Weitermachen in Erinnerung an den Vater

Natascha Ribul Moro führt nach dem Tod ihres Vaters Orazio das Il Castello in Oppenweiler – Neue Speisekarte und neues Team

Nach dem plötzlichen Tod von Orazio Valentino Ribul Moro im vergangenen November ist seine Tochter Natascha jetzt die Chefin des Il Castello. Die Mutter von zwei kleinen Kindern wird dabei von ihrer eigenen Mutter Martina tatkräftig unterstützt. Sie möchte verstärkt Gerichte aus der venetischen Heimat ihres Vaters anbieten. Zudem steht eine teilweise Renovierung des Lokals an.

Weitermachen in Erinnerung an den Vater

Natascha Ribul Moro (links) ist die neue Chefin des Castello. Ihre Mutter Martina steht ihr tatkräftig zur Seite. Foto: J. Fiedler

Von Annette Hohnerlein

OPPENWEILER. Auf den Servietten steht „Il Castello di Orazio“, und das soll auch so bleiben, sagt Natascha Ribul Moro, „das Lokal war für meinen Vater sein Juwel, sein Schätzchen, sein erstes Kind.“ Im vergangenen November verstarb der Patron des beliebten Oppenweiler Lokals im Alter von 57 Jahren ganz plötzlich an einem Aneurysma, als er mit seiner Frau Martina in Spanien Urlaub machte.

Neben dem Schock und der Trauer war die Familie von heute auf morgen mit der Frage konfrontiert, wie es mit dem Restaurant weitergehen soll. Orazio Ribul Moro hatte das Il Castello 1986 gegründet, und er hatte sich in den letzten Jahren immer wieder Gedanken darüber gemacht, was aus seinem Lebenswerk wird, wenn er nicht mehr da ist. Seine Frau und seine Tochter waren sich eigentlich einig, dass sie den Betrieb nicht übernehmen wollen, aber sie änderten ihre Meinung. „Es war ihm eine Herzensangelegenheit, dass es weitergeht“, sagt Natascha Ribul Moro, „in dieser Situation war es keine Frage mehr, es war eine innere Verantwortung.“

Schon als Jugendliche hat

sie im Lokal ausgeholfen

Die 29-Jährige hat Betriebswirtschaft und internationales Management studiert und zwei Jahre lang in Piacenza gearbeitet. Bereits als Jugendliche half sie im Lokal ihres Vaters aus und besserte so ihr Taschengeld auf. Als dieser 2012 wegen einer Lungenentzündung eine Zeit lang ausfiel, leitete sie interimsmäßig das Restaurant. Seither ist sie für die Buchhaltung zuständig. Deshalb musste das Lokal nach dem Tod des Chefs nicht geschlossen werden, der Betrieb ging nahtlos weiter. Natascha Ribul Moros Mutter Martina steht ihrer Tochter dabei tatkräftig zur Seite, so wie sie es bisher bei ihrem Mann gemacht hatte. Sie ist für den Einkauf verantwortlich und wird diese Aufgabe demnächst an ihre Tochter übergeben. Über die Mittagszeit arbeiten die beiden Frauen regelmäßig im Restaurant mit, am Abend nur in Ausnahmefällen. Denn beide haben noch andere Aufgaben. Martina Ribul Moro ist selbstständig in einem Heilberuf tätig, ihre Tochter hat zwei kleine Kinder, Giulia, zweieinhalb Jahre, und Valentina, 13 Monate. Was die Sache nicht einfacher macht: Der Ehemann und Vater ist Soldat und in der Nähe von Ingolstadt stationiert, sodass er nur am Wochenende bei seiner Familie sein kann. Inzwischen hat Natascha Ribul Moro eine Kinderfrau engagiert, und auch ihre Großmutter, die im Nachbarhaus wohnt, springt ein, wenn Not am Mann ist. Zum Familienbetrieb gehört auch Nataschas Bruder Alessandro, der für die Technik im Castello zuständig ist. Er arbeitet als Ingenieur, ist aber immer da, wenn man ihn braucht, bekräftigen die beiden Frauen.

Die junge Chefin des Il Castello arbeitet derzeit an einer neuen Speisekarte, die vermehrt Gerichte aus der venetischen Heimat ihres Vaters berücksichtigt. „Das Veneto hat eine vielfältige Landschaft, Berge, Ebene und Meer. Die neue Karte soll den Gast auf eine Reise mitnehmen, ihm eine Geschichte erzählen“, erläutert Natascha Ribul Moro und nennt ein paar typische Gerichte: Casunziei (mit Kartoffeln und Alpenkräutern gefüllte Ravioli), Fegato di vitello alla veneziana (Kalbsleber in Balsamicosoße) oder die Desserts Tiramisu und Zabaione, die bereits jetzt auf der Karte stehen.

Sie hat auch ein neues Team zusammengestellt, das bestens harmoniert, wie ihre Mutter bestätigt: „Es wird viel gelacht bei uns.“ Und noch eine Neuerung wurde eingeführt: Es gibt jetzt einen Ruhetag, dienstags bleibt das Lokal geschlossen. Im Juni sind verschiedene Umbauten geplant, die Küche, die Toiletten, die Theke und der Pizzaofen sollen modernisiert werden.

Zusätzlich zum Restaurant in der Schlossstraße hat die Familie seit 2011 die Lounge & Bar Il Castello im Schlosshofweg betrieben, die jedoch in den letzten anderthalb Jahren geschlossen war. Inzwischen ist die Bar, in der neben Getränke auch kleine Gerichte angeboten werden, wieder geöffnet. Den Kiosk am Oppenweiler Freibad wird die Familie allerdings nicht mehr weiterführen.

Neben den verschiedenen Neuerungen gebe es aber auch Dinge, die sich im Il Castello nicht ändern sollen. Dazu zählten die kompromisslose Frische der Lebensmittel, der Verzicht auf Konservierungsstoffe, das selbst gemachte Eis und eine Karte, auf der auch Veganer fündig werden oder Menschen, die auf Gluten verzichten wollen oder müssen. „Wir wollen, dass es den Menschen nach dem Essen gut geht“, bringt es Martina Ribul Moro auf den Punkt.