Rente

Was ist der „Boomer-Soli“?

„Boomer-Soli“ – ein neuer Vorschlag sorgt für Zündstoff. Wäre das Generationengerechtigkeit oder Enteignung?

Was ist der „Boomer-Soli“?

Der „Boomer-Soli“ könnte schon ab 1000 Euro greifen.

Von Michael Maier

„Die Babyboomer haben nicht genügend Kinder bekommen.“ Mit dieser provokanten Aussage hat die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, die Debatte um die Zukunft der Rente und die Generationengerechtigkeit befeuert. Ihrer Ansicht nach hat die geburtenstarke Generation einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten und solle deshalb nun stärker an der Lösung der Rentenprobleme beteiligt werden.

Diese Äußerung, getätigt im Kontext des Vorschlags für einen sogenannten „Boomer-Soli“, bringt die Kernfrage auf den Punkt: Wer soll die Lasten des demografischen Wandels tragen? Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Schlagwort, das vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geprägt wurde?

„Boomer-Soli“ schon ab 1000 Euro?

Der Begriff „Boomer-Soli“ ist eine Wortschöpfung, die sich aus „Babyboomer“ – der geburtenstarken Generation, die nun ins Rentenalter kommt – und „Soli“, der Abkürzung für den Solidaritätszuschlag, zusammensetzt. Konkret schlägt das DIW eine Solidaritätsabgabe von zehn Prozent auf alle Alterseinkünfte vor, die einen monatlichen Freibetrag von etwa 1.000 bis 1.048 Euro übersteigen.

Diese Abgabe würde nicht nur die gesetzliche Rente betreffen, sondern eine breite Bemessungsgrundlage haben, die auch Betriebsrenten, Pensionen, private Rentenversicherungen und Dividenden einschließt. Das so eingenommene Geld soll zweckgebunden sein und direkt an Rentnerinnen und Rentner mit besonders niedrigen Bezügen verteilt werden, um das Risiko der Altersarmut zu senken.

Warum wird der „Boomer-Soli“ diskutiert?

Hintergrund des Vorschlags ist der demografische Wandel in Deutschland. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge vollständig in den Ruhestand treten, gerät das Rentensystem noch stärker unter Druck, als es ohnehin schon der Fall ist. Immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Rentner aufkommen, was den umlagefinanzierten Generationenvertrag an seine Grenzen bringt. Die Politik hat es in der Vergangenheit versäumt, ausreichende finanzielle Rücklagen zu bilden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Argumente für den „Boomer-Soli“

Befürworter des Modells sehen darin einen wichtigen Baustein zur Lösung des Rentenproblems. Ein zentrales Argument ist die Generationengerechtigkeit. Die anstehenden Lasten sollen nicht allein von den jüngeren Generationen durch höhere Beiträge oder Steuern getragen werden.

Stattdessen sollen die wohlhabenderen Mitglieder der Babyboomer-Generation, die von einem lange Zeit stabilen System profitiert haben, einen solidarischen Beitrag leisten, heißt es. Es sei nicht zumutbar, die Erwerbstätigen mit immer höheren Beiträgen zu belasten.

Umverteilung durch „Boomer-Soli“

 Weitere Argumente sind die Bekämpfung von Altersarmut durch eine gezielte Umverteilung innerhalb der Rentnergeneration. Laut DIW könnte die Armutsrisikoquote im Alter so von über 18 auf unter 14 Prozent gesenkt werden. Schnitzer betont jedoch, dass der „Boomer-Soli“ allein nicht ausreicht und Teil eines größeren Reformpakets sein müsse, das auch längeres Arbeiten und eine stärkere private Vorsorge umfasst.

Kritik am Boomer-Soli

Der Vorschlag hat scharfe Kritik von verschiedenen Seiten hervorgerufen. Politiker, Verbände und andere Wirtschaftsexperten äußern erhebliche Bedenken.

Vertrauensbruch und Fehlanreize: Kritiker wie der Rentenexperte Bert Rürup warnen, dass eine solche Abgabe das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Rente untergraben würde. Sie würde die private und betriebliche Altersvorsorge entwerten und könnte Menschen dazu verleiten, sich Kapital statt einer monatlichen Rente auszahlen zu lassen.

Der „Boomer-Soli“ ist bislang ein rein theoretischer Vorschlag und nicht in konkreter politischer Planung. Allerdings haben sich CDU/CSU und SPD für die laufende Legislaturperiode auch eine Rentenreform vorgenommen.