„Wenn man es liebt, muss man es leben“

Verein XS-Excess Backnang feiert zehn Jahre Guggenmusik mit zahlreichen Gästen aus nah und fern

Freundschaften werden gepflegt und Traditionen auch – zur Geburtstagsfeier hat der Backnanger Guggenmusik-Verein XS-Excess Backnang daher zahlreiche Gäste unter anderem aus der Schweiz und dem Elsass in das Bürgerhaus eingeladen. Die Veranstaltung war im Gothic-Look gehalten.

„Wenn man es liebt, muss man es leben“

Die Wybergschränzer Aarau hatten wohl mit die weiteste Anreise zum Guggenevent von XS-Excess Backnang. Die Schweizer pflegen seit Jahren eine Freundschaft mit den Backnangern. Foto: A. Becher

Von Carmen Warstat

BACKNANG. Guggenmusik ist gute Laune, ist laut und schräg, sie ist schrill und bunt und alles andere als perfekt. Absichtlich wird falsch gespielt, heißt es – kann sein, dass diese Auslegung eine Not zur Tugend macht, denn um hier dabei zu sein, braucht man nicht zwingend musikalische Vorkenntnisse. Ein wenig Gehör und sehr viel Lust auf das Ganze genügen schon. „Alles andere bringen wir den Leuten bei“, sagt Andreas Köder, der Präsident von XS-Excess Backnang. Er ist Gründer, Dirigent, Tanzbär und Obergugger, und er bringt bei aller Bescheidenheit („Wir kennen unsere Grenzen“) schon einen gewissen musikalischen Anspruch ein. Bei XS-Excess ist – entgegen der üblichen Gugge, die sich eher farbenfroh gibt – seit der Gründung vor zehn Jahren Gothic-Kleidung angesagt. Man habe sich ein wenig abgrenzen wollen, erklärt der entsprechend gestylte Präsident, und dies auch musikalisch, so spiele man zum Auftakt gern traurig-ernste Stücke, dunkel darf es sein und schaurig.

Das Intro in diesem Jahr kommt von Rammstein, und das sagt einiges. Vielleicht werden XS-Excess auch deren „Deutschland“ spielen. Vor Beginn der Veranstaltung weiß Andreas Köder das noch nicht, denn die Nummer sitzt eigentlich noch nicht so richtig – man werde sehen. Der schwarzen Gothic-Farbe jedenfalls gesellte sich im Laufe der Jahre jeweils eine Begleitfarbe zu, heuer ist es Gold und das Motto „Dark Princess and Metal Wolves“.

Zur Geburtstagsfeier erschienen sind sechs befreundete Ensembles aus nah und fern, darunter aus Mainz, Hockenheim, Ehningen und Güglingen. Die weiteste Anreise hatten wohl die Schweizer Wybergschränzer Aarau und die Elsässer Lustige Klique Riedisheim, beide in Reisebussen gekommen, alle bester Laune und alle noch nüchtern. „Natürlich!“, sagt Philip Hunziker aus Aarau lachend. Zusammen mit den Backnangern Andreas Köder und Carola Lachenmaier erinnert er sich gern an die Anfänge der Freundschaft ihrer Ensembles. Mehrmals nahm XS-Excess am leider nicht mehr existenten Gipfeltreffen der Guggenmusikanten in Arosa (Schweiz) teil. Hier lernte man auch die Wybergschränzer kennen, die inzwischen zum vierten Mal in Backnang weilen und auch in Zukunft so oft wie möglich kommen und hier musizieren werden.

Das Repertoire umfasst vor allem Rock und Heavy Metal

„Man liebt es oder man hasst es“, findet Hunziker und: „Wenn man es liebt, muss man es leben!“ Fast 50 Jahre alt sind die Wybergschränzer bereits. Die Wiege der Gugge steht ja in der Schweiz, und wer dort groß wird, wächst damit auf. Hunziker selbst ist „erst“ seit zwölf Jahren dabei und berichtet über das eine oder andere Motto seines bunten Haufens: „,Schiffbruch‘ hatten wir schon, ‚Filmriss‘, ‚Nordmann‘ und ‚Nordfrau‘, im neuen Jahr wird es ‚Summertime‘ sein.“

Im Vordergrund steht auch für ihn immer die Unterhaltung. Das Repertoire, sagt Hunziker, entwickelt sich mit dem musikalischen Leiter. Es umfasst Rock und Heavy Metal, reicht von Rammstein bis Iron Maiden, auch die Cranberries nehmen sie sich vor und spielen zum Geburtstagsfest der Backnanger „Gruftis“ einen recht akzeptablen „Zombie“. Musikalisch ziemlich professionell sind die französischen Gäste, deren Präsident Jeannot Carbonell ebenfalls berichtet: Man habe die heutigen Gastgeber in Holland („uff dr Gass“, ergänzt Andreas Köder) kennengelernt und seither so einiges miteinander erlebt. Freundschaften werden gepflegt und Traditionen auch.

Andreas Köder erinnert sich an Fondue-Abende, für die der französische Guggenpräsident alle Zutaten mitbrachte und daran, dass die Elsässer Gäste vor der morgendlichen Abreise stets noch einmal zu Ehren ihrer deutschen Freunde aufspielen. So werde es sicher auch sein, denn die Klique Riedisheim nächtigt in der Stadthalle, wo große Matratzenlager warten. Bewirtet wird sie von den Excess-Leuten. Die Schweizer Wybergschränzer fahren dieses Mal noch in der Nacht zurück nach Hause. Aber auch sie haben das gemeinschaftliche stattliche Frühstück in Backnang schon mehrfach genossen.

Und nein, Rammsteins „Deutschland“ erklingt in dieser langen Nacht nicht. Aber im Januar werden die Gothics von XS-Excess Backnang definitiv so weit sein, versichert Andreas Köder.