Bahnverkehr

Wie sich die Deutsche Bahn neu aufstellt

Mit zahlreichen Personalwechseln an der Spitze soll der verlustreiche Staatskonzern besser in die Spur kommen.

Wie sich die Deutsche Bahn neu aufstellt

Bahnchefin Evelyn Palla sortiert die Konzernspitze neu.

Von Thomas Wüpper

Die verlustreiche und problembeladene Deutsche Bahn AG soll mit neuem Führungspersonal die Wende zum Besseren schaffen. Hornbach-Managerin Karin Dohm wird Finanzvorstand und Stahlmanager Bernhard Osburg soll DB Cargo übernehmen. Harmen van Zijderveld leitet künftig DB Regio und tritt damit die Nachfolge der neuen DB-Chefin Evelyn Palla an. Der langjährige Vorstand Berthold Huber und die bisherige Güterbahn-Chefin Sigrid Nikutta verlassen die DB.

Ehemalige Hornbach-Managerin zweite Frau in Führungsposition

Die neue Konzernspitze soll Palla (52) beim angekündigten tiefgreifenden Umbau unterstützen sollen. Die Südtirolerin will den Transportriesen mit seinen noch mehr als 230 000 Mitarbeitern und mehreren hundert Tochterfirmen „vom Kopf auf die Füße stellen“. Dafür hat der Aufsichtsrat des größten deutschen Staatskonzerns die Weichen gestellt und voriger Woche in einer außerordentlichen Sitzung die drei neuen Holdingvorstände berufen.

Nachdem Palla zum 1. Oktober als erste Frau an die Konzernspitze rückte und den bisherigen Vorstandschef Richard Lutz (61) ablöste, wird auch ein weiterer zentraler Bereich mit einer weiblichen Führungskraft besetzt. Die frühere Hornbach-Managerin Karin Dohm (53) übernimmt ab 1. Dezember das DB-Finanzresort, das bereits seit Mai vakant ist, nachdem Vorgänger Levin Holle zu Regierungschef Friedrich Merz (CDU) ins Bundeskanzleramt gewechselt war. DB-Personalvorstand Martin Seiler führte seither das Resort kommissarisch.

Dohm ist studierte Volkswirtin, Wirtschaftsprüferin sowie Steuerberaterin, arbeitete von 1997 bis 2011 bei Deloitte und danach in weiteren Führungspositionen bis 2020 bei der Deutschen Bank. Im Jahr darauf wurde sie in den Vorstand von Hornbach Baumarkt und der Holding und wurde zur Finanzchefin beider Unternehmen berufen. In diesem Frühjahr wechselte die zweifache Mutter zu Continental, verließ den Autozulieferer aber überraschend bereits im August wieder.

Wechsel an der Spitze des Güterverkehrs

Zum 15. November bekommt der Staatskonzern zudem mit dem Stahlmanager Bernhard Osburg einen neuen Chef für den enorm verlustreichen Güterverkehr. Die bisherige Konzernvorständin und Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG, Sigrid Nikutta (56), wird abgelöst und verlässt das Unternehmen. Nikutta hat die Restrukturierung mit der Streichung Tausender Jobs durchgesetzt und dabei den Rückhalt bei der einflussreichen Gewerkschaft EVG verloren.

Osburg war bis voriges Jahr Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel und zuvor über 20 Jahre in der Stahlbranche in verschiedenen Führungspositionen tätig. Der Diplom-Ingenieur verantwortete bei Thyssenkrupp Steel den Vertrieb sowie den Verkauf von Geschäftsbereichen, setzte Umstrukturierungen und Kostensenkungen und trieb die Transformation zu einer nachhaltigen Stahlproduktion voran. Dann geriet er wegen Ausgliederungen in Streit mit Konzernchef Miguel López und trat mit weiteren Vorständen und Aufsichtsräten zurück, darunter auch der damalige Chefkontrolleur und frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Niederländer folgt Palla als Chef der DB Regio

Osburg übernimmt einen Bereich, den er aus anderer Perspektive kennt. Denn für die Stahlbranche ist DB Cargo ein wichtiger Transporteur, der Waggons von Unternehmen abgeholt, zu längeren Zügen kombiniert und am Ziel die Lieferungen den Adressaten übergibt. Dieser aufwändige Einzelwagenverkehr ist allerdings hochdefizitär, bisher gelang es keinem Manager, die Sparte auch nur annähernd profitabel zu machen. Bisher wird dieser Bereich wie in anderen Ländern mit hohen staatlichen Subventionen erhalten.

Als dritten neuer Konzernvorstand hat der Aufsichtsrat der Holding den Niederländer Harmen van Zijderveld (50) berufen, der zum 1. November die Leitung der DB Regio übernommen und damit die Nachfolge der neuen DB-Chefin Evelyn Palla angetreten hat, die den Regionalverkehr wieder erfolgreicher aufstellte. Zijderveld startete nach seiner Berufsausbildung und dem Studium schon 2002 seine Laufbahn bei der Deutschen Bahn.

Berthold Huber verlässt nach 28 Jahren die Deutsche Bahn

Nach Stationen in der Konzernleitung wechselte er 2007 zum Fernverkehr, wo er die Leitung der Geschäftsentwicklung, der Angebotsplanung und zuletzt von Fahrplan und Betrieb übernahm. Seit März 2018 leitete Harmen van Zijderveld die Konzernentwicklung der Deutschen Bahn AG in Berlin. Dort war er auch für die neue Strategie Starke Schiene sowie als Programmleiter für die Gründung der Infra-Go AG verantwortlich. Seit Februar 2024 ist er im Vorstand der DB Regio für das Ressort Schiene zuständig. Der gebürtige Niederländer ist Vater von drei Kindern.

Auch Infrastrukturvorstand Berthold Huber (62) gehört dem neuen Konzernvorstand nicht mehr an und hat zum Monatswechsel den Konzern nach 28 Jahren verlassen. Der gebürtige Heidelberger und vormalige Unternehmensberater hatte zahlreiche Führungspositionen, leitete den Personenverkehr und war an der Gründung der gemeinwohlorientierten DB Infra-Go AG beteiligt. Dort behält Philipp Nagl seinen Posten als Vorsitzender, nachdem Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) mit der Berufung von Dirk Rompf am Widerstand der EVG scheiterte.