Wasserstoff könnte die Lösung bringen

Für die Wieslauftalbahn wird der Einsatz von alternativen, emissionsfreien Antrieben anstelle der alten Dieselfahrzeuge angestrebt

Wasserstoff könnte die Lösung bringen

Die Dieseltriebwagen der Wieslauftalbahn sind in die Jahre gekommen. Foto: J. Fiedler

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Die Wieslauftalbahn benötigt neue Fahrzeuge. Denn das Wagenmaterial ist in die Jahre gekommen: Vier der sechs Dieseltriebwagen sind Baujahr 1994, die anderen zwei sind von 1999. Allesamt sind sie nicht klimatisiert, die älteren Fahrzeuge sind zudem für Behinderte ungeeignet. Nicht nur das: Sie sind mittlerweile ziemlich reparaturanfällig, wobei Ersatzteile aber nur noch schwer zu beschaffen sind. WEG-Geschäftsführer Horst Windeisen nannte jetzt im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags ein Beispiel: Weil an einer Tür der Schließgummi kaputt war, musste eine ganze Rolle mit 500 Metern gekauft werden – für einen Bedarf von zwei Metern.

Auf der Suche nach Lösungen hat der Zweckverband als Eigentümer bereits mehrere Runden gedreht. Überlegungen, die Strecke zu elektrisieren, wurden gestoppt – aus Kostengründen. Auch die Möglichkeit, neue Dieseltriebwagen anzuschaffen, wurde verworfen und eine bereits erteilte Förderzusage das Landes über vier Millionen Euro zurückgegeben: Die Wagen wären teuer, ökologisch nicht sinnvoll und auch nicht zukunftsorientiert, ganz zu schweigen davon, dass passend zu deren Abmessungen auch die Fahrzeughalle umgebaut werden müsste. Und gute Gebrauchte als Ersatz für die alten Modelle sind nicht in Sicht. Deshalb wurde letztlich entschieden, mit den vorhandenen Fahrzeugen weiterzufahren, bis eine Lösung gefunden ist.

Das Thema müsse man weitsichtig angehen, man dürfe nichts überstürzen, erklärte Landrat Richard Sigel. Interessant wären Neufahrzeuge mit alternativen, emissionsfreien Antrieben. „Wasserstoff kann eine Chance sein“, erklärte Raimon Ahrens (Freie Wähler), der Rudersberger Bürgermeister, in der Sitzung nach einem Vortrag von Professor Ralf Wörner von der Hochschule Esslingen, Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität. Er rückte das Potenzial von Wasserstoff als Energiespeicher in den Fokus. Zu jeder Saison sei dieser verfügbar, und er könne in Brennstoffzellen hocheffizient in Strom umgewandelt und emissionsfrei eingesetzt werden. Transport und Lagerung seien einfach und flexibel. Der weltweit erste Brennstoffzellenzug habe bereits vor einem Jahr im Schwarzwald seinen Test bestanden, sagte Wörner. Ein Vorteil dieser Technologie bestehe darin, dass die Tankzeiten kürzer und die Reichweiten höher sind als bei Elektrofahrzeugen mit Batteriebetrieb. Nach Ansicht Wörners sind Brennstoffzellenzüge, die von Alstom, Siemens und Stadler gebaut werden, vor allem für nicht elektrifizierte Nebenstrecken geeignet.

Wörner habe mit seinen Ausführungen „Lust gemacht auf die Zukunft“, befand Klaus Riedel (SPD). Auch Willy Härtner (Grüne) pflichtete bei: Die vorhandene Infrastruktur müsse man langfristig denken und nicht, wie bisher zumeist üblich, nur kurzfristig unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Info
Die Wieslauftalbahn

Die Wieslauftalbahn wurde 1908 eröffnet (Schorndorf bis Rudersberg) und 1911 bis Welzheim verlängert. Seit 1992 gehört sie dem Zweckverband Verkehrsverband Wieslauftalbahn, zu dem sich der Landkreis, die Gemeinde Rudersberg und die Stadt Schorndorf zusammengeschlossen haben. Er kaufte die Strecke damals für eine Mark von der Deutschen Bundesbahn.

Die von der Bahn stillgelegte Strecke zwischen Schorndorf und Rudersberg wurde 1995 reaktiviert. Mit dem Betrieb beauftragt ist seitdem die Württembergische Eisenbahngesellschaft (WEG), die 15 Mitarbeiter im Einsatz hat.

Die eingleisige Nebenbahn hat eine Länge von 11,4 Kilometern. Sie hat neun eigene Bahnhöfe und Haltepunkte und fährt einen DB-Bahnhof an. In Rudersberg befindet sich eine eigene Werkstatt.

Sechs Züge – zwei barrierefreie Regioshuttles und vier ältere Triebwagen – befördern pro Jahr knapp 1,2 Millionen Fahrgäste (Stand: 2018).

Laut WEG liegt die Pünktlichkeitsquote seit Jahren über 97 Prozent, wobei eine Toleranz von unter drei Minuten zugrunde liegt. Die Deutsche Bahn lässt Überschreitungen unter sechs Minuten zu.