Mit Teilhabe lebt es sich im Alter besser

Pilotprojekt „Gemeinsam Lust auf Leben“ in Murrhardt gestartet – Am 29. Februar werden die Themen weiter bearbeitet

Wie können älter werdende Menschen besser am gesellschaftlichen Leben beteiligt werden? Um ihre Ideen zu diesem Thema einzubringen, waren rund 130 Bürger zur Auftaktveranstaltung von „Gemeinsam Lust auf Leben“ in die Murrhardter Festhalle gekommen. Diskutiert wurde unter anderem über einen Seniorenrat, neue Wohnformen und eine bessere Mobilität.

Mit Teilhabe lebt es sich im Alter besser

Mit Musik und Rhythmus können sich ältere Menschen länger fit und aktiv halten: Mit dieser Botschaft trat die Musikgeragogin Sonja Oellermann auf. Foto: J. Fiedler

Von Annette Hohnerlein

MURRHARDT. „Murrhardt macht mit“ war das Motto der Veranstaltung am Samstag. Und tatsächlich fühlten sich viele Bürger angesprochen, die Festhalle war fast voll besetzt.

In seinem Grußwort skizzierte Bürgermeister Armin Mößner die Ausgangslage in der Stadt. Murrhardt habe ein ausgeprägtes Kulturleben und rund 120 Vereine. Die Menschen, die hier leben, hätten eine überdurchschnittliche Lebenserwartung. Es gebe bereits ein Netzwerk rund um die ältere Generation, das demnächst durch einen Bürgerbus ergänzt würde.

Die Stadt Murrhardt ist einer der Partner bei dem auf ein Jahr angelegten Projekt „Gemeinsam Lust auf Leben“, das vom Land im Rahmen des Sonderprogramms „Quartier 2020“ und vom Landkreis mit Eigenmitteln gefördert wird, erläuterte Projektleiter Christian Müller. Dieses könne auch als Beispiel für andere Initiativen im Kreis dienen, sagte Landrat Richard Sigel und ermunterte die zahlreichen Gäste in der Festhalle zum Mitmachen: „Wir wollen Sie beteiligen, Ihre Ideen einsammeln.“

Thomas Haigis, der die Veranstaltung moderierte, stellte bei einer kurzen Umfrage fest, dass viele Besucher aus Vereinen und aus dem Bereich der Altenarbeit kamen; andere waren aus rein persönlichem Interesse gekommen.

Anschließend gaben zwei Fachleute einen Einblick in ihre Arbeit mit Senioren. Musikgeragogin Sonja Oellermann berichtete über die Auswirkungen von Musik auf die Lebensqualität von älteren Menschen: „Mit Musik und Rhythmus können wir uns länger fit und aktiv halten. Und mit Musik kann man Demenz vorbeugen oder sie verzögern.“ In die gleiche Richtung gingen auch die Aussagen von Mechthild Kallmann zum Thema Sport und Bewegung im Alter. „Jede Bewegung, besonders, wenn sie in Gemeinschaft ausgeübt wird, bewirkt etwas im Gehirn und ist gut für die Seele“.

Im Anschluss waren die Besucher aufgefordert, selbst aktiv zu werden und in fünf Ideenwerkstätten ihre Vorschläge einzubringen. Unter der Überschrift „Infrastruktur“ diskutierten die Teilnehmer über einen Seniorenrat für die Stadt. „So eine Institution brauchen wir in Murrhardt“, war man sich in der Runde einig. Auch eine Seniorenzeitschrift, wie es sie bereits in Backnang gibt, wurde vorgeschlagen, ebenso eine eigene Sprechstunde für Senioren im Rathaus. Dabei sei es wichtig, die verschiedenen Angebote gut zu kommunizieren.

Flexible und alternative Wohnformen sind gefragt

Mit dem Thema Wohnen im Alter beschäftigte sich eine weitere Arbeitsgruppe. „Wenn die Kinder ausgezogen sind, steht oft ein großes Haus halb leer“, stellte eine Teilnehmerin fest, „wie könnte man das in kleinere Einheiten umwandeln?“ Man war sich einig: Es braucht flexible und alternative Wohnformen, die darüber hinaus auch bezahlbar sind. Diese Gruppe beschloss an Ort und Stelle, in dieser Konstellation weiter an dem Thema zu arbeiten und sich zum Beispiel für Barrierefreiheit-Standards für Neubauten und Altbausanierungen oder für mehr Begegnungsräume mit Sitzplätzen einzusetzen.

In der Werkstatt „Mobilität“ ging es um den geplanten Bürgerbus für Murrhardt und andere Möglichkeiten für Ältere, zum Einkaufen, zum Arzt oder zu Veranstaltungen zu gelangen. Stichworte waren Fahrgemeinschaften, Mitfahrbänke oder auch ein kostenloser Shuttlebus. Eine weitere Idee: freie Mitfahrt für Begleitpersonen in Bus und Bahn, ähnlich der Regelung für Menschen mit Behinderung. Wichtig sei es, bei solchen Maßnahmen die Teilorte mit einzubinden.

Aus der Arbeitsgruppe „Begegnungsmöglichkeiten“ kam der Wunsch nach mehr Kontakten zu Vereinen und Schulen, Hemmschwellen müssten abgebaut und die Angebote besser vernetzt werden: „Es sollen nicht nur überall einzelne Süppchen gekocht werden, sondern eine gemeinsame Suppe.“

Vernetzung war auch ein Thema in der Gruppe, die sich mit haushaltsnahen Dienstleistungen beschäftigte. An wen kann man sich wenden, wenn man beispielsweise durch einen gebrochenen Arm eingeschränkt ist oder Hilfe beim Ausfüllen von Formularen braucht? Wie kriegt man Hilfesuchende und Helfende zusammen? Hier sei eine zentrale Anlaufstelle nötig, die etwa über die Gemeinde, Vereine oder auch über die Ärzte im Ort publik gemacht werden müsse.

Am Ende der Veranstaltung wies Christian Müller noch auf den nächsten Termin von „Gemeinsam Lust auf Leben“ hin. Am Samstag, 29. Februar, geht es in der Volkshochschule Murrhardt von 11 bis 13 Uhr darum, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu bündeln und in konkrete Projekte zu überführen.