Waffenhersteller Heckler & Koch mit Gewinn

dpa Rottweil. An Heckler & Koch scheiden sich die Geister. Für Friedensaktivisten ist das schwäbische Unternehmen ein rotes Tuch, für viele Militärs weltweit steht es für solide Produkte. Die Firma war im vergangenen Jahr tief in den roten Zahlen - und sieht nun etwas Licht im Tunnel.

Waffenhersteller Heckler & Koch mit Gewinn

Das Sturmgewehr G36 steht beim Waffenhersteller Heckler&Koch in einem Ausstellungsraum. Foto: Patrick Seeger/Archivbild

Der hoch verschuldete Waffenhersteller Heckler & Koch hat die Verlustzone nach eigenen Angaben verlassen. Man habe im ersten Halbjahr 2019 einen Gewinn erzielt und sei auch für das Gesamtjahr „verhalten optimistisch“, sagte Firmenchef Jens Bodo Koch am Freitag auf der Hauptversammlung von H&K in Rottweil. Eine Zahl für das Nachsteuerergebnis nannte er nicht. Finanzvorstand Björn Krönert sprach von einem „leichten“ Gewinn. Im Gesamtjahr 2017 hatte der Verlust bei 13 Millionen und 2018 bei 8 Millionen Euro gelegen.

Der Umsatz sei im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 15 Prozent auf rund 127 Millionen Euro geklettert, sagte Firmenchef Koch und begründete die bessere Lage mit Kostensenkungen und geänderten Arbeitsabläufen sowie mit vollen Auftragsbüchern.

Heckler & Koch ist unter Druck. Die Lage ist so angespannt, dass die Arbeitnehmerseite sich unlängst zu unbezahlter Mehrarbeit von wöchentlich zweieinhalb Stunden bereiterklärt hatte. Die Firma mit rund 900 Mitarbeitern stellt Pistolen, Sturmgewehre und andere Handfeuerwaffen her. Großkunden sind unter anderem die Bundeswehr und Frankreichs Armee.

Finanzchef Krönert ging auf den Schuldenberg ein, der im vergangenen Jahr von 182 Millionen auf 231 Millionen Euro gestiegen war. „Das ist gemessen am Umsatz und an der Größe des Unternehmens ein sehr hoher Wert“, räumte Krönert ein. Dennoch habe sich die Zinslast reduziert. Dies liegt nach seiner Darstellung an zwei Krediten über insgesamt 80 Millionen Euro von einem namentlich nicht genannten Hauptaktionär, der nur mit zwei Prozent verzinst wird. Der Ausblick sei besser geworden, betonte Krönert und verwies dabei auch auf die Schuldenhöhe vergangener Jahre - 2014 waren es den Angaben zufolge noch mehr als 300 Millionen Euro.

Die Firma setzt derzeit große Hoffnungen auf einen 250 Millionen Euro schweren Auftrag des Bundesverteidigungsministeriums - das ebenfalls von H&K gefertigte Standard-Sturmgewehr der Bundeswehr, das G36, soll ersetzt werden durch ein Nachfolgemodell. Die Entscheidung könnte 2020 kommen.

Auf dem Programm stand in Rottweil auch die Wahl des früheren Generalinspekteurs der Bundeswehr, Harald Kujat, in den Aufsichtsrat. Der 77-Jährige wurde am frühen Abend wie erwartet an die Spitze des dreiköpfigen Gremiums gehievt. Großaktionär Andreas Heeschen hatte den pensionierten General als Chefkontrolleur vorgeschlagen.

In dem bei der Hauptversammlung diskutierten Konzernabschluss wurde deutlich, dass Heckler & Koch mit Staaten außerhalb der Nato wider Erwarten mehr Umsatz gemacht hat als zuvor. Der Anteil an den Gesamterlösen stieg 2018 von etwa zwei auf sieben Prozent, wie aus dem Papier hervorgeht. Die Firma begründet diese Entwicklung mit der „Abarbeitung eines Altvertrags sowie der Auslieferung nicht genehmigungspflichtiger Güter in den Rest der Welt“. Nicht genehmigungspflichtige Güter sind zum Beispiel Schmiermittel oder Putzzeug für Waffen.

Bei besagtem Altvertrag geht es um eine Lieferung in den Oman. Dieser Vertrag ist nach Firmenangaben nun abgearbeitet. Seit 2016 macht die Firma nach eigenen Angaben nur noch Neugeschäfte mit „Grünen Ländern“, also Nato-Staaten oder gleichgestellte Länder. Brasilien und Mexiko zum Beispiel fielen dadurch weg. Die Firmenspitze hat aber stets betont, dass man Verpflichtungen aus Altverträgen nachkommen werde. Die Zahlen verdeutlichen, dass solche Verträge noch immer eine relevante Größe sind bei den H&K-Geschäften.