Auf und Ab beim Preis

Warum schwankt der Bitcoin-Kurs so stark?

Bitcoin ist bekannt für seine extremen Kursschwankungen – innerhalb weniger Stunden kann der Preis stark steigen oder fallen. Doch was steckt hinter dieser Volatilität?

Warum schwankt der Bitcoin-Kurs so stark?

Wieso schwankt der Preis so stark?

Von Lukas Böhl

Innerhalb von 7 Tagen ist der Bitcoin laut Daten von Coinmarketcap von circa 108.000 US-Dollar auf knapp 123.000 US-Dollar gestiegen und wieder auf 116.000 US-Dollar gefallen. Solche Preissprünge sind keine Seltenheit bei der Kryptowährung. Aber warum ist der Bitcoin eigentlich so volatil?

Begrenzte Stückzahl

Bitcoin ist von Anfang an so programmiert, dass es maximal 21 Millionen Stück geben wird – mehr nicht. Dieses fixe Angebot erzeugt eine künstliche Knappheit. Wenn sich die Nachfrage verändert, kann das nicht wie bei anderen Gütern durch ein wachsendes Angebot ausgeglichen werden. Dadurch wirkt sich jede Veränderung in der Nachfrage besonders stark auf den Preis aus. Zusätzlich gibt es sogenannte „Halvings“ – etwa alle vier Jahre halbiert sich die Menge an neu erzeugten Bitcoins. Diese Ereignisse führen regelmäßig zu starken Preissprüngen, weil das Angebot an frischen Coins plötzlich knapper wird.

Schwankende Nachfrage und anfällige Stimmungslage

Die Nachfrage nach Bitcoin ist extrem stimmungsgetrieben. Positive Nachrichten – etwa über den Einstieg großer Unternehmen, neue Technologie-Upgrades oder regulatorische Fortschritte – führen oft zu Kursexplosionen. Umgekehrt reichen negative Schlagzeilen wie Hackerangriffe, staatliche Verbote oder Gerüchte über neue Steuern, um Panikverkäufe auszulösen. Diese extreme Reaktionsbereitschaft der Märkte macht Bitcoin besonders anfällig für plötzliche und starke Ausschläge.

Geringe Liquidität und ungleich verteilte Besitzverhältnisse

Im Vergleich zu klassischen Märkten ist der Bitcoin-Handel insgesamt weniger liquide. Es gibt weniger Käufer und Verkäufer, was bedeutet, dass einzelne große Transaktionen den Preis stark bewegen können. Hinzu kommt, dass ein relativ kleiner Kreis sogenannter „Whales“ – also Großinvestoren – einen großen Teil aller Bitcoins hält. Wenn solche Akteure größere Mengen bewegen, kann das den Markt schlagartig in eine bestimmte Richtung lenken. Diese Konzentration macht den Markt instabiler und leichter manipulierbar.

Regulatorische Unsicherheiten

Der rechtliche Rahmen für Kryptowährungen ist weltweit sehr unterschiedlich und teils unklar. Neue Gesetze, Verbote oder Steuerregelungen können große Auswirkungen haben – selbst dann, wenn es sich nur um Ankündigungen oder Gerüchte handelt. Anleger reagieren oft im Voraus, aus Angst vor Einschränkungen oder Verlusten. Das verstärkt die Nervosität im Markt und führt zu übertriebenen Kursbewegungen.

Spekulation und gehebelte Produkte

Ein großer Teil des Bitcoin-Handels ist rein spekulativ. Viele Marktteilnehmer kaufen nicht, um langfristig zu halten, sondern um von kurzfristigen Schwankungen zu profitieren. Das führt zu einer ständigen Bewegung im Markt. Verstärkt wird das durch gehebelte Finanzprodukte wie Bitcoin-Futures oder Optionen. Wenn der Kurs eine bestimmte Grenze überschreitet, werden automatisch Positionen aufgelöst (Liquidationen), was Kettenreaktionen auslösen kann – sogenannte „Cascading Effects“. Diese Mechanismen können Kursschwankungen extrem verstärken, sowohl nach oben als auch nach unten.

Unreifer Markt und technische Schwächen

Der Bitcoin-Markt ist im Vergleich zu traditionellen Finanzmärkten jung und unreif. Es fehlen teilweise klare Regeln, starke Kontrollen und professionelle Strukturen. Einige Handelsplätze sind kaum reguliert, was Manipulationen wie Wash Trading (künstlich erzeugtes Handelsvolumen) oder Spoofing (Fake-Orders) begünstigt. Auch technische Probleme bei Börsen, etwa durch Überlastung oder Ausfälle, können zu Chaos und schnellen Kursrutschen führen.

Einfluss globaler Ereignisse und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen

Auch weltwirtschaftliche Entwicklungen wirken sich auf Bitcoin aus. In Krisenzeiten flüchten manche Anleger in Bitcoin, andere ziehen sich genau dann aus riskanten Anlagen zurück. Inflation, Zinsentscheidungen, Aktienmarktbewegungen oder geopolitische Spannungen beeinflussen die Stimmung und damit auch den Bitcoin-Kurs. Dabei ist nicht immer eindeutig, ob Bitcoin als „sicherer Hafen“ oder als „Risikoanlage“ wahrgenommen wird – das wechselt je nach Lage.

Handel rund um die Uhr

Bitcoin wird 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche weltweit gehandelt. Es gibt keine Öffnungszeiten wie an klassischen Börsen. Das bedeutet auch: Es gibt keine Ruhephasen – Nachrichten aus jeder Zeitzone können jederzeit heftige Reaktionen auslösen. Besonders nachts oder am Wochenende, wenn weniger gehandelt wird, können Nachrichten überproportional große Effekte haben, weil der Markt dann noch anfälliger für Bewegungen ist.

Fazit

Bitcoin ist anfällig für Schwankungen, weil er ein knappes Gut mit spekulativer Nachfrage ist, in einem unreifen Markt mit wenigen Regeln gehandelt wird – und das rund um die Uhr. Großinvestoren, Newszyklen und technische Strukturen wirken in Kombination wie ein Verstärker für jede Bewegung. Wer in Bitcoin investiert, sollte das wissen: Hier geht es nicht um stabile Entwicklungen, sondern um ein hochvolatiles Spiel mit vielen Unsicherheiten.