Von Armin Fechter
WEISSACH IM TAL. Der Bürgerbus kommt. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat dem Konzept zugestimmt, das Rüdiger Frey namens des Ortsseniorenrats und des Vereins Klimaschutz konkret vorlegte. Zudem hat das Gremium beschlossen, für diesen Zweck einen elektrisch betriebenen Siebensitzer für 40700 Euro zu kaufen und zwei Ladestationen einzurichten. Als Standorte sind die Welzheimer Straße und der Bereich Fuchsklinge/Rombold-Areal vorgesehen.
Das Projekt Bürgerbus hat eine lange Vorgeschichte: Immer wieder war der Wunsch danach laut geworden, immer wieder hatte es auch Gespräche darüber gegeben. Aber konkret geworden ist das Vorhaben nie. Das Elektromobilitätskonzept macht den Einstieg jedoch möglich: Dank der Fördergelder kann das nötige Fahrzeug beschafft werden, und dank des in Weissach stark verankerten bürgerschaftlichen Engagements konnten auch die ehrenamtlich tätigen Fahrer für diese Aufgabe gewonnen werden.
Die Grundidee besteht darin, Menschen zu unterstützen, die Hilfe bei ihrer Mobilität benötigen – sei es zu Fahrten ins Klinikum Winnenden, sei es zu Ärzten und Therapeuten im Weissacher Tal oder in Backnang, sei es zum Einkaufen oder zur Pflege sozialer Kontakte. Fahrtkosten sollten keine anfallen, allenfalls in Form einer freiwilligen Spende, um die Kosten für den Träger zu begrenzen.
Wie Rüdiger Frey sagte, wurden im Vorfeld zwei Modelle für einen Bürgerbusdienst in der Gemeinde diskutiert. Da gab es zum einen die Variante Ringverkehr, bei der der Bus zu festen Zeiten feste Haltestellen in den einzelnen Ortsteilen anfährt. Zum anderen gab es die Variante Rufbus, bei der die Mitfahrer am Wohngebäude abgeholt und dorthin zurückgebracht werden.
Dieser Service würde erfordern, dass die Interessenten ihren Fahrtwunsch spätestens am Vortag bis Mittag bei einer Kontaktstelle im Rathaus anmelden. Dort werden die eingehenden Anmeldungen abgeglichen und an den jeweils zuständigen Fahrer übermittelt. Konkrete Beförderungsinteressen angemeldet haben bereits die Seniorengruppe 55plus, wo es um Fahrten montagnachmittags zur Seniorenbegegnungsstätte in Unterweissach geht, und die Bibliothek im Bildungszentrum, die ab Mai ein Angebot für Senioren zum Umgang mit Smartphone und Tablet plant.
Das Ganze steht und fällt jedoch mit den Fahrern. Das Konzept geht davon aus, dass die Helfer alle drei Wochen eine eintägige Schicht übernehmen. Diese geht jeweils von 9 bis 17 Uhr. Krankheit, Urlaub und Unpässlichkeiten eingerechnet, sollten 20 bis 25 Frauen und Männer für den Dienst bereitstehen. Bislang wurden, wie Frey erläuterte, zehn Fahrer gewonnen. Es gibt also noch weiteren Unterstützungsbedarf. Die Werbung soll intensiviert werden, sobald klar ist, wann genau das Projekt startet.
Rufbus-Modell soll erprobt werden
Im Detail gab es zu dem Konzept im Gemeinderat noch etliche Fragen und Anregungen, darunter das Anliegen, Wattenweiler in den Fokus zu nehmen, weil es dort kein öffentliches Busangebot mehr gibt. Vorerst soll jedenfalls das Rufbus-Modell erprobt werden. Wenn Erfahrungen vorliegen, soll entschieden werden, ob der Dienst ausgebaut wird.
Der Gemeinderat beziehungsweise der Verwaltungs- und Umweltausschuss hat darüber hinaus auf Wunsch des Ortsseniorenrats beschlossen, für den Ochsengarten in Unterweissach ein weiteres Sportgerät zu beschaffen. Neben dem bereits vorhandenen Calisthenics-Trainingsgerät, das jüngeren und älteren Sporttreibenden gleichermaßen taugt, soll noch ein Ijslander-Next-Balance-Gerät aufgestellt werden – ein Seil, auf dem es die Balance zu halten gilt.
Das ist aber nicht die einzige Sache, bei der die Gemeinde in jüngster Zeit die Anliegen der Senioren aufgegriffen hat. So geht es, wie Klaus Werner als Vorsitzender des Seniorenrats berichtete, derzeit um die Versorgung aller Ortsteile mit Defibrillatoren. Auch das Projekt Notfalldosen – die Behälter enthalten alle Notfalldaten eines Patienten und werden an einem festgelegten Platz aufbewahrt – läuft laut Werner mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung gut.
Ein ständiges Anliegen sind dem Ortsseniorenrat zudem barrierefreie oder zumindest hindernisarme Wege. In diesem Sinne werden auch die Bebauungspläne der Gemeinde auf ihre Seniorenfreundlichkeit hin überprüft und mit entsprechenden Stellungnahmen kommentiert. Eine engere Zusammenarbeit mit dem Seniorenclub 55plus wird angestrebt, ebenso, wo es gewünscht und möglich ist, mit anderen Gemeinden.