Aquädukte von Arles

Wie bereits in der Antike Wassermanagement betrieben wurde

Das Römische Reich ging vor mehr als 1500 Jahren unter. Geblieben sind Ruinen ihrer monumentalen Bauwerke – wie das Aquädukt in der südfranzösischen Stadt Arles.

Wie bereits in der Antike Wassermanagement betrieben wurde

Brücke des römischen Aquädukts in Arles.

Von Markus Brauer

Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), der Universität Oxford und der Universität Innsbruck haben die komplexe Geschichte des antiken Aquäduktsystems von Arles in der Provence entschlüsselt.

Möglich wurde dies durch Karbonate – Kalkablagerungen – die sich in den Aquädukten, Becken und Bleirohren abgesetzt hatten, sowie durch Klumpen von Aquäduktkarbonat, die als Baustoff im Dach der Konstantinsthermen verwendet wurden. Ihre Ergebnisse haben die Forscherin der Fachzeitschrift „Geoarchaeology“ veröffentlicht.

Nearly two thousand years ago, Roman engineers undertook an astonishing feat of innovation; constructing an aqueduct to deliver fresh spring water from the Zaghouan mountains to the thriving city of Carthage. Spanning more than 130 kilometers through rugged North African terrain,… pic.twitter.com/9KjevU6mZu — Dr. M.F. Khan (@Dr_TheHistories) June 18, 2025

Nachhaltiges Wassermanagementsystem in der Antike

„Diese Studie zeigt deutlich, wie ein römisches Aquädukt über mehrere Jahrhunderte hinweg funktionierte und von den Römern zu verschiedenen Zeiten umgebaut, effizient gewartet und modifiziert wurde. Damit ist es eines der deutlichsten Beispiele für ein nachhaltiges Wassermanagementsystem der Antike“, erklärt Gül Sürmelihindi vom Institut für Geowissenschaften der JGU, die die Studie durchgeführt hat.

„Im Gegensatz zu früheren Studien, in denen wir uns meist mit einem einzelnen Aquädukt befassten, haben wir hier die komplexe Wasserversorgung des antiken Arles, bestehend aus mehreren Aquädukten, einem Becken und verbundenen Wasserstrukturen in der Stadt, untersucht“, ergänzt Cees Passchier vom Institut für Geowissenschaften der JGU, der an der Studie beteiligt war.

Während einige Zusammenhänge zwischen verschiedenen Elementen des städtischen Wasserversorgungssystems schon länger vermutet wurden, gelang es den Forschern nun, dieses Bild anhand von Archivmaterial aus dem Arleser Wassersystem zu bestätigen und die lange Lebensdauer des römischen Aquädukts von Arles nachzuweisen.

Nachschub für 16-rädrigen Wassermühlenkomplex

Ab 3 v. Chr. versorgte ein Aquädukt von der Südflanke der Alpilles die Stadt Arles mit Wasser. Fast hundert Jahre später wurde jedoch ein weiteres Aquädukt von der Nordseite derselben Hügel gebaut, dessen Wasser mit dem des südlichen Gegenstücks in ein bestehendes Becken des ursprünglichen Aquädukts floss.

Mit der Eröffnung des nördlichen Aquädukts erhielt das südliche eine neue Funktion: Es wurde nun umgeleitet, um einen riesigen 16-rädrigen Wassermühlenkomplex im benachbarten Barbegal anzutreiben, wie die Forscher bestätigten.

Konstantinsthermen in Arles geben Hinweis

Wie die Forscher weiterhin herausfanden, diente das Becken ursprünglich als Sammelbecken vor einer Aquädukt-Arkadenbrücke: Solche Becken wurden eingelassen, damit sich Sand und andere Schwebstoffe absetzen konnten. Das nördliche Aquädukt wurde später improvisiert hinzugefügt.

Dies erkannten die Experten daran, dass die architektonischen Reste an einem höheren Punkt in das Becken münden. Ein weiteres Puzzleteil lieferten eingestürzte Deckenstücke der Konstantinsthermen in Arles, deren Wasserlieferant bislang unbekannt war.

Wasserleitungen bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb

„In diesen eingestürzten Deckenfragmenten des nördlichen Aquädukts fanden wir ebenfalls Aquäduktkarbonate. Offenbar wurde das Aquädukt beim Bau der Thermen im frühen vierten Jahrhundert n. Chr. auf Befehl Kaiser Konstantins restauriert und die abgeplatzten Karbonate als Baumaterial für das Dach der Therme verwendet“, erläutert Sürmelihindi.

Höchstwahrscheinlich war die Wasserleitung bis weit ins 5. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb, also bis zur Ankunft der einfallenden Franken und Burgunder.

Funktion großer Bleirohre aus römischer Zeit

Auch die Rolle der im 19. Jahrhundert entdeckten, großen Bleirohre aus römischer Zeit, die quer durch das Flussbett der Rhone verliefen, war lange umstritten. Wohin transportierten diese Rohre das Wasser? Auch diese Frage konnten die Forschenden mithilfe von Karbonaten klären.

In den Bleirohren fanden sich Ablagerungen mit ähnlicher Isotopenzusammensetzung wie in den Aquädukten des Nord- und Südarms. Dies bestätigte, dass ein umgekehrter Siphon des Aquädukts von Arles das gegenüberliegende Viertel Trinquetaille versorgte.