Blutsauger auf dem Vormarsch: Weltweit breiten sich krankheitsübertragende Stechmücken immer schneller in neue Gebiete aus. Und erhöhen so das Risiko für Infektionen, wie eine neue Studie bestätigt.
Plakat mit Gefahrenhinweis und Verhaltenshinweis für die Bevölkerung in der Stadt Walldorf.
Von Markus Brauer
Die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten durch den Menschen hat in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen. Der zunehmende internationale Handel fördert besonders die Verschleppung kleiner Arten wie Mücken. Dies ist von großer gesundheitlicher Bedeutung, da eingeschleppte Mückenarten wie der Tigermoskito gefährliche Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Zika übertragen.
Eine neue im Fachjournal „Nature Communications“ erschienene Stuide hat erstmals eine Übersicht über die weltweite Verschleppung von Mückenarten erstellt.
45 Arten krankheitsübertragender Mücken
„In Summe wurden weltweit 45 Arten krankheitsübertragender Mücken in Regionen eingeschleppt, in denen sie ursprünglich nicht vorgekommen sind“, erläutert der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien und Mitautor der Studie.
„Von diesen haben sich 28 Arten erfolgreich angesiedelt – was das Risiko einer Krankheitsübertragung erheblich erhöht. Besonders besorgniserregend ist der starke Aufwärtstrend: Allein seit dem Jahr 2000 wurden 12 Arten erstmals in neuen Gebieten registriert“, ergänzt Essl.
Internationaler Handel: Ursache für Invasion nicht heimischer Mückenarten
Die Studienautoren untersuchten, welche Faktoren die Verschleppung von Mückenarten verursachen und konnten diesen Anstieg auf den zunehmenden globalen Warenverkehr zurückführen. Die Ausbreitung ist eng mit dem internationalen Transport verbunden.
Besonders die Verschleppung von Mückenlarven in Wasseransammlungen, die etwa beim Handel von Altreifen oder bei als Zierpflanzen gehandelten Wasserpflanzen häufig anzutreffen sind, bieten ideale Bedingungen zur unbeabsichtigten Verschleppung von Mückenlarven.
Aus Afrika kommen die meisten Blutsauger
Die meisten der eingeschleppten Mückenarten stammen aus tropischen Regionen, während bisher die meisten nicht heimischen Arten aus Afrika stammten, kommt die Mehrzahl der eingeschleppten Arten mittlerweile aus Asien. Solche wärmeliebenden Arten können sich als Folge des Klimawandels zunehmend auch in gemäßigten Breiten wie Österreich ansiedeln.
Derzeit kommen auch in Deutschland zwei eingeschleppte Mückenarten dauerhaft vor: der Tigermoskito und die Japanische Buschmücke.
Der Tigermoskito ist einer der weltweit problematischsten eingeschleppten Moskitoarten. Der Tigermoskito lebt in Wasseransammlungen wie Regentonnen oder Blumenuntersetzer, um sich zu vermehren. In Südeuropa, wo die Art häufig ist, hat dies in den vergangenen Jahren zu mehreren Hundert Infektionen mit dem Dengue-Fieber geführt, mit 12 Todesfällen in Italien im Sommer 2025.
Rasches Handeln ist nötig
Die Autoren warnen, dass sich eingeschleppte Mückenarten, nur noch schwer ausrotten lassen. Daher sei es wichtig, vorbeugende Maßnahmen beim Handel zu treffen, damit das Risiko einer Einschleppung weiterer Arten reduziert wird. Bei schon eingeschleppten Arten seien eine Überwachung und die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung wesentlich.
„Die rasche Ausbreitung eingeschleppter Mückenarten erhöht die gesundheitlichen Risiken, auch in gemäßigten Regionen wie in Österreich“, erläutert Anna Schertler, eine weitere Autorin der Studie. „Angesichts des weiterhin steigenden internationalen Handels ist es sehr wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren weiterhin neue Arten eingeführt werden, mit nur schwer vorhersehbaren Folgen.“
Mit der nun vorliegenden ersten weltweiten Übersicht zu vom Menschen verschleppten gesundheitsgefährlichen Mückenarten liefert diese Studie eine wichtige Grundlage für die Gesundheitspolitik.