Quoten für Kinder ohne deutsche Muttersprache in Schulklassen wären verfehlt.
Von Armin Käfer
Stuttgart - Zehn Jahre nachdem die damalige CDU-Kanzlerin Angela Merkel ihre Rolle als Schutzpatronin der Flüchtlinge gefunden hatte, sind die Spätfolgen ihrer Politik auch in Schulen zu besichtigen. Dort verstören sie auch viele, die Merkel einst Beifall spendeten: Sei es, weil sie den Lernfortschritt der eigenen Kinder in Klassen behindert sehen, wo ein Großteil der Mitschüler nicht in ausreichendem Maße Deutsch spricht. Sei es, dass sie in solchen Klassen unterrichten sollen. Kurzum: Die Erkenntnis, dass eine unregulierte Migration die Gesellschaft überfordert, sickert auch ins Milieu der Willkommenskultur.
Schüler und ihr Lehrpersonal sind oft die Leidtragenden einer verfehlten Migrationspolitik. Das hat mit multikulturell bedingten Konflikten, Disziplinmängeln, aber vor allem Sprachbarrieren zu tun. Ohne hinreichende Deutschkenntnisse ist Unterricht erschwert – in Klassen mit babylonischer Sprachenvielfalt kaum möglich. Doch solche Klassen sind in Großstädten keine Seltenheit, wo Kinder mit Migrationsgeschichte häufig die Mehrheit stellen.
Kinder, die kaum oder schlecht Deutsch sprechen, starten mit einem fatalen Handicap ins Leben. Schulische Misserfolge sind oft bedingt durch fehlende Sprachkenntnisse. Allerdings ist zweifelhaft, ob sich das durch Migrantenquoten in Schulklassen beheben ließe, über die Bundesbildungsministerin Karen Prien kürzlich laut nachgedacht hat. Eine solche Regulierung ist kaum praktikabel, birgt Risiken einer Ausgrenzung und setzt zudem am falschen Ende an.
Für das richtige Ende hat der frühere Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zu Merkels Zeiten den Begriff „Obergrenze“ erfunden. Er meinte damit ein Limit für Migration. Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck hat es etwas eleganter formuliert: „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich.“ Diese Einsicht teilt inzwischen eine Mehrheit der Bürger.
Natürlich gibt es eine Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen. Sie ist durch die Aufnahmekapazitäten, die Integrationsperspektiven und die Akzeptanz von Migranten in der Bevölkerung definiert. Ist der Platz für weitere Unterkünfte etwa nicht begrenzt? Ist die Zahl der Wohnungen für Flüchtlinge, die der Willkommensklassen, der Deutschlehrer und der Sozialarbeiter nicht endlich?
Damit wären wir wieder bei den Schulen. Sie sind der falsche Ort, um eine ungesteuerte Migration nachträglich zu regulieren. Allerdings werden deren Folgen just an diesem Ort offenkundig. Doch mit Migrantenquoten sind sie nicht aus der Welt zu schaffen. 40 Prozent, die Prien ins Gespräch gebracht hat, wären zudem unrealistisch – da bereits 42,5 Prozent der Kinder unter 16 aus Migrantenfamilien stammen. Die Regulierung muss an den Grenzen und nicht in den Klassenzimmern ansetzen. In dieser Hinsicht hat die neue Regierung bereits reagiert.
Die betroffenen Kinder können am allerwenigsten für die verfehlte Politik der Vergangenheit. Ihnen helfen keine Quoten, sondern frühzeitige, konsequente Sprachförderung. Eine Kita-Realität, in der noch der Glaube vorherrscht, Deutsch lasse sich nebenbei beim Spielen oder beim gemeinsamen Vesper erlernen, wird den Erfordernissen nicht gerecht. Es braucht vielmehr gezielten und systematischen Sprachunterricht, einheitliche Qualitätsnormen, verpflichtende Tests vor Schuleintritt und eine Nachförderung in Vorschulkursen für alle, welche die Mindeststandards nicht erreichen.
Vieles davon wird in einzelnen Bundesländern so angestrebt. Wie lange wird es noch dauern, bis dieses politische Lernziel bundesweit erreicht ist?