VW-Tochter Traton erhöht Angebot für US-Truckhersteller

dpa München/Lisle. Auf 3,6 Milliarden Dollar erhöht die Nutzfahrzeugtochter von Volkswagen ihre Offerte vom Januar für die Übernahme der restlichen Anteile des US-Partners. Und das mitten in der Corona-Krise. Der neue Traton-Chef nennt dafür Gründe.

VW-Tochter Traton erhöht Angebot für US-Truckhersteller

Die VW-Tochter Traton will den Truckhersteller Navistar komplett übernehmen. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Die Volkswagen-Lkw- und Bustochter Traton muss in der Hängepartie um die schon länger geplante Übernahme des US-Truckherstellers Navistar draufsatteln.

43 US-Dollar pro Aktie will Volkswagen jetzt hinlegen, statt wie im Januar verkündet 35 Dollar. Das teilten Volkswagen und Traton am Donnerstag mit. Insgesamt bietet VW nunmehr 3,6 Milliarden Dollar (3,05 Mrd Euro), um auf dem wichtigen nordamerikanischen Nutzfahrzeugmarkt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Navistar erklärte nach der aufgestockten Offerte am Donnerstag, das Unternehmen wolle das Angebot prüfen. Die Übernahmegespräche waren auch wegen der Corona-Krise ins Stocken geraten. Navistar-Großaktionär und US-Starinvestor Carl Icahn war dem Vernehmen nach aber auch mit dem Preis nicht zufrieden.

Im September 2016 war die Sparte mit den schweren VW-Nutzfahrzeugen bei den Amerikanern eingestiegen, um dem Rivalen Daimler das Feld in den USA nicht allein zu überlassen. Traton ist die Holding für die Marken MAN und Scania sowie die brasilianische VW Caminhoes e Onibus.

Daimler ist Weltmarktführer bei schweren Lkw und auf dem US-Markt vor allem mit der Marke Freightliner stark vertreten. Zunächst kooperierten VW und Navistar bei Zulieferteilen, um die Kosten zu senken. Navistar schrieb zuletzt rote Zahlen, hatte aber auch schon vor der Corona-Krise Probleme, dauerhaft in die Gewinnzone zu kommen.

Zuletzt waren in Industriekreisen Spekulationen darüber aufgekommen, dass Traton die Übernahmegespräche mit dem US-Konzern wieder aufnehmen wolle, nachdem die Verhandlungen coronabedingt auf Eis gelegen hätten. VW-Konzernfinanzchef Frank Witter hatte Ende Juli gesagt, dass in Sachen Navistar-Gespräche in letzter Zeit wenig passiert sei.

Im Juli hatte zudem VW-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler seinen Posten als Traton-Chef in einer größer angelegten Managementrochade bei VW räumen müssen. „Wir sind weiterhin der Auffassung, dass ein vollständiger Zusammenschluss von Traton und Navistar überzeugende strategische Vorteile für beide Seiten bietet“, sagte nun sein Nachfolger Matthias Gründler. „Deshalb bekräftigen wir trotz der derzeitigen Situation durch die Covid-19-Pandemie unser Interesse an dieser Transaktion“, sagte der Traton-Vorstandschef.

Bei Annahme des Vorschlags würde Traton alleiniger Eigentümer von Navistar, hieß es vom Mutterkonzern aus Wolfsburg. Dazu will VW den Münchenern auch bei der Finanzierung unter die Arme greifen.

Derzeit hält VW über Traton 16,8 Prozent an Navistar. Der Anteil von Carl Icahn, als streitbarer, sogenannter aktivistischer Investor bekannt, ist aber noch leicht höher. Einen ähnlich hohen Anteil wie die Beiden hält zudem noch der Finanzinvestor MHR.

Traton geht nach eigenem Bekunden davon aus, dass das erhöhte Angebot nun von den Mitgliedern des Navistar-Verwaltungsrats geprüft wird. Das Angebot stehe weiterhin unter dem Vorbehalt, dass die Buchprüfung zufriedenstellend ausfällt und sich Traton und Navistar auf einen Vertrag zum Zusammenschluss einigen könnten.

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