Von Engeln behütet

Sammellust (3) Angelika Rüb verbindet mit den 300 Engeln, mit denen sie sich umgibt, viele Erinnerungen, die sie nicht missen möchte. Nach dem Umzug in eine kleinere Wohnung in Backnang kann sie jedoch gar nicht alle aufstellen.

Von Engeln behütet

Jeder Platz in Angelika Rübs Wohnung ist mit Engeln, Kaffeekannen, Puppen und Gugelhupfformen ausgefüllt. Fotos: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Angelika, die Engelhafte – ihre Mutter musste es geahnt haben. Angelika Rüb sammelt leidenschaftlich gern Engel. Es muss irgendwie Bestimmung gewesen sein. „Ich bin ja im August geboren. Und das sind ja alles Engel“, sagt sie schmunzelnd.

Tritt man durch die Eingangstür in der Backnanger Wohnung, blickt man direkt auf eine Reihe Engel. Dekorativ drapiert auf einem Sims, das an griechische Tempel erinnert. Freundlich blicken sie dem Besucher entgegen. Diese Rosenthal-Engel hat die Backnangerin von einer Freundin geschenkt bekommen. „Das ist mein Empfang“, erklärt sie. „Damit die Leute schön empfangen werden.“

Aufwendig und mit Liebe zum Detail ist ihre Wohnung dekoriert. So hängt am Fenster beim Esstisch ein Zweig mit kleinen Engelchen und Herzen. „Wenn ich einen Engel oder ein Herz finde, dann kommt wieder etwas hinzu“, berichtet sie. Ihren ersten Engel kaufte Angelika Rüb, als sie mit ihrer Tochter schwanger war. Vielleicht hatte sie an Schutzengel gedacht? Es kam der eine oder andere hinzu und „auf einmal ist es in mir erwacht“, erinnert sie sich zurück. Und möglicherweise liegt es doch am Namen. Denn ihre Großmutter habe sie immer nur „Engel“ genannt, nie Angelika. „Der Name hat es eigentlich vorgezeichnet.“

Um die 300 Engel in allen möglichen Formen und Varianten hat sie im Laufe der Jahre gesammelt. Ein Schrank ist voll mit ihnen, sie kann sie gar nicht alle aufstellen. Im Haus in Schwaikheim, in dem sie früher gewohnt hat, hatte es mehr Platz gegeben. „Im Haus war jede freie Stelle belegt“, erinnert sie sich. Und ihr Mann Hermann ergänzt: „Im Haus habe ich überall, wo es ging, Bretter an der Wand befestigt, damit man Platz hat.“ Nicht nur für die Engel – ihre Sammelleidenschaft erstreckt sich auch auf Kaffeekannen, Puppen und Gugelhupfformen. Allerdings hatte sie sich nach dem Umzug vom Haus in die Wohnung platzmäßig etwas einschränken müssen. Den Großteil ihrer etwa 50 Kaffeekannen hat sie daher dem OGV gespendet. Nur die liebsten Stücke haben ordentlich aufgereiht einen Ehrenplatz auf einem Regal neben dem Esstisch gefunden. Dazu gehört etwa die Kanne aus ihrem allerersten Kaffeeservice. Zu jedem Stück weiß die Dekorationsexpertin noch eine Geschichte. Wo es herstammt oder von wem sie es bekommen hat. „Das sind Erinnerungsstücke, die man so hat. Und die gibt man nicht her“, findet sie.

Manche der Engel hat die 69-Jährige selbst hergestellt. Dazu gehört auch eines ihrer Lieblingsstücke. 40 Jahre alt ist die Figur, aus Wachs gefertigt, und sie sieht aus wie aus dunklem Holz geschnitzt. In einem Bietigheimer Laden, in dem Wachsfiguren verkauft wurden, konnte man an entsprechenden Kursen teilnehmen. Der ersten Figur folgten zahlreiche andere. „Viele, viele Abende bin ich hingegangen“, erinnert sie sich. Unter anderem hat sie um die 30 kleine Engelchen gefertigt, mit denen sie Freunde und Familie zu Weihnachten beschenkt hat.

Überall, wo sie hinkam, hat sie geschaut, ob es vielleicht etwas gibt, das ihr gefällt. Allerdings mag sie nicht jede Art von Engel. Glänzende Figuren gefallen ihr nicht, auch kitschig bunte sind nicht so ihr Ding. In ihrem Lieblingsurlaubsort im Zillertal dagegen gibt es ganz besondere Engelbüsten, die kauft sie gern.

Eines ihrer Lieblingsstücke hat Angelika Rüb von ihrem Mann bekommen, „ganz außer der Reihe“, wie sie erzählt. Er hatte die Engelsfigur in einem Laden entdeckt und sie hatte ihn sofort angesprochen. Ein weiterer Engel sitzt hinter dem Sofa und wacht über sie. Den hatte sie erstanden, als sie gemeinsam mit ihrer – kürzlich verstorbenen – Mutter in Tschechien gewesen war. „Damit du mal weißt, wie du im Alter aussiehst“, hatte ihre Mutter damals gesagt.

Ohne ihre Engel geht es nicht. Und wenn sie ausgeht, trägt sie immer ein Armband mit kleinen Engelchen. Doch einer liegt ihr ganz besonders am Herzen: „Einen Engel habe ich noch. Er ist 1,72 Meter groß und steht gerade hinter mir.“ Und liebevoll lächelt sie zu ihrem Mann hinüber.

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