Seit 45 Jahren in der Werkstatt der Paulinenpflege tätig

Seit dem Gründungsjahr der Werkstatt der Paulinenpflege 1977 ist Ottmar Mack dort beschäftigt. Inzwischen ist er zwar von Backnang nach Murrhardt gewechselt, steht aber noch immer zuverlässig jeden Tag an der Werkbank.

Seit 45 Jahren in der Werkstatt der Paulinenpflege tätig

Die Maschinen in der Sägerei bedient Ottmar Mack seit vielen Jahren. Foto: Jörg Fiedler

Von Lorena Greppo

Murrhardt. An den Ruhestand will Ottmar Mack noch gar nicht denken. In zwei Jahren sei es so weit, sagt der 64-Jährige. Ob er sich darauf freut oder ob es ihm davor graut – er weiß es selbst noch nicht. Damit befasst er sich, wenn es so weit ist. Bis dahin ist noch viel zu tun. Seit 45 Jahren ist der Murrhardter in der Werkstatt für behinderte Menschen der Paulinenpflege beschäftigt. 1977, in deren Gründungsjahr, wechselte Ottmar Mack als einer der ersten Beschäftigten von der Schulbank direkt an die Werkbank. Als in den 80er-Jahren die Backnanger Werkstatt aus allen Nähten platzte und einen Ableger in Murrhardt eröffnete, wechselte Mack dorthin – schließlich kommt er aus Kirchenkirnberg.

Die Aufgaben in der Murrhardter Werkstatt sind vielfältig. „Otti kann alle Maschinen bedienen“, sagt Werkstattleiter Joachim Exner. Schließlich sei er auch schon länger da als jede einzelne der Maschinen, fügt er schmunzelnd an. Über seinen langjährigen Mitarbeiter hat Exner viel Gutes zu berichten: „Es zeichnet ihn aus, dass er zuverlässig und weitgehend selbstständig arbeitet.“ Auch denke Mack nach getaner Arbeit immer daran, die Maschinen zu reinigen, das sei nicht selbstverständlich. Für die jahrzehntelange verlässliche Mitarbeit hat Exner Mack jüngst mit einer Urkunde ausgezeichnet. Über ihr Urgestein schrieb die Paulinenpflege zu diesem Anlass: „Wir ziehen den Hut vor Ottmar Mack, der uns nicht nur mit seiner zuverlässigen Arbeit, sondern auch mit seinem Schalk im Nacken immer viel Freude bereitet.“

Zwischenstopp im Textilbereich

In seiner langen Arbeitszeit in der Werkstatt hat Ottmar Mack schon allerlei Aufgabenbereiche durchlaufen. Angefangen hat er mit Metallarbeiten – allen voran das Bearbeiten von Daimler-Motoraufhängungen, die gebohrt, gesenkt und gewindegeschnitten werden mussten. Aber auch im Textilbereich war der heute 64-Jährige bereits aktiv. Die Werkstatt stellte damals Jeanshosen her. Ob Ottmar Mack noch immer nähen kann? „Nein, das hab ich schon wieder vergessen“, sagt er verschmitzt. Besonders gefallen habe ihm beispielsweise das Arbeiten mit der großen, alten Waschmaschine. Diese habe er komplett selbst bedient. Heute ist Ottmar Mack vor allem in der 17-köpfigen Gruppe in der Sägerei aktiv.

Jeden Morgen nach dem Frühstück fährt Mack mit dem Bus zur Arbeit. Er wohnt in einer Mietwohnung im ambulant betreuten Wohnen, wo er in überschaubarem Rahmen Unterstützung bekommt. Denn seinen Alltag meistert er größtenteils gut allein. Angekommen in der Werkstatt „muss ich erst mal schauen, was gemacht werden muss“, berichtet er. Denn der dienstälteste Mitarbeiter ist flexibel einsetzbar. Mal bedient er Sägeautomaten, entgratet Rohre oder verpackt inzwischen auch Wasserpumpen. An diesem Tag beispielsweise faltet er Kartons zusammen. In der Werkstatt, berichtet Exner, findet gerade ein Umbruch statt. Bislang war überwiegend für Contitech produziert worden. Durch die Schließung des Standorts in Oppenweiler musste die Produktion umgestellt werden. Heute sei die Werkstatt in Murrhardt die verlängerte Werkbank verschiedener Firmen.

Ottmar Mack kennt sich mit den Arbeitsschritten im Haus aus. Er sei auch mal zu Besuch in anderen Gruppen, berichtet der Werkstattleiter. Da werde auch gemeinsam Mittag gemacht. „Er kennt ja alle“, so Exner. Beispielsweise würden in einer anderen Gruppe die zurecht gesägten Stücke gestanzt, gefräst und weiterverarbeitet.

Zwei Wellensittiche leisten Gesellschaft

Aber selbst ein fleißiger Schaffer wie Ottmar Mack darf manchmal frei haben. Freitags besuche er dann oft seine Freundin, die in Backnang wohnt und arbeitet. „Wir haben uns in der Schule kennengelernt“, berichtet er. Dadurch, dass sie nicht mehr an gleicher Stelle arbeiten, sehe er sie aber viel zu selten, sagt er. Spaß mache ihm auch der Lebensmitteleinkauf. Zudem sammle er Pfandflaschen ein und gebe sie ab – das befriedige seine Ordentlichkeit und bringe ihm gleichzeitig noch Geld, erklärt er stolz. Seine Sammelleidenschaft habe früher vor allem Stofftieren gegolten. Einige davon habe er noch immer zu Hause, „aber nicht mehr so viele“, sagt Mack. Bei ihm leben auch noch zwei Wellensittiche, um die er sich kümmert. Am Wochenende, berichtet Mack, schaue er gern fern. Die Actionserie „Das A-Team“ gefällt ihm.

Von der Paulinenpflege werden darüber hinaus regelmäßig Veranstaltungen und Fortbildungen angeboten, an denen Ottmar Mack teilnimmt. Auf der Experimenta, im Daimlermuseum, in der Wilhelma oder auf dem Volksfest war er schon. Bei solchen Ausflügen, erklärt Exner, gehe es auch immer darum, wie man sich in solchen Sozialräumen bewegt und welche Anlaufpunkte man findet. Lernen und schöne Erfahrungen verbinden sich dabei. Von beidem hat Ottmar Mack in 45 Jahren eine Fülle erlebt.