Bei den Madanis’ arbeitet die dritte Generation bei Bosch in Feuerbach. Das prägt eine Familiengeschichte, die von Fleiß, Integration und Stolz erzählt.
Ganz im Zeichen von Robert Bosch: Die zweite und dritte Generation der Familie Madanis: Sohn Stavros mit seinen Eltern Ioannis und Stamatia
Von Peter Stolterfoht
Mama, Papa, Opa, Oma, Bosch. Diese fünf Begriffe bilden den ersten kleinkindlichen Wortschatz von Stavros Madanis. Wie der 42-Jährige mittlerweile weiß, sind diese Wörter auch die ganz kurze Zusammenfassung eines ganz besonderen Kapitels in der Geschichte seiner Familie, in der er als Vertreter der dritten aufeinanderfolgenden Generation bei Bosch in Stuttgart-Feuerbach arbeitet. Dort erzählt er jetzt zusammen mit seinem Vater Ioannis und seiner Mutter Stamatia, die beide mittlerweile im Ruhestand sind, vom roten Bosch-Faden, der sich durch ihr Leben zieht.
Alles beginnt 1970 in einem nordgriechischen Dorf nahe der bulgarischen Grenze. In der strukturschwachen Gegend werden gezielt die sogenannten „Gastarbeiter“ angeworben, die in Deutschland dringend benötigt werden. „Mein Vater Sotirios hatte zuvor schon lange überlegt, ob er diesen Schritt wagen soll“, erzählt seine Tochter Stamatia, „weil er ja nicht nur die Heimat zurücklassen musste, sondern zunächst auch die Familie.“
Von Griechenland über München nach Stuttgart
Der Vater ringt sich dazu durch und landet in München auf dem Bau, wo sein Bruder bereits seit einem Jahr arbeitet. Bis sich seine Schwester und deren Mann melden, die bei Bosch in Feuerbach einen Job gefunden hatten: Beide können ihn zum Wechsel nach Stuttgart bewegen. 1971 fängt Vater Sotirios bei Bosch an und geht dort nach 21 Jahren in Rente. Seinen Ruhestand verbringt er in Griechenland. „Wenn wir ihn besuchten, mussten wir ihm aus Deutschland immer Bosch-Werkzeuge mitbringen, auch wenn es dieselben auch in Griechenland gab“, erzählt die Tochter und glaubt, dass das etwas mit Dankbarkeit und schönen Erinnerungen zu tun hatte.
Damit ist die Bosch-Zündkerze seit mittlerweile 54 Jahren so etwas wie das inoffizielle Madanis-Familienwappen. Oder doch die Dieselpumpe? Mit der hatte nämlich Ioannis Madanis fast sein ganzes Arbeitsleben in der Produktion zu schaffen. Er gehört zur zweiten Bosch-Generation und kann von sich stolz behaupten: „Mit 36 Jahren Betriebszugehörigkeit bin ich aktuell der Rekordhalter in der Familie.“ Während es seine Frau Stamatia auf zehn Jahre bringt. Mit einer Bosch-Love-Story können die beiden aber dann nicht dienen, weil sie sich nicht beim Arbeiten kennengelernt haben. Das hat dann auch etwas Beruhigendes: Im Hause Madanis gibt es auch noch ein Bosch-freies Privatleben.
Dennoch bedeutet für Ioannis Madanis und seine Frau die Arbeit weit mehr als nur einen Job. Bosch in Stuttgart ist für sie der Ort, wo aus Kollegen Freunde werden, Integration stattfindet und sich Stolz und Identifikation entwickeln. Dies alles führt dazu, dass das Ehepaar in Deutschland eine neue Heimat gefunden hat, die sie auch im Ruhestand nicht mehr verlassen wollen. Womit wir wieder bei der Familie sind.
Ihr 42 Jahre alter Sohn Stavros und dessen Familie mit den zwei kleinen Kindern sind die besten Gründe fürs Hierbleiben. So sind Ioannis Madanis und seine Frau Stamatia weiter auf dem Laufenden, was bei Bosch los ist. Deshalb wissen sie natürlich, dass der Stellenabbau die Belegschaft gerade besonders umtreibt. Schließlich arbeitet Stavros Madanis als Produktmanager auf dem Bosch-IT-Campus in Feuerbach. „Bosch ist und bleibt ein ganz großes Thema, wenn die Familie beisammen ist“, sagt er und erzählt, dass er es von klein auf nicht anders kennt. Kein Wunder, ist er doch in Gerlingen in einem Bauernhaus aufgewachsen, in dem die Großeltern lange Zeit gewohnt hatten.
Der Vater ist stolz auf seinen Arbeitsplatz
An seinen ersten direkten Bosch-Kontakt 1986 als Vierjähriger kann sich Stavros Madanis auch noch genau erinnern. Wie ihm damals der Vater anlässlich der 100-Jahr-Feier von Bosch den Arbeitsplatz in Feuerbach voller Stolz gezeigt hatte.
Dennoch schien es so, als würde Stavros Madanis aus der Art schlagen. Arbeitete er doch nach dem Informatik-Studium bei einer international tätigen Beratungsfirma in München, die ihn um die Welt schickte. Nachdem er in München seine ebenfalls griechischstämmige Frau kennengelernt hatte, wollte er mit ihr aber sesshaft werden. Warum nicht in Stuttgart? Eine Frage, die zur erfolgreichen Bewerbung bei Bosch führte. Seine Frau Stavroula kehrt nach der Geburt des zweiten Kindes nun in ihren Beruf als Hebamme zurück. Ihr neuer Arbeitsplatz – wie könnte es auch anders sein – das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus.