Forderung nach Zuckersteuer

Wie ungesund ist Zucker?

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor dramatischen Folgen für die Gesundheit von Kindern durch übermäßigen Zuckerkonsum. Er fordert höhere Abgaben. Aus der Politik gab es bereits Widerspruch.

Wie ungesund ist Zucker?

Für eine gute Ernährung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Menschen mit gesundem Körpergewicht täglich nicht mehr als 50 Gramm des sogenannten freien Zuckers, idealerweise sogar weniger als 25 Gramm (sechs Teelöffel).

Von Markus Brauer/dpa

Im Kampf gegen Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen hält der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, eine bundesweite Zuckersteuer für dringend notwendig. „Es ist eine Frage der Verantwortung, dass die Politik auf Missstände reagiert.“ Der 65-Jährige fordert „höhere Steuern auf Zucker, Tabak und Alkohol, weil das den Konsum senkt“.

Mit Blick auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen warnt Reinhardt eindringlich vor den Folgen übermäßigen Zuckerkonsums. „Schon jetzt ist absehbar, dass durch Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung bei Kindern und Jugendlichen eine riesige Welle von Diabetikern auf uns zurollt.“

Neben einer Zuckersteuer spricht sich Reinhardt auch für einen „verbindlichen Gesundheitsunterricht an den Schulen“ aus.

„Politisch und ökonomisch längst geboten“

Schleswig-Holstein hatte in der Debatte um eine Zuckersteuer zuletzt eine entsprechende Bundesratsinitiative angekündigt. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) lehnt den Vorstoß ab. Rainer sieht die Ernährung nicht als den einzigen ausschlaggebenden Faktor. „Zu wenig Bewegung, zu viel elektronische Medien können daran beispielsweise auch beteiligt sein.“

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte sich für die Einführung einer Zuckersteuer ausgesprochen. „Im ersten Quartal des kommenden Jahres werden wir eine Bundesratsinitiative ergreifen.“ Eine Zuckersteuer sei politisch und ökonomisch längst geboten, weil zu starker Zuckerkonsum erhebliche gesundheitliche Probleme und damit auch enorme gesellschaftliche Kosten verursache.

Für eine gute Ernährung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Menschen mit gesundem Körpergewicht täglich nicht mehr als 50 Gramm des sogenannten freien Zuckers, idealerweise sogar weniger als 25 Gramm (sechs Teelöffel).

Wie viel Zucker steckt in unseren Lebensmitteln?

Zucker ist beliebt, schmeckt (fast) allen und steckt in vielen Lebensmitteln in rauen Mengen drin. Egal ob in Softdrinks, Fruchtsäften, Fast Food oder Süßigkeiten – fast keine echt oder vermeintlich gesunde Nahrung kommt ohne das süß schmeckende, kristalline Lebensmittel aus.

Was ist dran an „Zucker-Mythen“?

Wie beurteilen Verbraucher den hohen Zuckergehalt in bestimmten Lebensmitteln? 66 Prozent der Befragten sprachen sich in einer Umfrage dafür aus, Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt rund um Schulen und Kindergärten sowie im Fernsehen und Internet weitgehend einzuschränken, wie eine Umfrage für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ergeben hat. 67 Prozent der Befragten sind demnach besorgt, dass Kinder und Jugendliche zu viele Snacks und Süßigkeiten essen.

Foodwatch kritisiert, dass in der Debatte um Übergewicht und Zucker zahlreiche Mythen verbreitet würden. Eine der sieben größten „Zucker-Mythen“ sei die Aussage, wonach der Mensch einen Zuckerbedarf habe. Es gebe aber „keinen Bedarf, Zucker als Lebensmittel aufzunehmen“, so Foodwatch.

Das menschliche Gehirn benötige zwar eine bestimmte Menge Glukose am Tag. Der Körper sei jedoch in der Lage, diese Glukose beispielsweise aus Stärke aufzuspalten, die etwa in Brot und Nudeln enthalten ist. Auch die Aussage, wonach Zuckergetränke nicht dick machen, sei falsch.

„Es herrscht ein breiter wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein erhöhter Konsum zuckergesüßter Getränke die Entstehung von Übergewicht fördert – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern“, betont Foodwatch.