„Wir brauchen 100 Prozent Naturschutz“

Mahnende Worte von Ministerpräsident Kretschmann zur Eröffnung der Remstal-Gartenschau – Viel Lob für die Akteure

Das baden-württembergische Gartenjahr ist jetzt perfekt: Nach dem Blühenden Barock in Ludwigsburg und der Bundesgartenschau in Heilbronn folgte gestern die Remstal-Gartenschau. Zur Eröffnung in Schorndorf kam Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Seine Botschaft: Mit dem Motto vom unendlichen Garten müsse man angesichts des weltweiten Artensterbens Ernst machen. „Wir brauchen 100 Prozent Naturschutz überall in Stadt und Land.“

„Wir brauchen 100 Prozent Naturschutz“

Auf einem kurzen Rundgang besuchen der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte, rechts) und der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer (Mitte, links) die neu gestalteten Schlosspark-Anlagen in der Daimlerstadt. Fotos: privat/B. Büttner

Von Armin Fechter

SCHORNDORF. Eitel Freude herrschte gestern in Schorndorf, auch wenn die Sonne sich zumeist bedeckt hielt und sogar ein Regenschauer die Eröffnungsfeier auf dem Schorndorfer Marktplatz trübte. Doch nach zwölf Jahren des Planens und Vorbereitens war endlich der Tag gekommen, an dem es mit der ersten interkommunalen Gartenschau losgehen konnte.

Bereits vor der offiziellen Eröffnung informierte sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann zusammen mit seiner Ehefrau Gerlinde bei einem Rundgang durch den Schlosspark, einem Gelände, das dem Land gehört, über die dort realisierten Projekte. Die Anlagen präsentieren sich in sattem Grün und mit Blumenpflanzungen, die zeigen, dass auch auf kleinem Raum viel möglich ist.

Im Untergeschoss der Burg erwartet die Besucher das Dunkel des Blumenkellers. In Glaskästen stehen solitär gezogene Pflanzen. Im hellen Lichtstrahl ist zu erkennen, wie sie sich beständig bewegen und zu tanzen scheinen. Darauf folgt eine Abteilung mit Gestecken und Arrangements in Gefäßen, die aus floralen Werkstoffen hergestellt sind.

Eine Verbindung über kommunale Grenzen hinweg

Rund 900 geladene Gäste versammelten sich anschließend zusammen mit vielen weiteren Interessierten auf dem Marktplatz zur Eröffnungsfeier. Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärte in seinem Grußwort: „Natur, Kultur und Heimat verbinden – über kommunale Grenzen hinweg. Das ist eine wichtige Botschaft, die von dieser interkommunalen Gartenschau ausgeht.“ Neben dem Lob für die Akteure, die sich nicht gegenseitig die Butter vom Brot gekratzt, sondern die Fördergelder ehrlich geteilt hätten, richtete er auch mahnende Worte an die Öffentlichkeit. Die natürliche Vielfalt sei bedroht wie nie, sagte der gelernte Biologe: 40 Prozent aller Arten in Baden-Württemberg seien gefährdet, das weltweite Artensterben lasse erkennen, dass etwas Dramatisches im Gange sei. Kretzschmann weiter: „Wenn wir den Verlust der biologischen Vielfalt wirklich aufhalten möchten, dann müssen wir mit dem Motto der Gartenschau des ‚unendlichen Gartens‘ Ernst machen. Dann brauchen wir Naturschutz überall, in der Stadt und auf dem Land. Dann müssen wir unseren natürlichen Reichtum schützen, indem wir ihn nicht länger zugunsten unseres materiellen Reichtums zer-stören.“ Beispiele dafür, was jeder einzelne sogar auf dem Balkon und auf der Terrasse tun könne, ließen sich von der Gartenschau mit nach Hause nehmen.

Schorndorfs OB Matthias Klopfer, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Gartenschau-GmbH, betonte: „Das Vertrauen, das jetzt im Remstal entstanden ist, ist das eigentlich Wertvolle der Gartenschau.“ Die Gartenschau stärke den Wirtschaftsstandort und die Marke Remstal. Man spiele in einer Liga mit Schwarzwald und Bodensee. Geschäftsführer Thorsten Englert wies darauf hin, dass sich die Stationen an der Rems mit der App outdooractive erkunden lassen. Landrat Richard Sigel unterstrich, der Rems-Murr-Kreis habe mit Rad- und Wanderwegen sowie mit der Ausbildung von Gewässerführern verbindende Elemente geschaffen. Zudem habe er über vier Hektar Blühflächen angelegt.

Auch die Verwaltungschefs der 16 Remstal-Kommunen wurden von den SWR-Moderatoren Michael Antwerpes, der selbst in Schorndorf lebt, und Stephanie Haiber auf die Bühne geholt. Jeder brachte eine Figur mit, die für etwas Typisches aus der jeweiligen Gemeinde oder Stadt steht. Der Essinger Bürgermeister Wolfgang Hofer hatte beispielsweise eine Quellnixe an seiner Seite, die an eine Sage um die Remsquelle erinnern sollte. Das Remsecker Gemeindeoberhaupt Dirk Schönberger brachte eine Gänsemagd mit – eine Anspielung auf eine historische Begebenheit. Auf der Bühne fanden sich aber auch ein Lorcher Abt, ein Steinzeitmensch aus Korb, ein Ritter aus Urbach und zwei Weinprinzessinnen sowie viele andere Gestalten ein. Großen Eindruck machte die Begleitung des Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeisters Richard Arnold: ein Einhorn, das Wappentier der Stauferstadt. Unter der Maske und einem kunstvollen Bodypainting steckte die Gmünder Stadt- und Kreisrätin Cynthia Schneider.

Die evangelische Prälatin Gabriele Wulz und der katholische Weihbischof Matthäus Karrer gaben der Remstal-Gartenschau den kirchlichen Segen. Für musikalische Einlagen sorgten unter anderem das Schorndorfer Blasorchester, die Sängerin Jenny Marsala, die familiären Bezug zum Remstal hat, und das Duo Tante Beete Blumenstrauß. Zum Ende der bunten Feier folgte ein Akt mit Symbolkraft: Gemeinsam durchschnitten die Verantwortlichen zusammen mit Regionalpräsident Thomas Bopp und Regierungspräsident Wolfgang Reimer ein blaues Band, das die Rems darstellte.

Heute und morgen finden in allen 16 Städten und Gemeinden die kommunalen Eröffnungsfeiern zur Gartenschau statt, überall mit Programm für Jung und Alt. Im Mittelpunkt steht die Einweihung der neuen Anlagen, Parks, Remszugänge und Veranstaltungsorte sowie der örtlichen Architekturstation.

Ab Montag steht dann jede Woche eine andere Kommune im Gartenschau-Fokus. Die erste dieser Highlight-Wochen mit einem besonderen Programmangebot findet vom 13. bis 19. Mai in Korb statt. Die Gemeinde präsentiert sich dabei unter anderem als Gastgeber der Süddeutschen Kakteentage. Mit der Remstal-Museumsnacht folgt am 18. Mai nach der Eröffnung ein weiteres interkommunales Ereignis: Erstmals öffnen Museen, Galerien, Kunstvereine und Ausstellungshäuser des Remstals gemeinsam ihre Tore.

„Wir brauchen 100 Prozent Naturschutz“

Von Maskottchen Remsi gibt es für Ministerpräsident Kretschmann ein Glas Remstal-Honig.