Mit Abstand und Maske: Tausende bei Klima-Demos im Südwesten

dpa/lsw Stuttgart. Fridays for Future geht wieder auf die Straße - trotz Corona. Am Freitag protestierten Tausende Aktivisten landesweit in Dutzenden Städten und Gemeinden, um den Druck auf die Politik zu erhöhen.

Mit Abstand und Maske: Tausende bei Klima-Demos im Südwesten

Demonstranten von Fridays for Future laufen auf einer Straße. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Nach der längeren Demonstrationspause sind Tausende Aktivisten der Bewegung Fridays for Future bei bundesweiten Klimaprotesten am Freitag auch in Baden-Württemberg zurück auf die Straße gegangen. Insgesamt wurde bei über 50 Menschenketten, Protestzügen und Kundgebungen vor den Folgen des Klimawandels gewarnt. In Stuttgart kamen nach Schätzungen der Veranstalter rund 6000 Menschen zusammen, auch in Freiburg ging die Polizei von einer ähnlichen Zahl aus. In Karlsruhe beteiligten sich laut Fridays for Future rund 3500 Menschen an einer Menschenkette.

Applaus für die neuen Proteste gab es aus der Staatskanzlei. „Hinter Fridays for Future stehen längst nicht mehr nur Schülerinnen und Schüler, sondern ein breiter Teil der Gesellschaft“, twitterte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Die Corona-Pandemie habe die Klimakrise in den Hintergrund gedrängt, ergänzte zudem die baden-württembergische Landesregierung über ihren Twitter-Account. „Deshalb ist es gut, dass heute viele Menschen ein Zeichen für den Klimaschutz setzen. Für Corona gibt es hoffentlich bald einen Impfstoff. Die Klimakrise können wir nicht wegimpfen.“

Bundesweit wollten die Klima-Protestler am Freitag an insgesamt rund 400 Orten auf die Straße gehen - stets unter Einhaltung der Corona-Auflagen mit Abstand und Maske, wie sie betonten. Im Südwesten waren Aktionen unter anderem auch in Mannheim und Heidelberg, Heilbronn, Bruchsal und Ulm geplant. In Konstanz wollten die Fridays-for-Future-Anhänger unter anderem für eine klimapositive Stadt bis 2030 auf die Straße gehen. Dann soll die Stadt der Umwelt mehr Treibhausgase entziehen, als sie verursacht. Konstanz hatte im Mai 2019 als erste deutsche Stadt den Klimanotstand ausgerufen.

Überschattet wurde die Freiburger Kundgebung von einem Zwischenfall, bei dem eine Teilnehmerin der Demonstration schwer verletzt wurde. Nach Angaben der Polizei erlitt eine weitere Person leichte Verletzungen, als ein Zelt von einer Sturmböe angehoben wurde. Die beiden Teilnehmer seien verletzt worden, als das Zelt mit seinen schweren Gewichten an den Haltebänder wieder zu Boden gefallen sei, sagte ein Polizeisprecher.

Die Aktivisten zeigten sich mit dem Echo auf ihre Protestaufrufe zufrieden, sie mahnten aber auch zu einem konsequenteren Einsatz gegen den Klimawandel. „Inlandsflüge nur für Insekten“, forderten sie in Stuttgart auf einem Protestplakat, „Kein Grad weiter“ hieß es auf einem Banner.

„Bei der Klimakrise sind wir alle Risikogruppe“, warnte die Stuttgarter Aktivistin Nisha Toussaint-Teachout. Sie habe kein Verständnis mehr dafür, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimakrise so wenig Beachtung fänden. „Bei Corona hören wir auf die Wissenschaft. Bei der Klimakrise tun wir das nicht und das ist für mich schwer nachzuvollziehen.“

Wegen der weltweiten Pandemie hatten die Aktionen der Bewegung zuletzt überwiegend im Internet stattgefunden. Im vergangenen Jahr hatten die Klimaschützer regelmäßig Tausende vor allem junge Menschen zu Demonstrationszügen durch die Städte motiviert.

Im Alter von 15 Jahren hatte sich die Schwedin Greta Thunberg im August 2018 vor das Parlament in Stockholm gesetzt, um die Politiker ihres Landes zu einem stärkeren Einsatz für den Klimaschutz aufzufordern. Daraus ist die Fridays-for-Future-Bewegung entstanden. An den Klimaprotesten beteiligen sich vor allem Schüler und Studenten, zunehmend auch Wissenschaftler und andere Erwachsene.

Mit Abstand und Maske: Tausende bei Klima-Demos im Südwesten

Teilnehmer einer „Fridays for Future“-Demo gehen durch Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt/dpa