Walz geht, ein neuer Gastronom kommt

Brauerei-Gasthaus Löwen schließt – Drei interessierte Pächter für Nachfolge gibt es  – Neueröffnung spätestens Anfang April 2020

Nach nur sechs Monaten schließt das Traditionsgasthaus Löwen in Backnang erneut. Pächter Andreas Walz konzentriert sich auf sein Brauhaus Sulzbacher Schlösslebräu. Die Auszeit im Löwen wird aber nur von kurzer Dauer sein. Drei interessierte Pächter gibt es. Eigentümer Jochen Stroh wird sich bald entscheiden. Die Neueröffnung soll zwischen Ende Februar und Anfang April 2020 sein.

Walz geht, ein neuer Gastronom kommt

Augenoptikermeister Jochen Stroh blickt optimistisch in die Löwen-Zukunft. Foto: A. Becher

Von Florian Muhl

BACKNANG. Hausbesitzer Jochen Stroh freut sich darauf, die Backnanger Kultgaststätte gegenüber des historischen Rathauses wieder eröffnen zu können. „Das wird im Zeitraum Ende Februar bis Anfang April kommenden Jahres der Fall sein“, sagt der Augenoptikermeister. Wer den Löwen dann betreiben wird, steht noch nicht fest. „Es gibt drei ernsthafte Bewerber“, sagt Stroh, und fügt an: „Es sind noch Gespräche zu führen. Einen Wunschkandidaten habe ich. Anfang Januar wird die Entscheidung fallen.“

Stroh habe sich selbst gar nicht auf die Suche machen müssen, wer künftiger Pächter des Löwen sein wird. „Die Leute haben wohl Zeitung gelesen, die Gerüchteküche hat gesprudelt, das hat sich rumgesprochen. Alle drei Interessenten haben von sich aus bei mir angerufen.“ Wer sind diese Bewerber? „Alle kommen aus einem Umkreis von rund 30 Kilometern“, verrät Stroh. „Da ist einmal ein jüngeres Ehepaar, beide sind wohl etwa 30 bis Mitte 30. Die würden die Gaststätte mit unheimlich viel Liebe betreiben.“ Der Mann komme aus der Branche, sei aber noch nie selbstständig gewesen.

„Dann interessiert sich ein Topgastronom für den Löwen. Der Vater war schon Gastronom, der Sohn ist auch Gastronom. Eine ganz tolle Sache.“ Zum dritten Bewerber wollte sich Stroh noch nicht weiter äußern. Und was ist mit der nur wenige Quadratmeter großen Küche? Dort steht beispielsweise nur ein Gasherd mit vier Flammen zur Verfügung. Immerhin hat der Löwen im Innenraum rund 50 Sitzplätze und weitere 40 bis 45 auf der Terrasse. Der Hauseigentümer wiegelt ab: „Die Küche ist klein, das stimmt. Aber zwei der drei Interessenten haben bereits geäußert, dass sie absolut ausreichend ist.“

„Der Löwen ist ein Politikum,der ist Kult und darum einzigartig“

Stroh hat den Interessenten ans Herz gelegt, wie wichtig ihm die Neubesetzung sei: „Der Löwen ist ja fast schon ein Politikum, der ist Kult und darum einzigartig. Kein anderes Gasthaus ist in Backnang so bekannt wie der Löwen.“ Deshalb solle es schnellstmöglich weitergehen. Der Löwen dürfe nicht wieder so lange leer stehen. Und deshalb müsse man ihn auch gut besetzen. Auch wenn er wohl mehr Pacht bekommen würde, wenn der neue Betreiber italienisches, chinesisches oder türkisches Essen anbiete, womöglich noch Fast Food, so komme ein solcher Nachfolger für ihn nicht infrage. Er legt großen Wert darauf, dass eine deutsche, gut bürgerliche Küche angeboten wird. Fest steht aus seiner Sicht, dass einer der drei Interessenten den Zuschlag erhalten wird. Bei der Auswahl spielen Faktoren eine ausschlaggebende Rolle wie: „Wer hat die Manpower, die Mitarbeiter, wer hat die Erfahrung, die man dafür auch braucht, und wer kann’s nachher auch dauerhaft betreiben, dass es perfekt ist, dass das Essen gut ist und dass alles super rundläuft?“

