„Wilde Zeiten“ in Auenwald – „Hauptsache echt!“

Just an dem Tag, an dem die neue CD „Wilde Zeiten“ der Hofmann-Sisters erscheint, geben die Schwestern Alexandra und Anita ein Konzert auf der Auenwalder Autokinobühne. Im nunmehr 32. Jahr Bühnenpräsenz bringen die Geschwister Stimmung, Temperament und gute Laune nach Unterbrüden.

„Wilde Zeiten“ in Auenwald – „Hauptsache echt!“

„Wir haben euch richtig viel Energie mitgebracht“ – Anita (links) und Alexandra halten ihr Versprechen und mischen sich in Auenwald sogar unters Volk. Foto: T. Sellmaier

Von Carmen Warstat

AUENWALD. „Ihr wisst gar nicht, wie lange wir das nicht mehr hatten“, ruft Anita den Leuten zu, denn die Hofmann-Sisters freuen sich unendlich darüber, dass ihr Publikum die Autos verlassen und an Biertischen Platz nehmen darf. In Zeiten der strengsten Coronaregelungen haben die beiden Steine bemalt, ein Comic geschrieben und sich allerlei mehr einfallen lassen – es war die einzige Möglichkeit, den Fans nahe zu sein, und Alexandra und Anita füllten eine Fanbox mit Sonnigem.

Auch heute haben sie sogenannte Sonnenpakete dabei, die vor Konzertbeginn von der Fanklubchefin Julia Buchmann aus Tübingen an den Mann gebracht werden und insbesondere auf den neuen Song „Sonnenkinder“ aufmerksam machen sollen. Außerdem gibt’s ein „Mitmachpaket“, liebe- und fantasievoll gepackt, denn just am Tag des Konzerts in Auenwald erscheint die neue CD „Wilde Zeiten“, es ist die 24. in nunmehr 32 Jahren Bühnenpräsenz der Schwestern.

Eingefädelt wurde das Auenwalder Konzert von Tanja Tschek vom Bürgerverein Ebersberg, die als Schlagzeugerin der Band Bayerische 7 einst mit den Hofmann-Sisters spielte und diese seit 25 Jahren kennt. Bürgermeister Karl Ostfalk verriet, dass das Duo sich „für verhältnismäßig kleines Geld“ hatte verpflichten lassen und die Eintrittspreise so im Rahmen geblieben seien. Das Publikum quittierte es mit dankbarem Applaus.

Mit „Jetzt und hier“ beginnt ein Abend, der temperament- und powervoller nicht sein könnte. „Wir können euch eines versprechen: Wir haben euch richtig viel Energie mitgebracht“, verkündet Alexandra, und schon heißt es „100000 Volt“ und: „So Auenwald. Mitsingen!“ Der Befehl wird nur zu gern befolgt, denn die gute Laune der Sisters ist ansteckend, und ja – interaktiv ging es bei ihnen schon immer zu. „Hände nach oben, Auenwald!“, ruft Alexandra später, weil: Ihre Schwester Anita ist jetzt verlobt, und der Song dazu heißt „Einmal Himmel und zurück“. So sehe eine glückliche Schwester aus, sie selbst sei seit 21 Jahren glücklich verheiratet, verrät Alexandra noch und leitet über zu „Holly-Holly-Hollywood“, einer Nummer „für unsere Helden des Alltags“, die in Arztpraxen, Apotheken und Supermärkten arbeiten und auch in Zeiten des „Lockdowns“ durchhielten.

Die Hofmann-Sisters sind inzwischen von der Bühne gegangen und haben sich unters Volk gemischt. Auf der großen LED-Wand kann jeder verfolgen, dass Alexandra auf einen der Biertische gestiegen ist, um „Die Nummer Eins“ zu intonieren. Es folgt eine ziemlich gut übersetzte Version des Roxette-Hits „The Look“: „Du hast den Look.“

Eine Probe ihres musikalischen Könnens, das weit über das Singen hinausgeht, geben Alexandra und Anita Hofmann auch in einer faszinierenden Percussion-Nummer mit Bechern, wobei Bürgermeister Karl Ostfalk und Thomas Bader die Mikrofone halten dürfen, bis das Publikum „Bravo!“ ruft. Dann hat Alexandra das Bedürfnis, „Karl zu knuddeln“ und will das „next time machen“. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, und den Bürgermeister freut es.

Zur CD-Taufe gibt es Sekt, und die Sisters erinnern sich kurz jodelnd an ihre musikalische Herkunft. Später werden sie noch Italien, das „Heimatland unseres Vaters“, besingen, in der Landessprache versteht sich. Es ist ein weiterer Höhepunkt, als der Fußball-WM-Song von 1990 „Un’Estate Italiana“ angestimmt wird, das berühmte „Notti magiche“ erklingt und Alexandras Stimme ganz im Sinne Gianna Nanninis zum Reibeisen wird. Das Publikum ist längst elektrisiert, es schwingt die Servietten aus dem Mitmachpaket, in den Farben Italiens. „Alles, was leuchtet“ soll nun entzündet werden, wünscht sich Alexandra: Feuerzeuge, Handys und so weiter. Echte Fans haben Wunderkerzen dabei – romantischer kann es kaum noch werden. Da erklingt „unser Lieblingslied aus Italien“: „Volare“. Ausgerechnet als es heißt „Ich knips den Sommer wieder an“, beginnt es, leise zu regnen. Aber das Publikum stört sich nicht daran, und es ist auch schnell wieder vorbei. Das große Finale mit „YMCA“ und „O Happy Day“ rückt noch einmal – stellvertretend für alle Organisatoren – den Bürgermeister in den Mittelpunkt, und die Hofmann-Sisters versprechen, anschließend noch von Tisch zu Tisch zu gehen, um Autogramme zu geben. Was will man mehr!?

„Scheiß auf perfekt – Hauptsache echt“ lautete das Motto in einem der Songs von Anita. Das war (zu) tief gestapelt, auch wenn die Liedtexte zum Teil arg klischeebeladen daherkommen.