Nachdem in der dritten Erweiterungsfläche (oben rechts) alle Grundstücke vergeben oder reserviert sind, soll das Gebiet nun in Richtung Schützenhaus eine kleine Erweiterung (auf der Karte unten links) erhalten, die jedoch maximal bis an den bestehenden Fuß- und Radweg reichen soll. Luftfoto: W. Kuhnle
Von Matthias Nothstein
BACKNANG/ASPACH. Die Erfolgsgeschichte Lerchenäcker geht nicht nur ungebrochen weiter, sie schlägt auch ein weiteres Kapitel auf, wenngleich nicht in derselben Dimension wie bisher. Nachdem inzwischen selbst die dritte Erweiterung komplett verkauft beziehungsweise projektiert ist, plant der interkommunale Zweckverband Lerchenäcker laut dessen Geschäftsführer Alexander Zipf eine „untergeordnete Erweiterung“ im südlichen Bereich. Es handelt sich dabei um eine Fläche von 1,25 Hektar in der Verlängerung der Manfred-von-Ardenne-Allee von der Rettungswache in Richtung Schießsportzentrum. Da das Areal außerhalb des Flächennutzungsplans liegt, muss der Verband erst die baurechtlichen Voraussetzungen in Form eines Bebauungsplans schaffen. Zipf rechnet damit, dass der Aufstellungsbeschluss dazu bis zum Sommer gefasst werden könnte. In diesem Fall könnten Bauinteressenten bis in zwei oder drei Jahren loslegen. Der Zweckverband hat im Haushalt bereits 450000 Euro für den Grunderwerb eingestellt. Zum Zuge kommen sollen eher Handwerksbetriebe beziehungsweise kleinere Betriebe, die hier einen neuen Firmensitz schaffen wollen. Der Zuschnitt ist noch völlig offen. Klar ist nur, dass der bisherige Rad- und Fußweg die endgültige Grenze des Gebiets bildet.
Das Potenzial in den Lerchenäckern ist damit offensichtlich ausgereizt. Weil die Nachfrage nach Bauflächen aber ungebrochen groß ist, plant die Stadt Backnang eine weitere Erweiterung in einem völlig anderen Industrie- und Gewerbegebiet, nämlich in Waldrems. Dort soll das Gewerbegebiet Mühläcker parallel zur künftigen B14 zwischen der Lech- und Isarstraße in Verlängerung der Spedition Ulmschneider um neun bis zehn Hektar erweitert werden. Aktuell stehen die Grundstücksverhandlungen an. Parallel wird laut Zipf die Erschließungsplanung gemacht. Es ist offensichtlich die einzige Fläche, in der die Stadt interessierten Bauherren mittelfristig Neubaupläne ermöglichen kann.
Zahlreiche Firmen und Betriebe haben ihre Gebäude 2020 bezogen.
In den Lerchenäckern hingegen haben im Vorjahr zahlreiche Firmen und Unternehmen neue Betriebsgebäude erstellt und zum Teil schon bezogen. Die Ansiedlungen gingen also auch im Jahr der Coronapandemie unvermindert weiter. Konkret haben die Firmen Aptus IT, Elektro Pfeil, Fema Federriegel und Maschinenbau sowie Maler Stelzle 2020 ihre Neubauten im hinteren Teil der Manfred-von-Ardenne-Allee in Besitz genommen.
Auch die Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH hat die Weichen für ihre Zukunft in den Lerchenäckern gestellt. Sie hat – zusätzlich zu den bisherigen Betriebsflächen – weitere 2,6 Hektar Fläche erworben, um dort zwei neue Technologiezentren mit bis zu 700 Arbeitsplätzen entstehen zu lassen. Nähere Details zu den Plänen möchte Höfliger derzeit jedoch nicht veröffentlichen.
All diese erfreulichen Entwicklungen spielen sich im dritten Bauabschnitt ab. Von der zehn Hektar großen Fläche sind 4,3 Hektar bereits verkauft. Und bei über fünf Hektar ist der Zweckverband laut Geschäftsführer Zipf mit Interessenten in sehr konkreten Gesprächen. Es handelt sich dabei allesamt um größere und mittelständische Unternehmen aus dem Raum Backnang und dem Umfeld.
Der jetzt anvisierte vierte Abschnitt in den Lerchenäckern ist hingegen für typische Handwerksbetriebe oder kleinere Firmen gedacht. Firmen wie jene, die in Richtung Strümpfelbach den Abschluss des Gebiets bilden. Nahezu allesamt Betriebe, denen die räumlichen Verhältnisse an den bisherigen Standorten zu eng oder strukturell zu schwierig geworden sind.
