird die Heinrich-Hertz-Straße künftig zur Hauptachse. Das heißt: Die Straße knickt am Ende als Vorfahrtsstraße in Richtung Weissacher Tal ab. Damit würde die Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer aus dem Täle für die Anschlussstelle Backnang-Süd kräftig steigen, die Ortsdurchfahrten von Heiningen und Waldrems könnten entlastet werden.

Gleichzeitig, quasi als Nebeneffekt, könnten die Unfallzahlen zurückgehen, denn die meisten der acht Karambolagen ereigneten sich auf der Rechtsabbiegespur von der Heinrich-Hertz-Straße auf die Weissacher Straße. Der Abbieger muss derzeit noch Vorfahrt gewähren, „aber das hat nicht immer so funktioniert“, so Setzer. Die Polizei hat daher eine „Vollsignalisierung der Kreuzung angeregt“, dann hätten auch Rechtsabbieger eine Ampel. Da es sich um eine Kreisstraße außerorts handelt, wäre der Landkreis dafür zuständig.

Sabine Kutteroff sprach sich dafür aus, die Kreuzung jetzt schon umzubauen, unabhängig von einer Entscheidung über die Anschlussstelle Backnang-Süd. Allein dies würde den Verkehrsfluss verbessern. Doch Setzer gab zu bedenken, dass aktuell der Verkehr aus dem Weissacher Tal in Richtung der Einkaufsmeile Backnang-Süd der dominierende ist. Jetzt schon die Verkehrsführung zu ändern würde bedeuten, die Hauptrichtung unterzuordnen und Rückstaus in Kauf zu nehmen, ohne an der Spritnase bereits eine Verbesserung zu haben.

Definition Unfallhäufungsstelle

Grenzwerte Die Polizei spricht von einer Unfallhäufungsstelle, wenn an einer Straßenstelle mit nur geringer Längenausdehnung (zum Beispiel einem Kreuzungsbereich) gehäufte Unfälle über einen Ein- oder Dreijahreszeitraum auftreten. Dabei gelten folgende Grenzwerte:

in einem Jahr vier gleichartige Unfälle

innerhalb von drei Jahren fünf Unfälle mit Personenschaden

innerhalb von fünf Jahren drei Unfälle mit schwerem Personenschaden