Deutsche Bahn

Wer übernimmt bei der Bahn? Ein Kandidat steht bereits fest

Die Suche nach einem neuen Bahnchef scheint abgeschlossen. Laut Verkehrsminister Schnieder gibt es einen Kandidaten. Doch ob der am Montag bereits präsentiert wird, ist unsicher.

Wer übernimmt bei der Bahn? Ein Kandidat steht bereits fest

Der Ruf der Bahn ist derzeit ramponiert. Eine neue Spitze und eine neue Strategie sollen es richten. (Archivbild)

Von Von Matthias Arnold, Fabian Nitschmann und Andreas Hoenig, dpa

Berlin - Nach rund einmonatiger Suche scheint sich eine neue Lösung für den Chefposten bei der Deutschen Bahn abzuzeichnen. "Wir haben einen Kandidaten, aber es kann sein, dass wir ihn oder sie aus rechtlichen Gründen noch nicht präsentieren dürfen", sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) am Freitag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ob der neue Bahnchef oder die neue Chefin bereits am Montag zusammen mit einer neuen Strategie für den bundeseigenen Konzern verkündet wird, bleibt somit offen. 

Man sei zwar guter Dinge, dass am Montag "nicht nur" Schnieder in der Bundespressekonferenz (BPK) sitzen werde, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Das hänge aber noch von vielen Dingen ab. Der Minister stellt am Montag Eckpunkte einer Reform der bundeseigenen Deutschen Bahn vor. 

Seit rund einem Monat läuft die Suche nach einer neuen Führungsperson an der Spitze der Bahn. Der bisherige Vorstandsvorsitzende, Richard Lutz, hatte es nicht geschafft, die tiefgreifenden Krisen an gleich mehreren Fronten in den Griff zu bekommen. Mitte August verkündete Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) das Aus für den langjährigen Bahnchef. Er führt das Amt nur noch solange, bis ein Nachfolger feststeht. 

Neue Strategie soll Montag präsentiert werden

Lutz' Abberufung ist Teil einer umfassenderen Neuaufstellung des Konzerns. Zu konkreten Kandidaten für den Chefposten drang wenig nach außen. In Medienberichten wurden immer wieder einige Kandidaten genannt. Darunter etwa die Chefin der Bahn-Regionalverkehrstochter DB Region, Evelyn Palla; der Chef des Technologiekonzerns Siemens Mobility, Michael Peter oder die Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV), Anna-Theresa Korbutt. 

Ob diese Kandidaten noch im Spiel sind, oder es jemals waren, ist allerdings völlig offen. Einige, wie Korbutt, wurden von interessierten Branchenverbänden ins Spiel gebracht. Andere haben bereits abgesagt, darunter der frühere kurzzeitige Finanzminister der SPD, Jörg Kukies. Bei der Ernennung reden auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) mit. Formell entscheiden muss über die Personalie der Konzernaufsichtsrat. Dessen nächste Sitzung ist für den nächsten Dienstag angesetzt.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind auch mehrere Initiativbewerbungen für den vakanten Posten des Bahnchefs eingegangen. Wer sich beworben hat und wie ernstzunehmend diese Bewerbungen sind, blieb allerdings offen.

Fokus auf Reisende

Auch über die neue Bahnstrategie Schnieders ist bisher wenig bekannt. Lediglich den Titel hat das Ministerium schon verraten: "Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene". Ein Fokus auf die Reisenden wäre tatsächlich dringend notwendig. Infolge der maroden und überlasteten Schieneninfrastruktur leiden sie seit Jahren unter der immer schlechteren Pünktlichkeit im Fernverkehr. 

Die notwendigen Bauarbeiten führen immer wieder zu monatelangen Einschränkungen. Insbesondere in dicht besiedelten Knoten sind Regionalzüge häufig sehr voll. Immer mehr Verkehrsverbünde reduzieren zudem das Angebot, weil die Kosten stark gestiegen sind und die Finanzierung nicht mehr ausreicht. 

Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, warnt zudem schon länger vor steigenden Fahrpreisen und einer Reduzierung von Verbindungen auch im Fernverkehr. Solche Maßnahmen drohten aus seiner Sicht, wenn der Bund die immer stärker steigenden Trassenpreise, eine Art Schienenmaut für Eisenbahn-Unternehmen, nicht endlich in den Griff bekomme. 

Bund will Bahn enger an die Leine nehmen

Als sicher gilt, dass der Bund die bundeseigene Bahn künftig enger an die Leine nehmen und besser steuern will. Im Zentrum steht dabei die Bahn-Infrastruktursparte InfraGo, die unabhängiger vom Konzern werden soll. Wie genau das passieren soll und welche konkreten Erwartungen Schnieder an die Bahn formuliert, ist offen.

Die Erwartungen nicht nur der Reisenden sind hoch. Einen konsequenteren Fokus auf die Kundinnen und Kunden fordern etwa auch die Gewerkschaften: Es brauche mehr Personal im direkten Kontakt mit den Reisenden auf den Zügen und Bahnhöfen, heißt es in einem Forderungspapier aus der Branche. Reisezentren und Fahrkartenautomaten dürften demnach nicht der Digitalisierung zum Opfer fallen. Die Wunschliste ist lang. Ob die zahlreichen Probleme bei der Bahn den Initiativbewerbern voll bewusst sind, ist fraglich.

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Kann mit dem Bahnverkehr in Deutschland nicht zufrieden sein: Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU). (Archivbild)

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Zu oft zu spät: Die Züge der Deutschen Bahn. (Archivbild)