So etwa die Firma Elektro Pfeil, die früher in der Eduard-Breuninger-Straße unweit der Aspacher Brücke in Backnang angesiedelt war. Im November vergangenen Jahres erfolgte der Umzug in die Lerchenäcker. Geschäftsführer Steffen Pfeil ist mit der Entscheidung extrem zufrieden: „Das war die richtige Entscheidung. Die neuen Räume auf dem 17 Ar großen Grundstück sind ein Traum. Alle Mitarbeiter und auch ich sind sehr glücklich.“ Für den 53-Jährigen bietet der Umzug auch die Möglichkeit zur Expansion. In vielerlei Hinsicht. So gehört etwa zu den aktuell zehn Mitarbeitern seit Kurzem auch die erste Frau als Elektrikerin. Ihre Anstellung war nur möglich, weil es nun auch nach Geschlechtern getrennte Sanitärräume gibt. Aber auch auf vielen anderen Gebieten gibt es erfreuliche Möglichkeiten. Pfeil: „In Sachen Infrastruktur war es ein großer Schritt nach vorne. Deutliche Verbesserungen gibt es bei Themen wie etwa der Parkplatzsituation, der Mülllogistik oder der Anlieferung.“ Der Firmenchef ist auch deshalb sehr zuversichtlich, weil die derzeitige Lage keine schlimmen Auswirkungen auf seinen Betrieb hat: „Wir sind Handwerker und gehören nicht zu den Branchen, die unter Corona leiden.“
Auch der Backnanger Malereibetrieb Stelzle hat sich verändert und mit dem Umzug in die Lerchenäcker einen großen Schritt in Richtung gesicherte Nachfolge gemacht. Der bisherige Firmenchef Rolf Stelzle kann nämlich am bisherigen Standort im Gewerbegebiet Lange Äcker im Backnanger Süden trotz beengter Verhältnisse weiterarbeiten, weil sich sein Sohn Noah mit einem Teil der Mitarbeiter im neuen Domizil in den Lerchenäckern als Maler Stelzle GmbH selbstständig gemacht hat. Eine Win-win-Situation für Vater und Sohn. Noah Stelzle: „Wir sind sehr froh, dass wir es gemacht haben.“ Zumindest in den nächsten Jahren gibt es so zwei Maler Stelzle in der Stadt.
Trotz aller Zufriedenheit möchte aber Steffen Pfeil eines noch in Richtung Stadt Backnang loswerden: „Eine zweite Anbindung des Gewerbegebiets an die B14 – das wäre schon perfekt.“ Ein Wunsch, eine Forderung, der sich viele Firmenchefs, Mitarbeiter und Kunden dieses boomenden Gebiets anschließen.
Aufmerksamen Beobachtern dürfte es schon seit geraumer Zeit aufgefallen sein: Die Flatterbänder auf den freien Erweiterungsflächen sind weg. Hintergrund ist, dass der Zweckverband laut Geschäftsführer Alexander Zipf dafür Sorge tragen muss, „dass eine ganzjährige Bebauung möglich ist“.
Künftig wird die Systematik umgestellt. Das heißt: Die Flächen/Böden werden regelmäßig bearbeitet, um Vegetationswuchs zu verhindern. Dadurch haben zum Beispiel Lerchen keine Deckung mehr, sie werden sich hier nicht mehr ansiedeln. Laut Zipf ist dies unproblematisch, da Ausgleichsflächen geschaffen wurden. Grundsätzlich jedoch möchten die Verantwortlichen verhindern, dass sich auf dem Baugrund wieder geschützte Arten ansiedeln, die eine spätere Entwicklung hemmen könnten. Leidvolle Erfahrungen wurden auf diesem Gebiet bereits mit plötzlich vorhandenen Wechselkröten oder Zauneidechsen gemacht.
Das neue Vorgehen wird unabhängig von unternehmerischen Zielsetzungen angewandt. Die Bearbeitung des Bodens ist also kein Indiz, dass die eine oder andere Firma demnächst mit ihrem Bau beginnt.
Für Zipf sind zwei Aspekte wichtig: Das Vorgehen bedeutet nicht, dass auf die Lerchen oder andere Tiere keine Rücksicht genommen. Und es soll aber auch nicht heißen, dass in dem Gebiet in den nächsten Monaten nichts passiert.
Für die verkauften Flächen besteht Baupflicht. Dies bedeutet, dass die Grundstücke drei Jahre nach dem notariellen Verkauf bezugsfertig bebaut sein müssen. Andernfalls fallen die Grundstücke wieder an den Zweckverband zurück.
In den Lerchenäckern werden derzeit 1700 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter beschäftigt.