Attacke in bayerischem See

Wels-Angriffe - Sind die Fische gefährlich für Badende?

Zweimal innerhalb kurzer Zeit haben Welse Badende in einem See in Bayern attackiert. Was bedeutet das für Schwimmer anderswo?

Wels-Angriffe - Sind die Fische gefährlich für Badende?

Dieser Wels ist knapp 40 Kilogramm schwer und 1,80 Meter lang. (Archivbild)

Von red/dpa

Große Fische attackieren und verletzen Badende – Szenen, die an einen Horror-Film erinnern. Am Brombachsee in Bayern erlebten mehrere Menschen genau das. Zweimal gingen dort Welse - einer davon zwei Meter lang - zum Angriff über. Fachleute erläutern, was dahintersteckt und ob man sich auch an anderen Seen beim Baden Sorgen machen muss:

Muss man beim Baden Angst vor großen Welsen haben?

Nein, an den „Weißen Hai“ muss sich niemand beim Schwimmen erinnert fühlen. Welse können zwar sehr groß werden, sind normalerweise aber nachtaktiv und greifen keine Menschen an. Nur während der Laichzeit von Mai bis Juni kann es nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zu Attacken auf Badende kommen, wenn diese dem Gelege versehentlich zu nahe kommen. 

Wie ist es dazu gekommen?

Am Brombachsee war das aus Sicht von Fachleuten der Fall, weil der See zurzeit einen relativ niedrigen Wasserstand hat. In der Regel legen Welse ihre Eier in einer Mulde in der Nähe bewachsener Ufer ab. Nun mussten die Fische in tieferes Wasser ausweichen und wählten ausgerechnet Stellen in der Nähe von Badeinseln. 

Dass es weitere Fälle in diesem Jahr geben wird, ist eher unwahrscheinlich. Die Laichzeit wird nach Angaben des Fischereiverbands Mittelfranken in diesen Tagen enden, sodass die Welse ihr Gelege nicht mehr beschützen. 

Wo sind Welse verbreitet?

Der Europäische Wels - auch Waller genannt - lebt vor allem in Seen oder langsam fließenden Gewässern. „Er mag warmes Wasser und ist deshalb auch ein Klimawandel-Gewinner“, erläutert Experte Thomas Funke vom Landesfischereiverband in Bayern. „Die steigenden Wassertemperaturen helfen ihm dadurch, dass er neue Lebensräume erschließen und zum Beispiel Flussläufe hochwandern kann.“

Werden Welse immer so groß?

Der Wels wird bis zu 80 Jahren alt und ist laut dem Deutschen Angelfischerverband die größte heimische Fischart. Er kann eine Größe von bis zu drei Metern bei einem Gewicht bis zu 150 Kilogramm erreichen. Auf seinem Speiseplan stehen demnach Fische und Amphibien, bei großen Exemplaren auch Wasservögel und kleine Säugetiere. 

Was macht man, wenn man beim Baden auf einen großen Fisch trifft?

„In die Richtung zurückschwimmen, aus der man gekommen ist“, empfiehlt Funke. Und: „Abstand halten“. Fachleute raten außerdem, Ruhe zu bewahren. Ein lautes Planschen oder hektische Bewegungen könnten die Fische erschrecken oder erst recht ihre Neugier wecken. 

Wie reagierten die Behörden am Brombachsee?

Am 20. Juni verletzte ein zwei Meter langer Wels nach Angaben der Polizei mindestens fünf Badende. Weil zeitgleich ein Musikfestival an dem See veranstaltet wurde, sah die Polizei in dem bissigen Fisch ein hohes Sicherheitsrisiko. Badegäste könnten eine Panikattacke bekommen und ertrinken, erläuterte Polizeisprecher Michael Petzold. Der Fisch wurde getötet - und landete in einem Gasthof auf den Tellern. Die 120 Filetportionen sind laut dem Gastwirt inzwischen verspeist. 

Im zweiten Fall verletzte ein anderer Wels einen Schwimmer in der vergangenen Woche leicht. Wie zuvor kam es zu dem Angriff an einer Badeinsel. Diese wurde aus dem Wasser geholt. Das Landratsamt ließ zudem alle Badeinseln und Badestellen mit einem Echolot untersuchen. Nun gab die Behörde Entwarnung: Es habe keine Hinweise auf weitere Welse an diesen Stellen gegeben. Trotzdem sollen Angler die Badestellen in den nächsten ein bis zwei Wochen verstärkt absuchen. 

Wie gefährlich sind Welse überhaupt?

Schwere Bissverletzungen können diese Fische Menschen nicht zufügen. Der LfL zufolge besitzen Welse vergleichsweise harmlose Hechel- oder Bürstenzähne, mit denen sie ihre Beute festhalten. „Dennoch stelle ich mir von einem großen Wels zugefügte Hautabschürfungen sehr unangenehm bis schmerzhaft vor“, sagt LfL-Fischerei-Experte Michael Schubert. 

Woran erkennt man, dass Badeseen sicher sind?

Welse und Menschen haben dieselbe Vorliebe für warmes Wasser. Wer auf Nummer sicher gehen will, schwimmt nur in kaltem Wasser. „In so einem schönen Alpensee, da ist es sehr unwahrscheinlich, dass man auf einen Waller trifft“, sagt Funke. 

Da Wels-Angriffe aber selten sind, empfiehlt sich vielmehr ein Blick auf die offizielle Karte zur Qualität der Badegewässer in Deutschland. Diese enthält die Daten aus dem vergangenen Jahr. Informationen zur Wasserqualität in der Badesaison 2025 findet man laut Umweltbundesamt auf den Internetseiten der Bundesländer.