Gaspreis Vergleich Europa

Wer zahlt am meisten fürs Gas?

Aus Russland fließt weniger Erdgas nach Europa – das hat Auswirkungen auf die Märkte und Preise. Doch in Deutschland zahlen Haushalte im europäischen Vergleich nicht am meisten fürs Gas.

Wer zahlt am meisten fürs Gas?

Die Preise für Erdgas sind in Europa zuletzt stark gestiegen.

Von Hanna Spanhel/dpa

Die Gaspreise sind in den vergangen Monaten stark angestiegen – insbesondere seit dem Einmarsch von Russland in die Ukraine. Reduzierte Gaslieferungen aus Russland und die Sorge vor einem Lieferstopp machen sich auf dem Markt deutlich bemerkbar.

Insbesondere seit Juni hat Russland seine Gaslieferungen an die EU drastisch reduziert. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, rechnet wegen der Drosselung mit immensen Mehrkosten: Lange Zeit lag der Gaspreis bei weniger als 20 Euro pro Megawattstunde. Aktuell müssen Unternehmen für Ersatzmengen für russisches Gas rund zehn Mal so viel zahlen. Auch die Menschen hielten ihr Geld wegen höherer Strom- und Gaspreise zusammen, sagte Russwurm.

Die Preise könnten im Winter noch höher werden

Auch der russische Staatskonzern Gazprom warnt seine europäischen Kunden vor stark steigenden Gaspreisen im Winter. „Die europäischen Spotgaspreise haben 2500 Dollar (pro 1000 Kubikmeter) erreicht“, so Gazprom. „Nach vorsichtigen Schätzungen werden die Preise in diesem Winter 4000 Dollar pro 1000 Kubikmeter überschreiten, wenn diese Tendenz anhält.“ Die Ukraine hat eine der Gazprom-Routen für Lieferungen nach Europa geschlossen.

Nicht nur in Deutschland steigen die Gaspreise seit Monaten. Während der Marktpreis in Europa Anfang Mai im Schnitt noch bei 96 Cent pro Megawattstunde lag, sind es Mitte August durchschnittlich 232 Euro pro Megawattstunde. Die niederländischen Marktpreise für Gas beispielsweise erreichten im Frühjahr zwischenzeitlich ein Hoch von 227 Euro pro Megawattstunde. Nach Schwankungen stiegen sie Mitte August wieder über 220 Euro. Sie liegen damit zudem weit höher als vor einem Jahr, als sie etwa 46 Euro pro Megawattstunde betrugen. Auch in Deutschland lag der Marktpreis für Gas Mitte August bei knapp über 220 Euro pro Megawattstunde.

Niederländer und Schweden bezahlen am meisten für Gas

Ein Blick auf die Gaspreise für Haushalte in Europa zeigt: Die Kosten für Erdgas sind in Deutschland nicht am höchsten. In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 zahlten Haushalte in Schweden im EU-Vergleich mit Abstand die höchsten Preise: Pro Kilowattstunde (kWh) waren es inklusive Steuern 0,185 Euro für die Konsumentinnen und Konsumenten. Dänemark lag mit 0,124 Euro im Schnitt auf Platz zwei der EU-Länder, gefolgt von den Niederlanden und Spanien mit jeweils etwas über 0,10 Euro pro kwh Erdgas. Deutschland lag damals mit 0,069 Euro je Kilowattstunde Gas deutlich im Mittelfeld – hinter Italien, Frankreich, Irland oder Portugal.

Ganz aktuelle Erdgas-Preisübersichten für die Haushalte in Europa sind schwer zu erhalten. Laut einer Auswertung der niederländischen Plattform energievergelijk.nl mussten Haushalte in den Niederlanden im Juni 2022 die zweithöchsten Preise in Europa bezahlen: 0,23 Euro pro Kilowattstunde. Nur in Schweden wurde für das Gas in den privaten Haushalten noch mehr bezahlt: 0,237 Euro pro kWh. Schweden allerdings hat einen sehr geringen Verbrauch von Erdgas. Im Vergleich der Gaspreise in Europa folgten in der Rangliste Dänemark, Österreich, Italien, die Schweiz, Spanien, Tschechien und Portugal. Deutschland stand dieser Auswertung für Europa zufolge auf Rang 11 bei den Gaspreisen für Haushalte.

Europäischer Gas-Notfallplan ist in Kraft

Im August allerdings änderte sich laut energievergelijk.nl die Rangliste erneut. Nun waren die Gaspreise für Haushalte in den Niederlanden sogar am höchsten im europäischen Vergleich, Schweden landete auf Platz 2 der Vergleichsliste. Deutschland rückte etwas weiter nach oben in der Tabelle, Italien, Portugal und Frankreich landeten im Mittelfeld. Am wenigsten mussten Haushalte für Erdgas demnach in Kroatien, Serbien und Ungarn bezahlen.

Angesichts steigender Preise und gedrosselter Lieferungen bereiten sich Europa und Deutschland auf eine mögliche Gasmangellage vor. Dazu trat Anfang August der europäische Gas-Notfallplan in Kraft. Er sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gasverbrauch von Anfang August bis März nächsten Jahres freiwillig um 15 Prozent senken, verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre in diesem Zeitraum.