Volksbanken stellen sich auf schwieriges Jahr ein

dpa Frankfurt/Main. Das Umfeld ist ohnehin schon eine Herausforderung für Banken. Nun schüttelt das Coronavirus die Märkte zusätzlich durch. Deutschlands Genossenschaftsbanken sehen sich aber gut gerüstet.

Volksbanken stellen sich auf schwieriges Jahr ein

Die genossenschaftlichen Institute sehen sich für Rückschläge gut gerüstet. Foto: Patrick Seeger/dpa

Nach einem unerwartet positiven Jahr stellen sich Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken auf schwere Zeiten ein - verschärft durch die Coronavirus-Pandemie.

„Für die Kreditwirtschaft mischen sich Negativzinsen, die flache Zinsstruktur und der intensive Wettbewerb zu einem schwer verdaulichen Cocktail“, bilanzierte die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, in einer Videokonferenz.

Für Rückschläge sehen sich die genossenschaftlichen Institute gut gerüstet. Bislang gebe es „keinerlei Anzeichen, dass die Coronavirus-Krise zu Stützungsfällen führt“, sagte BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann. Die Sicherungsfonds seien gut gefüllt. „Im Moment sehe ich keine akute Gefahr.“ Nach Einschätzung des BVR haben die Genossenschaftsbanken genügend Substanz, über Jahre hinweg seien Puffer für Krisenzeiten aufgebaut worden. Kolak und Hofmann zeigten sich überzeugt, dass die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Kunden auch in der aktuellen Krise ein verlässlicher Partner sein werden.

Das Jahr 2019 schlossen die Institute trotz vieler Herausforderungen mit einem Gewinnplus ab. Unter dem Strich verdienten die 841 Genossenschaftsbanken vorläufigen Zahlen zufolge zusammen 2,2 Milliarden Euro. Hauptgrund der positiven Entwicklung: Kräftige Kursgewinne im Wertpapierbestand. Ein Jahr zuvor hatten die damals noch 875 Institute rund 1,9 Milliarden Euro Überschuss verbucht.

Für das laufende Jahr erwartet der BVR ein schwächeres Ergebnis. Zudem rechnet der Verband mit etwa 40 weiteren Fusionen von Genossenschaftsbanken in Deutschland. Diese Entwicklung wird auch dadurch getrieben, dass immer mehr Bankkunden kaum noch in die Filiale gehen, sondern Bankgeschäfte auf digitalem Wege erledigen.

Bei der bereits für das vergangene Jahr avisierten Einführung von Apple Pay legt sich der BVR jedoch weiterhin nicht auf einen Termin fest. Das Bezahlverfahren per iPhone oder Apple Watch werde für die Genossenschaftsbanken bald kommen, sagte Kolak: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“ Apple Pay gibt es seit Ende 2018 in Deutschland.

Das Zinstief macht der gesamten Branche zu schaffen. Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt 0,5 Prozent Zinsen von Geldhäusern, die Geld bei der Notenbank parken. Eine weitere Verschärfung dieses Strafzinses ist angesichts des aktuellen Abschwungs an den Märkten nicht ausgeschlossen. Der Negativzins soll Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben, um so die Wirtschaft anzukurbeln.

Immer mehr Institute geben die Minuszinsen an Kunden weiter - auch an vermögende Privatkunden. Verbände wie der Genossenschaftsverband erwarten allerdings keine Negativzinsen für Privatkunden auf breiter Front. Die Volks- und Raiffeisenbanken nähmen den „Schutz des Spargedankens“ sehr ernst, sagte dessen Vorstandsvorsitzender Ingmar Rega jüngst in Frankfurt.