Weissach will sich für die Zukunft aufstellen

In ihrer jüngsten Sitzung haben die Weissacher Gemeinderäte großen Bauprojekten zugestimmt. Die Schule an der Weissach soll saniert werden, die Feuerwehr einen Anbau bekommen, das Rathaus in Unterweissach barrierefrei werden. Kostenfaktor insgesamt: fast 6,5 Millionen Euro.

Weissach will sich für die Zukunft aufstellen

Für rund 1,85 Millionen Euro soll das Rathaus in Unterweissach endlich barrierefrei werden. Archivbild: E. Layher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Schon beim Blick in die Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung fiel auf: Da wird eventuell viel Geld auf den Tisch gelegt. Rund 1,5 Millionen Euro soll die Modernisierung und Sanierung der Schule an der Weissach kosten, drei Millionen Euro der geplante Anbau an das Feuerwehrgerätehaus und noch einmal 1,85Millionen Euro der Rathausumbau.

Man müsse Prioritäten setzen, mahnte Gemeinderat Thomas Heller (UBL) deshalb schon beim ersten offiziellen Tagesordnungspunkt nach der Fragestunde – der Modernisierung und Sanierung der Schule an der Weissach – an, und sich überlegen, welche Projekte man eventuell schieben könne, „oder hat Herr Holz jetzt eine Gelddruckmaschine?“ „Solche hohen Investitionen machen auch dem Kämmerer Bauchschmerzen“, räumte Alexander Holz ein. Alle Pläne umzusetzen, sagte er, „das wird nicht funktionieren ohne neue Einnahmen zu generieren und ohne die Aufnahme von Schulden.“ Zudem müsse man die Projekte auf verschiedene Haushaltsjahre aufteilen.

Noch ging es zwar um keine sofortige Umsetzung, sondern um die grundsätzliche Entscheidung: Geht man die Projekte an? Doch schon allein diese Frage, ob mögliche Fördermittel beantragt und detailliertere Pläne erarbeitet werden sollen, sorgte für einigen Diskussionsbedarf bei den Räten.

Bürgermeister Ian Schölzel mahnte bezüglich der Schule an der Weissach an: Der Handlungsbedarf sei da. „Und wenn wir noch mal fünf Jahre warten, ist die Projektförderung weg.“ Die Schulden der Gemeinde, kommentierte Carl Höfer, Gemeinderat der Fraktion CDU/FWV, steckten in den Gebäuden: „Wir haben einen Sanierungsstau. Wir haben lange gewartet und das holt uns jetzt ein.“ Es wäre schwierig zu priorisieren zwischen der Zukunft der Kinder, der Sicherheit der Bürger und einer zugänglichen Verwaltung. In der aktuellen Situation, in der Kredite ohne hohe Zinsen vergeben werden, würde aus seiner Sicht jedoch nichts dagegen sprechen, viel zu investieren, so Höfer. „Das müssen wir jetzt einfach machen. Aber wenn wir auf dem Level weiterfahren, sind wir in fünf Jahren am Ende.“

Schule braucht besseren Schallschutz

Die Modernisierung und Sanierung der Schule an der Weissach war bereits im Jahr 2017 Thema. In der Gemeinderatssitzung stellte Günter Brecht vom Architekturbüro Brecht in Welzheim den aktuellen Stand der Dinge sowie die geplanten Maßnahmen vor. Nötig sind aus seiner Sicht unter anderem ein besserer Schallschutz, neue Fenster sowie eine Isolierung, die Heizkosten sparen und sich über die Jahre amortisieren würde. Aber auch Whiteboards, interaktive Tafeln, könnte er sich vorstellen. Die sind Heike Mang, der neuen Schulleiterin, wichtiger als zum Beispiel pflegeleichtere Fußböden. „Unsere Herzensangelegenheit ist die Digitalisierung“, sagte sie.

Die Gemeinderäte standen dem Projekt insgesamt sehr positiv gegenüber. Nachdem die Gemeinde in den vergangenen Jahren viel Geld investiert hätte, um ihre Kindergärten auf Vordermann zu bringen, wäre es jetzt ein sinnvoller Schritt, bei den Schulen weiterzumachen, sagte etwa Luciano Longobucco (LWB) – „natürlich mit Augenmaß“. Dietmar Schönberger (SPD), der als Kind selbst die Schule an der Weissach besuchte, bat die anderen Räte darum, so zu priorisieren, „dass nicht auf den Kosten der Kinder gespart wird.“ Bürgermeister Ian Schölzel rechnete mit einem halben Jahr Planungsphase, sodass die Baumaßnahmen frühestens zum Jahreswechsel 2022/23 beginnen würden. Diese sollen laut Architekt Brecht ein gutes Jahr dauern. Mit einer Enthaltung von Jörg Schaal (CDU), der etwas verspätet zur Sitzung gekommen war, stimmten alle Räte dafür, ein detaillierteres Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Feuerwehr soll einen Neubau bekommen

