Von der Moschee zum Müllsammeln

Mitglieder der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde sind am Neujahrstag aktiv – Dank für Aufnahme

Von Uli Meyer

Stuttgart Die wenigen Passanten, die am Neujahrsmorgen zwischen 8 und 9 Uhr an der Haußmannstraße vorbeikamen, trauten ihren Augen kaum. Da befreite gerade ein rund 50-köpfiger Trupp Gehweg und Straße von großen Mengen Silvestermüll. Und es waren keine städtischen Bediensteten, die mit Besen, Zangen und Mülltüten unterwegs waren. Die Arbeit verrichteten Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde – unentgeltlich.

Für die muslimische Glaubensgemeinschaft hat dieseNeujahrsaktion Tradition. „Wir machen das seit vielen Jahren, teils haben schon unsere Väter damit angefangen. Und übrigens nicht nur in Stuttgart, sondern bundesweit in 240 Städten und Gemeinden“, sagt Abdul Awal, der für die Organisation der rund 300 Mitglieder starken örtlichen Gruppe zuständig ist. Schon um 6.15 Uhr haben sich die Freiwilligen in der Moschee in Bad Cannstatt getroffen, gemeinsam gebetet und gefrühstückt, um dann in Fahrgemeinschaften oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Haußmannstraße zu gelangen. Wo genau die Muslime die leeren Flaschen, Böller- und Raketenreste der Silvesterfeiern einsammeln, geschieht in Absprache mit der Stadtverwaltung. Vom Amt für Abfallwirtschaft bekommen sie auch Material gestellt, später werden die gefüllten Mülltüten vom Amt eingesammelt.

„Das ist seit Jahren ein gut funktionierendes Zusammenspiel“, lobt Awal die Zusammenarbeit mit der Stadt. Die beim Partyvolk beliebte Feiermeile mit dem Panoramablick kennen die Muslime bestens. „Wir sammeln seit Ewigkeiten in der Haußmannstraße, früher waren wir auch in der Cannstatter Fußgängerzone im Einsatz“, so Awal. Immer dabei ist Ahmad Yahya. „Ich mache seit Anfang der 90er Jahre mit“, sagt der Bosch-Mitarbeiter, der seit 40 Jahren hier lebt. Aber auch ein paar Kinder helfen diesmal mit.

Der Glauben treibt die Mitglieder derAhmadiyya-Gemeindean. „Sauberkeit ist ein Teil des Islam. Und der Koran fordert uns auch auf, uneigennützig Gutes zu tun, also beispielsweise Arbeit, die nicht materiell entlohnt wird“, sagt Abdul Awal. Mit dieser undweiteren Aktionenwie Obdachlosenspeisungen und Altenheimbesuchen „wollen wir als Dank für unsere Aufnahme auch etwas zurückgeben“, richtet sich Awal an die deutsche Bevölkerung.

In diesem Jahr meinte es die Witterung gut mit den Müllsammlern. Es war trocken und für die Jahreszeit sehr mild. Deshalb brauchte es auch nur eine gute Stunde, dann war die Haußmannstraße gesäubert.https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.islamische-ahmadiyya-gemeinde-in-waiblingen-bau-der-moschee-beginnt-2019.3d4339a8-7d0c-4ac5-911e-665a0e82c899.htmlhttps://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kampagne-muslimefuerdeutschland-der-ahmadiyya-muslim-jaamat-botschafter-fuer-den-islam.9dd01bb3-2262-4eeb-9ad9-52d16369d427.htmlhttps://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.neujahrsaktion-in-stuttgart-let-s-putz-die-erste-kehrwoche-im-neuen-jahr.4c96b438-65db-4a61-9a88-68061fd409cc.html