Gedenken und Grillpartys: Der Memorial Day in den USA ist ein Feiertag voller Kontraste – zwischen stiller Erinnerung und sommerlichem Freizeitvergnügen.
Bis heute gehört der Besuch von (Soldaten-)Friedhöfen für viele zum Memorial Day dazu.
Von Katrin Jokic
Am letzten Montag im Mai stehen in den Vereinigten Staaten vielerorts die Uhren für einen Moment still. Um 15 Uhr Ortszeit sollen Menschen für eine Schweigeminute innehalten – in Gedenken an jene, die in Uniform für ihr Land gefallen sind. Es ist Memorial Day, ein nationaler Gedenktag, der in den USA eine besondere kulturelle und emotionale Bedeutung besitzt.
Ursprung im Amerikanischen Bürgerkrieg
Seine Wurzeln hat der Memorial Day im 19. Jahrhundert. Nach dem blutigen Amerikanischen Bürgerkrieg, in dem über 600.000 Menschen ums Leben kamen, begannen Angehörige damit, die Gräber gefallener Soldaten mit Blumen zu schmücken. Daraus entwickelte sich ab 1868 der sogenannte „Decoration Day“, den General John A. Logan offiziell als Gedenktag einführte.
Seit dem Ersten Weltkrieg gilt der Tag nicht mehr nur den Gefallenen des Bürgerkriegs, sondern allen US-Soldatinnen und -Soldaten, die in militärischen Einsätzen ums Leben kamen.
Im Jahr 1971 wurde der Memorial Day durch ein Gesetz dauerhaft auf den letzten Montag im Mai gelegt – unter anderem, um ein verlängertes Wochenende zu ermöglichen.
Gedenken mit Ritualen und Symbolen
Bis heute gehört es zur Tradition, dass die US-Flaggen an öffentlichen Gebäuden bis Mittag auf Halbmast gesetzt und anschließend wieder voll gehisst werden – ein Zeichen für die Trauer am Vormittag und die Hoffnung am Nachmittag. Der „National Moment of Remembrance“, eine offizielle Schweigeminute um 15 Uhr, soll landesweit beachtet werden.
In vielen Städten finden Paraden statt, unter anderem in Washington, D.C., New York und Chicago. Zahlreiche Familien besuchen die Gräber ihrer gefallenen Angehörigen, insbesondere auf nationalen Soldatenfriedhöfen wie dem berühmten Arlington National Cemetery.
Zwischen Gedenktag und Freizeit
Trotz des ernsten Anlasses hat der Memorial Day in der heutigen US-amerikanischen Gesellschaft eine doppelte Bedeutung. Das verlängerte Wochenende markiert für viele den inoffiziellen Beginn der Sommersaison. Grillpartys, Picknicks, Sportveranstaltungen und Sonderangebote in Einkaufszentren („Memorial Day Sales“) prägen das Bild ebenso wie die Gedenkfeiern.
Diese Entwicklung ist nicht unumstritten. Veteranenorganisationen mahnen immer wieder, die ursprüngliche Bedeutung des Tages nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn auch wenn Freizeit und Patriotismus in den USA oft eng miteinander verwoben sind, bleibt der Memorial Day in erster Linie ein Tag des Gedenkens.