Twitter und Tesla

Wie Elon Musk sein Imperium beschädigt

Elon Musk stößt Twitter ins Chaos und betreibt einen Kleinkrieg gegen amerikanische Journalisten. Schlimmer noch: Mit seinem Verhalten könnte er auch Tesla vor die Wand fahren, meint Matthias Schiermeyer.

Wie Elon Musk sein Imperium beschädigt

Twitter-Chef Elon Musk: Kann nur noch Hilfe von oben kommen – oder kommt über ihm gar nichts mehr?

Von Matthias Schiermeyer

Die Auseinandersetzung, in die sich Twitter-Chef Elon Musk mit amerikanischen Journalisten verstrickt hat, wird immer unübersichtlicher. Vordergründig geht es derzeit um aktuelle Informationen über den Standort von Musks Privatjet. Dass Twitter sich nicht zwingend daran beteiligen muss, derlei Daten zu verbreiten, um damit Musks Sicherheit zu gefährden, erscheint für sich genommen logisch.

Kein tragfähiges Konzept für Twitter

Dies erklärt aber nicht unbedingt die Sperrung diverser journalistischer Accounts. Denn diese Aktion folgt einem Trend, wonach sich sowohl der Multimilliardär als auch die kritischen Medienleute in den USA immer mehr in einen Konflikt hineinsteigern, dessen Ausgang noch völlig unabsehbar erscheint. Der Verdacht, Musk wolle die Pressefreiheit aushebeln, wiegt schwer und wird weiteren Widerstand produzieren.

Auch intern findet Twitter nicht zur Ruhe. Immer mehr Chaos richtet Musk seit der Übernahme an – er hat offenbar weder ein tragfähiges Konzept noch starke Berater, um die Zukunftsfähigkeit der Plattform zu sichern. Sein Ruf als genialer Visionär ist bereits arg ramponiert.

Sympathie- und Qualitätswerte von Tesla rauschen in den Keller

Was geht uns das an? Viel. Twitter ist als Nachrichtenkanal auch in Deutschland unangefochten – es kann daher auch niemandem gleichgültig sein, sollte die freie Meinungsäußerung dort eingeschränkt werden. Selbst das Auswärtige Amt sieht sich veranlasst, ein einzelnes Unternehmen aufs Korn zu nehmen – ein beispielloser Vorgang.

Wirtschaftlich gesehen fragt sich zudem immer dringlicher, was nun aus Tesla wird. Elon Musk muss infolge des Twitter-Deals immer weitere Anteile verkaufen und kann sich immer weniger um den E-Auto-Hersteller kümmern. Sein impulsives Verhalten wird zu einer schweren Hypothek für die Weiterentwicklung von Tesla, das doch jetzt beispielsweise mit seiner Produktion in Berlin-Grünheide erst so richtig durchstarten wollte.

Der Imageschaden wächst mit jeder neuen Verwicklung bei Twitter. Wie schon in den USA rauschen die Sympathie- und Qualitätswerte von Tesla auch hierzulande in den Keller. Die vergleichsweise langweiligen, tatsächlich aber soliden Hersteller deutscher Elektrokarossen wird es freuen, wenn ihnen der Pionier nun die günstige Gelegenheit gibt, seinen Vorsprung auszugleichen.