Wenn viele Leute das Gesicht der Erde positiv verändern

Projekt Baum 2020 startet mit Aktionstag „Streuobstwiese – Landschaft, die schmeckt“ im Sporterlebnispark Allmersbach – Angebote zur Beschäftigung mit Natur

Wenn viele Leute das Gesicht der Erde positiv verändern

Kira Groß, Liliana Kehrer und Eva Keller (von links) von der Organisation Plant for the Planet bei Ihrer Präsentation. Foto: T. Sellmaier

Von Hans-Christoph Werner

ALLMERSBACH IM TAL. Auf dem Basketballfeld des Sporterlebnisparks wummert ein Gettoblaster. Etwas lustlos hantieren einige Jugendliche mit einem Ball. Familien mit Kindern wandern dran vorbei. Denn oberhalb des Sporterlebnisparks, auf dem befestigten Platz gleich neben der Gaststätte Waldeck, ist der Aktionstag „Streuobstwiese“. Und da gibt es Stationen, an denen Kinder etwas machen können.

Tobias Lindenberger, Nebenerwerbsimker aus Backnang und Streuobstpädagoge, hat ein kleines Bienenvolk in einem Schaukasten mitgebracht. Hinter Glas sieht man zwei Bienenwaben hängen. Eifrig krabbeln Bienen dran herum, andere kommen oder starten zum Erkundungsflug. Verschiedene Honigsorten, Met und Blütenpollen bietet Tobias Lindenberger zum Kauf. Und wer nicht so recht weiß, was dienlich ist, darf selbstverständlich probieren.

Gerhard Wieland vom Obst- und Gartenbauverein Sulzbach, auch er Streuobstpädagoge, ist mit 23 Bausätzen für Nistkästen zum Aktionstag gekommen. Unter Mithilfe ihrer Eltern versuchen auch Kinder, die Nistkästen zusammenzuschrauben. Auch wenn ein Akkuschrauber die Tätigkeit erleichtert, man muss ihn richtig halten.

Jasmin Schwarz, Mechtilde Frintrup und Kathi Bösenberg haben einen gemeinsamen Stand. Die Grafikerin Frintrup gewinnt aus der ach so lästigen Brennnessel Fasern und stellt daraus Mützen und einfache Pantoffeln her. Erstaunlich, was sich aus dem „Unkraut“ Brennnessel alles machen lässt. Kathi Bösenberg hat sich eher auf Schmuck verlegt. Muscheln hat sie gesammelt, poliert und mit einer Halskette versehen. Winzige Löcher an der passenden Stelle zaubern auf die Muscheloberfläche ein Gesicht. Jasmin Schwarz versteht sich darauf, die Zusammenhänge aufzuzeigen. Von einem kleinen Podium samt Rednerpult aus werden immer wieder Kurzvorträge für die Besucher geboten.

Jasmin Schwarz ist auch dabei und weiß den Zusammenhang von Sonnenscheindauer und Gefühls- und Kräftehaushalt des Menschen aufzuzeigen. Aber am Stand der Damen wird auch allerlei Wohltuendes aus Kräutern angeboten: Beinwellcreme, Frauenmanteltinktur und Spitzwegerichcreme. Ferner „Kräuterbuschen“ für die verschiedensten Stimmungslagen. Die Schäferei Allmendinger aus dem nahen Heutensbach bietet das an, was das Schaf hergibt. Schaffelle in Groß, aus Schaffell genähtes Schuhwerk für zu Hause, Schafmilchseife und auch Bauernbratwurst oder Lyoner in der Dose. Natürlich aus Schaffleisch. Flüchtlinge aus Syrien bieten Herzhaftes nach Rezepten aus ihrer Heimat. Syrische Pizza, Teigtaschen mit Spinat oder Hackfleisch und Falafel stehen zum Verzehr bereit. Der Backnanger Weltladen ergänzt das Angebot mit Süßem. Bananen- oder Cashewnusskuchen und anderes lockt die Gäste. Daneben verschiedenste Kaffeesorten zum Probieren. Vielleicht trifft die Botschaft, die an diesem Stand hängt, auf alle Initiativen des Aktionstags zu. „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Die Schüler Kira Groß und Eva Keller aus Stuttgart sowie Liliana Kehrer aus Korb und Moritz Piller aus Oppenweiler engagieren sich bei „Plant for the Planet“. Kleine Papierbäumchen haben sie ausgeschnitten. Für einen Euro wird das Bäumchen an eine Pinnwand geheftet und symbolisiert nun, dass der Spender mit dazu beiträgt, ein Wiederaufforstungsvorhaben in Mexiko zu unterstützen. Die Kampagne mit dem Titel „stop talking, start planting“ hat es sich zum Ziel gesetzt, für das Pflanzen von 1000 Milliarden Bäumen weltweit zu sorgen. Weil Bäume das Treibhausgas CO2 absorbieren und man damit dazu beitragen will, um die Erderwärmung um ein Grad zu verhindern. Für etwa 30 Bäume haben die Aktionstagbesucher bis zum frühen Nachmittag gesorgt. Etwa 150 Bäume müsste jeder Mensch pflanzen. Dann wäre das Ziel der Bewegung erreicht. Damit die Sache nicht allzu sauer gerät, bieten die Jugendlichen gleichzeitig den Kauf von Schokolade an. Sie heißt „Die gute Schokolade“. Auf der Innenseite der Verpackung ist zu lesen, was der Käufer damit Gutes getan hat. Für fünf verkaufte Schokoladentafeln wird ein Baum auf der Yucatan-Halbinsel gepflanzt. Drei Mädchen der Initiative halten vom Podium aus auch einen Kurzvortrag, erklären die Aktion und was damit erreicht werden soll. Erstaunlich sicher wirken sie in dem, was sie vortragen. Sie haben, wie sie im Vortrag erklären, ein entsprechendes Ein-Tages-Seminar der Bewegung besucht.

Anja Steinbacher, Bildungsreferentin aus Steinbach, lädt an ihrem Stand Erwachsene wie Kinder zu Riechproben ein. Apfel, Zimt, Schokolade, getrocknete Kakaobohnen sind in Gläsern verborgen, an denen man mit geschlossenen Augen riechen soll. Artig warten die Erwachsenen ab, was ihre Kinder zuerst sagen. Ein Stand des Nabu macht auf heimisches Kleingetier aufmerksam. Anhand von Bildern darf man zuordnen: Gelbbauchunke, Grasfrosch, Teichmolch, Ringelnatter, Zauneidechse und andere Tiere.

Michaela Genthner und Petra Klinger, die den Aktionstag organisiert haben, betonen: die Erwachsenen, die selbst in ihrer Jugend Natur erlebt haben, sind am ehesten auf Naturbewahrung ansprechbar. Deshalb sei es den Initiatorinnen besonders wichtig, Kinder und Jugendliche anzusprechen. Zum Beispiel auch mit dem gleich benachbarten grünen Klassenzimmer. Dort erhalten im Laufe eines Jahres Kinder und Jugendliche regelmäßige Führungen, die ihnen erlauben, das Heranwachsen der Früchte zu verfolgen. Das heißt: Es gibt Hoffnung für die Streuobstwiese.