Egal, wer der neue Pächter werden wird, Stroh kündigt vor der Eröffnung noch „kleine Änderungen“ an. Beispiel sanitäre Einrichtungen. Da würden sich die Geister scheiden. „Die eine Hälfte sagt: Um Gottes Willen, ändert die Toiletten nicht, weil die so sind, wie es früher war, und das passt dann zum ganzen Ambiente. Und viele sagen auch: Nein, es muss was Neues sein, weil der Standard in die Jahre gekommen ist. – Ein schwerer Spagat, den man da machen muss“, sagt Stroh.

Mit Blick neben den Löwen freut sich der Hausbesitzer, dem auch die Nachbargebäude gehören, dass er Räumlichkeiten an zwei Kosmetikerinnen vermieten konnte (siehe Info-Kasten). Machen die beiden sich nicht gegenseitig Konkurrenz? Nein, sagt Stroh. Im Gegenteil. „Die können sich wunderbar ergänzen.“ Das sei wie bei den Gaststätten im Zentrum. „Die Gastronomiekonstellation Storchen, Dolomiti-Eisdiele, Kunberger und dann auch der Löwen, das ist ein kleiner Kreis von gut funktionierender Gastronomie, der einen riesen Erfolg hat, weil sie eben alle dort sind.“

Warum schließt das Brauerei-Gasthaus Löwen zum Jahresende, nachdem es erst am 19. Juli eröffnet hatte? Stroh will keine Wunden aufreißen. „Wir haben uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt“, sagt er, und fügt noch an: „Ich bin ganz glücklich über den Wechsel.“

Schlösslebräu-Chef Andreas Walz will ebenso die vergangenen Monate ruhen lassen. „Ich bin dankbar, dass mithilfe eines Mediators ein zufriedenstellender Aufhebungsvertrag zustande gekommen ist, bedauere aber auch, dass wir in der kurzen Zeit nicht die Chance hatten, den Löwen wieder in eine gut bürgerliche Gastronomie zu entwickeln.“ Der Löwen-Pächter aus Sulzbach an der Murr hatte in der Gaststätte Fragebogen zum Qualitätsstandard ausgeteilt, um Rückschlüsse auf die Zufriedenheit seiner Gäste ziehen zu können. „Wir bedanken uns bei den vielen Gästen und für die zahlreichen konstruktiven Fragebogen-Rückläufer, die positiv zu bewerten sind.“

Während sich Walz jetzt ganz auf sein Schlösslebräu-Brauhaus konzentriert, blickt Stroh optimistisch in die Löwen-Zukunft. Unsere Zeitung bleibt am Ball.

Info
Zwei Kosmetikerinnen neben dem „Löwen“ eröffnen

In dem Gebäudeensemble gegenüber des Rathauses, zu dem auch das Gasthaus Löwen gehört, eröffnen zwei Kosmetikerinnen ihre Kosmetikstudios innerhalb der kommenden zweieinhalb Wochen.

Bereits am kommenden Samstag um 9 Uhr will Thea Rekic ihr komplett neu gestaltetes Studio „J’Adore Deluxe Spa“ im ersten Stock des Gebäudes Am Rathaus 8 (über BB-Fotostudio) öffnen. Die 46-Jährige Wahl-Backnangerin hat sich auf Ayurveda-Konzepte spezialisiert. Rekic hat zuvor ein Studio in einem Luxushotel in Stuttgart betrieben. Für ihre Praxis sucht sie noch eine Masseurin und zwei Nageldesignerinnen.

Am 4. Januar lädt Silvia Walter zu ihrer Eröffnungsfeier im ersten Stock des Gebäudes Am Rathaus 7 (über Haarsalon Rizzo) ein. 35 Jahre lang hatte die 55-Jährige ihr Kosmetikstudio über der Parfümerie Wöhrle in der Schillerstraße. „Da Wöhrle aber jetzt schließt, mussten wir uns leider, und jetzt zum Glück, etwas Neues suchen“, sagt Walter. Jetzt freut sie sich zusammen mit ihren drei Mitarbeiterinnen auf die zentral gelegenen, hellen Räume mit viel Licht.