Wie weit geht die Kunst?

Ortstermin Exklusiv für unsere Leserinnen und Leser: Blicke hinter die Erfolgsschau „Ekstase“ im Kunstmuseum Stuttgart

Von Nikolai B. Forstbauer

Wie sieht es hinter den Kulissen der Kultureinrichtungen in der Region Stuttgart aus? Unsere Veranstaltungsreihe „Ortstermin“ gibt Antworten. Nächste Station ist am Freitag, 1. 2., die Sonderausstellung „Ekstase“ im Kunstmuseum Stuttgart. Beginn: 17 Uhr.

Internationale Resonanz sichert dem ­Kunstmuseum Stuttgart die aktuelle ­Sonderausstellung „Ekstase“. Bis zum 24. Februar ist die Schau zu sehen.

Bewusst schlagen die jüngst bis 2024 in ihrem Amt bestätigte Direktorin Ulrike Groos und die Kuratorin Anne Vieth mit dem Projekt einen weiten zeitlichen Bogen.

„Von jeher“, heißt es in der Ankündigung, „gehen Menschen bewusst über physische und mentale Grenzen hinaus, um in einen anderen Bereich der Wahrnehmung zu gelangen. Eben darin ist die Ekstase für Künstlerinnen und Künstler von un­gebrochenem Interesse.“

230 Kunstwerke von der Antike bis in die Gegenwart sind zu erleben. Und auch die im Ton sonst eher zurückhaltende Hamburger ­Wochenzeitung „Die Zeit“ zeigt sich begeistert. „Das griechische Wort ékstasis bezeichnet das Aus-sich-Heraustreten“, heißt es da. „Und es ist natürlich ein Wagnis, diesem so unscharfen Begriff eine große Kunstausstellung zu widmen, die von der Antike bis zur Gegenwart reicht. Dass dies im Kunst­museum Stuttgart so meisterhaft glückt, liegt nicht nur an dem einen oder anderen spektakulären Werk (das für sich jeweils ­sehenswert ist), sondern an klugen, immer wieder überraschenden Arrangements.“

„Die Zeit“ schwärmt weiter: „Bereits im ersten Ausstellungsraum, der Dionysos ­gewidmet ist, möchte man endlos lange verweilen. Stehen die Mänaden, die Begleiterinnen der dionysischen Züge, auf antiken Vasen noch in ritueller Ordnung nebeneinander, verfällt der Brauch zusehends zum burlesken Alkoholgelage in Gemälden des 17. Jahrhunderts, etwa bei Jürgen Ovens oder Gérard de Lairesse.“

Über alle Kunstmuseums-Ebenen – drei Kubus-Geschosse sowie das Erdgeschoss der Sammlung und das Untergeschoss erstreckt sich die Ausstellung „Ekstase“. Und es stimmt ja – die Kunstmuseums-Direktorin ­Ulrike Groos, die Kunstmuseums-Kuratorin Anne Vieth und der schon in der Erfolgsschau „I Got Rhythm – Jazz in der Kunst“ für ­Stuttgart aktive Berliner Markus Müller präsentieren – vor allem im ersten und ­zweiten ­Kubus-Geschoss – ein Feuerwerk der ­Abgründe.

Wie aber soll man, kann man als Besucher das „Ekstase“-Gewitter, das historische Eckpunkte wie André Bretons „Surrea­listisches Manifest“ von 1924 als Leuchtfeuer auf dem Weg bis zu Marlene Dumas’ so stillen wie intensiven und dabei selbst durch die Kunstgeschichte eilenden Bildern ­körperlicher Erregung nutzt, verarbeiten?

Zwei Möglichkeiten bietet das „Ekstase“-Team: Ruhe (im dritten Kubus-Geschoss) und ­Bewegung (im Untergeschoss des Kunstmuseums). Verbindend bleibt die Grenzerfahrung. Ebendiese ist auch immer wieder Thema des umfangreichen Begleitprogramms der Schau.

Wie erleben die „Ekstase“-Verantwortlichen um Kunstmuseums-Direktorin Ulrike Groos die Ausstellung, die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher sowie das Medienecho? Wie lange hat das Team an der Schau gearbeitet – wie hoch legt der „Ekstase“-Erfolg die Latte für weitere Projekte im Kunstmuseum Stuttgart? Und natürlich: Wie weit geht die Kunst grundsätzlich?

Darüber werden wir beim „Ortstermin“ unserer Zeitung am 1. Februar im Kunst­museum Stuttgart sprechen. Führungen vertiefen im Anschluss zentrale Themen und Künstlerpositionen.