Von der Rektorin zurück zur „reinen“ Lehrerin

14 Jahre war Bettina Stach Rektorin der Schule an der Weissach. Zum Ende des Schuljahres hat sie die Grundschule in Unterweissach verlassen, um wieder mehr zu unterrichten. Das Kollegium, sagt sie, werde sie sehr vermissen. Gleichzeitig freut sie sich auf ihre neue Aufgabe.

Von der Rektorin zurück zur „reinen“ Lehrerin

Durch diese Tür wird sie nun nicht mehr täglich gehen: Bettina Stach steht am Eingang der Schule an der Weissach. Foto: J. Fiedler

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Das Schönste an ihrem Beruf, sagt Bettina Stach, sei der Kontakt zu den Kindern. Daher freut sich die 48-Jährige auf den Umbruch, der gestern begonnen hat: Der letzte Tag des Schuljahres war auch ihr letzter Arbeitstag als Rektorin der Schule an der Weissach. Nach 14 Jahren wird Stach ihre Verwaltungstätigkeit an der Grundschule in Unterweissach aufgeben, um nach den Sommerferien an der Grundschule in Allmersbach im Tal anzufangen. „Ganz wichtig“, sagt sie, „ich werde dann wieder ‚reine‘ Lehrerin sein, wie ich das nenne.“ Sich wieder ganz aufs Unterrichten konzentrieren zu können, den Schülerinnen und Schülern nahe zu sein – das ist das, was Bettina Stach am meisten am Herzen liegt.

Dass ihr neuer Arbeitsplatz nur wenige Kilometer vom alten entfernt sein wird, empfindet sie als „Geschenk“. „Es hätte ja der ganze Rems-Murr-Kreis sein können, was vollkommen in Ordnung gewesen wäre. Aber es ist natürlich schön, im Weissacher Tal bleiben zu können“, sagt Stach, die mit ihrem Mann in Unterweissach wohnt.

Eine Berufsalternative gab es für sie nie

Dass sie einmal Lehrerin werden würde, stand früh fest. „Ich habe schon in der Grundschule Bilder gemalt, auf denen man Lehrer sieht, die mir verdächtig ähnlich sehen“, erzählt sie. „Ich habe schon immer gedacht: Das wäre ein schöner Beruf. Und darauf bin ich eigentlich geradlinig zugegangen.“ Eine Alternative habe es für sie nie gegeben. Das Unterrichten, gerade an der Grundschule, erfüllt sie nach wie vor. „Es ist etwas besonders Schönes, Kindern dabei zuzusehen, wie sie ihr erstes Wort lesen. Wenn sie mit einem Mal entziffern können: ‚Da steht doch Hose!‘, dann ist da so ein Leuchten in ihren Augen“, schwärmt Stach. „Diesen Lernzuwachs haben die Kinder in allen späteren Klassen nicht mehr.“

Ihre Stelle als Rektorin aufzugeben, ist ihr nicht leichtgefallen. Die Entscheidung dafür kam auch nicht von einem Tag auf den anderen. Immer wieder, sagt Stach, sei der Gedanke aufgekommen: „Möchte ich das so bis zum Ende meines Berufslebens machen?“ In den vergangenen Jahren seien immer mehr Verwaltungsaufgaben dazugekommen, die Unterrichtszeit sei weniger und weniger geworden. Doch für sie war es nach wie vor das Schönste an ihrem Beruf zu unterrichten. „Von daher habe ich gedacht: Mein Weg führt mich zurück ins Klassenzimmer.“ Als sie ihre Entscheidung verkündete, waren ihre Kolleginnen nicht nur überrascht. „Sie waren vor allem erschüttert und traurig“, sagt Stach. „Wir sind hier an der Schule an der Weissach so ein nettes Team, dass es immer schmerzt, wenn jemand – sei es aus Altersgründen, wegen eines Umzugs oder weil ein Kind zur Welt kommt – die Schule verlässt. Weil einfach ein Teil des Systems fehlt.“ Dennoch hätten alle ihre Entscheidung verstehen können.

Auch sie stimmt der Gedanke, die Schule nun verlassen zu haben, traurig. So ganz ist der Abschied noch nicht in ihrem Bewusstsein angekommen. Bis zum letzten Schultag war noch vieles zu organisieren – da blieb wenig Zeit, um an den Neuanfang zu denken. Wie ihr Stundenplan in Allmersbach aussehen wird, weiß Stach noch nicht. Ihn wird sie im Lauf der Ferien zugeschickt bekommen. Sie freut sich darauf, künftig wieder 28 statt – wie bisher – 16 bis 18 Stunden unterrichten zu dürfen. „Das wird toll!“, ist sie sich sicher. Wer sie im Rektorat ablösen wird, steht noch nicht fest. Der Bewerbungsprozess ist nicht abgeschlossen.

Gerne zurück denkt Bettina Stach unter anderem an die Zusammenarbeit mit den Kindergemeinderäten und Bürgermeister Ian Schölzel, der sich mit dem Elternbeirat bereits bei einer kleinen Abschiedsfeier bei Stach bedankte und ihr alles Gute für die Zukunft wünschte. Sie selbst freut sich jetzt erst einmal auf die Sommerferien – die ersten seit Langem ohne Pläne.

Bettina Stach

Schulzeit Bettina Stach wurde im April 1973 in Backnang geboren. Sie besuchte die Grundschule in Lippoldsweiler, später die Realschule am Bildungszentrum Weissacher Tal sowie das Wirtschaftsgymnasium in Backnang, wo sie ihr Abitur machte.

Ausbildung An der Pädagogischen Hochschule (PH) in Ludwigsburg studierte Stach Deutsch, Sachunterricht und Anfangsunterricht (für Erst- und Zweitklässler) auf Lehramt. In Mulfingen und Bad Mergentheim machte sie das Referendariat zur Grund- und Hauptschullehrerin. Danach absolvierte sie das Erweiterungsstudium Katholische Religionslehre an der PH Ludwigsburg.

Karriere Als Religionslehrerin unterrichtete Stach ein Jahr an der Falkertschule, an der Schloss-Realschule sowie an der Hasenbergschule in Stuttgart. Ihre nächste Station war drei Jahre die Grund- und Werkrealschule Rosensteinschule, ebenfalls in Stuttgart. Weitere drei Jahre verbrachte Stach an der Walterichschule in Murrhardt. Von 2007 an arbeitete sie an der Schule an der Weissach, zunächst als Konrektorin, seit 2008 als Rektorin. Als ihre wichtigsten Beiträge dort sieht sie die Einrichtung einer Schulsozial-arbeiterstelle sowie den VKL-Unterricht für Kinder nicht deutscher Herkunft.