Vorfreude statt Lampenfieber

Die Jugendmusikschule begeistert die zahlreichen Gäste mit ihrem Jahreskonzert im Backnanger Bürgerhaus

Vorfreude statt Lampenfieber

Das Klarinettenensemble unter der Leitung von Volkmar Schwozer: Auftritt beim Jahreskonzert der Jugendmusikschule Backnang im Backnanger Bürgerhaus. Foto: A. Becher

Von Marina Heidrich

BACKNANG. Nachdenklich stehen die beiden jungen Mädchen im Backnanger Bürgerhaus vor der Bühne und betrachten die große Harfe, die vor ihnen steht. „Die klingt toll. Fast wie aus einem Märchenfilm“, meint die eine. Das andere Mädchen wirft einen leicht skeptischen Blick auf die 47 Saiten des Instruments und bemerkt etwas prosaischer: „Ja schon. Aber stell dir vor, bis die gestimmt ist.“ Dann mustert sie die Violine in ihrer Hand, fährt kurz über die vier Saiten und nickt mit Nachdruck. „Meine Geige ist ganz okay.“

Die Auswahlkriterien, um das richtige Instrument für sich persönlich zu finden, mögen unterschiedlich sein. Dass jedoch jeder menschliche Topf seinen musikalischen Deckel findet, das stellt die Backnanger Jugendmusikschule bei ihrem Jahreskonzert 2018 im Walter-Baumgärtner-Saal wieder eindrucksvoll unter Beweis. Musik macht glücklich, ist Können gepaart mit ganz viel Gefühl, egal ob man nun 47 oder 4 Saiten zur Verfügung hat, egal ob das Instrument gezupft, gestrichen, geblasen oder geschlagen wird.

Abwechslungsreich, anspruchsvoll und mit ganz viel Herzblut präsentieren sich im ersten Teil des Abends die unterschiedlichen Ensembles. Mit karibischen Rhythmen und Percussion-Unterstützung eröffnet das achtköpfige Nachwuchsstreichorchester „Frisch gestrichen“ das Konzert, gefolgt von den fortgeschrittenen Schülern, die als Quartett Mozarts zeitlose kleine Nachtmusik darbieten. Das Blockflötenensemble beeindruckt mit Händels „Rodrigo-Suite“ und Flöten unterschiedlichster Größe und harmoniert bei der Sonate von Jacques Paisible sehr schön mit den dazugekommenen Querflöten. Zwei völlig unterschiedliche Stilrichtungen zeigt das Klarinettenensemble und beendet damit den ersten Abschnitt des Jahreskonzerts: die gravitätische Pavane von Gabriel Fauré und das feurige „Tico Tico“ des Komponisten Zequina de Abreu.

Raphael ist elf. Seine musikalische Laufbahn begann er mit Klavier, seit der zweiten Klasse ist er allerdings auf Fagott umgestiegen. „Das ist halt einfach mein Instrument“, findet der blonde Junge und reiht sich in das Jugendsinfonieorchester ein. Aufregung? Lampenfieber? Ganz klar verneint der junge Musiker. Stattdessen herrscht bei ihm Vorfreude auf den zweiten Teil des Abends, wenn er gemeinsam mit dem Orchester das Konzert beschließen darf.

Doch zunächst sind die Streicher dran, die mit dem Werk eines zeitgenössischen Komponisten starten: Edward Huws Jones’ „The violinists of the Pietà“. Immer wieder erhalten herausragende Talente der Backnanger Jugendmusikschule die Gelegenheit, beim Jahreskonzert als Solist aufzutreten. So auch Konstantina Bostanidou, deren virtuoses Harfenspiel bei Georg Christoph Wagenseils Konzert für Harfe und Streichorchester in G-Dur zu Recht für Bravorufe sorgt.

Auch Sarah Wieland erntet begeisterten Applaus. Die Hornistin wird von Jugendmusikschulleiter Michael Unger unterrichtet und zeigt bei Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert Nr. 3 für Horn und Orchester Es-Dur nicht nur Technik, sondern auch viel Gefühl. Unter Ungers Leitung wagt sich das Jugendsinfonieorchester dann an den Kopfsatz der Sinfonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvorák. Ein sehr gelungener, furioser Abschluss. Als musikalisches Sahnehäubchen folgt noch eine Auswahl aus dem Musical „Les Misérables“, bevor das Publikum mit einem schwungvollen Walzer in den angenehm warmen Abend geschickt wird.