Auch das Feuerwehrgerätehaus zählt schon einige Jahre. Es wurde in den 1980er-Jahren gebaut. Seither hat sich einiges geändert. Insbesondere die Fahrzeuge sind immer größer geworden, und so wäre es wohl schon bei der nächsten Beschaffung schwierig, das Fahrzeug unterzustellen. Der Plan, den nun das Weissacher Büro „Dietl Architekten + Ingenieure“ erarbeitet hat, sieht vor, erst ein neues Gebäude neben dem alten zu errichten und anschließend das alte zu sanieren. Das bringe den Vorteil, dass die Feuerwehr während der gesamten Zeit komplett einsatzfähig bleibe, sagte Bürgermeister Ian Schölzel. Die Gemeinde würde schon Gespräche wegen möglicher Fördergelder führen. „Ohne die geht es nicht“, räumte er ein. Die Finanzierung müsste wahrscheinlich auf zwei, drei Haushaltsjahre verteilt werden. Zudem sei man auf den Ausgleichsstock angewiesen.

Timo Kleeh (CDU/FWV) freute sich über den Tagesordnungspunkt. Er sei „voll dafür, das auf den Weg zu bringen“: „Das Projekt wäre ein riesiges Signal an die ehrenamtlichen Männer und Frauen, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren und ein wichtiger Schritt, die Feuerwehr zukunftsfähig zu machen.“ Trotz der hohen Kosten sahen die anderen Räte das ähnlich. Sie stimmten einstimmig für die Konzeption und die Beantragung von Fördergeldern.

Rathaus künftig mit Lift oder Mittelbau

Immer wieder verschoben wurde der barrierefreie Umbau des Rathauses. Vor einigen Jahren hatte die Vision eines gläsernen Mittelbaus zwischen den Rathausteilen großen Anklang bei einigen Räten gefunden. Doch die Denkmalbehörde hatte ihr Veto eingelegt. Nun hat der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt noch einmal nachzuhaken, ob diese Lösung – zumal unter einer neuen Landesregierung – nicht doch möglich ist. Falls nicht, soll es schnell weitergehen mit dem neuen Plan der Verwaltung. Denn die Frist für die Beantragung der Fördermittel läuft Ende 2022 (mit Verlängerung Ende 2023) aus. Dafür stimmten alle Gemeinderäte, mit Enthaltung von Thomas Heller. Den neuen Vorschlag mit Lift im Altbau nannte Thomas Obermüller (LWB) „sehr maßvoll“. Irmgard Hestler (SPD), die vom Mittelbau angetan gewesen war, nannte die neue Lösung einen „guten Kompromiss“.

Die Kosten der drei Vorhaben

Schule an der Weissach Die Gebäudeteile der Grundschule an der Weissach stammen aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie müssen saniert und modernisiert werden. Im Fokus stehen die Themen Brandschutz, Energieeinsparung sowie Digitalisierung. Die Kosten für die Umbaumaßnahmen belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. Die Verwaltung beantragt einen Landeszuschuss in Höhe von knapp 500000 Euro.

Feuerwehrgerätehaus Das Gerätehaus soll einen Anbau mit neuen Fahrzeugboxen für die immer höheren Fahrzeuge bekommen. Derzeit fehlen Sanitär- und Umkleideräume für Frauen und Mädchen sowie geeignete Schulungsräume für den Nachwuchs. Darüber hinaus muss das Dach saniert werden. Eine Mitnutzung der Räumlichkeiten durch das Rote Kreuz ist noch im Gespräch. Die Gesamtkosten werden auf drei Millionen Euro geschätzt. Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten.

Rathaus Der barrierefreie Umbau des Rathauses in Unterweissach ist schon mehrmals an der Zustimmung der Denkmalbehörde gescheitert. Nun hat die Verwaltung einen neuen Vorschlag auf den Weg gebracht. Darin ist vorgesehen, dass das Obergeschoss des Altbaus über eine Liftanlage erschlossen werden soll. Die Verwaltung schätzt die Kosten auf rund 1,85 Millionen Euro. Rund die Hälfte der Kosten könnten über Landesmittel gedeckt werden.