DSTG fordert Reform im Steuerrecht

Wird die Steuererklärung bald abgeschafft?

Formulare, Fristen und Belegsuche – das jährliche Ritual der Steuererklärung soll nach dem Willen der Deutschen Steuer-Gewerkschaft bald der Vergangenheit angehören. Stattdessen schlägt die DSTG ein vollautomatisiertes Verfahren vor.

Wird die Steuererklärung bald abgeschafft?

Ist die Steuererklärung für Arbeitnehmer bald Geschichte?

Von Katrin Jokic

Ein radikaler Vorstoß aus der Steuerverwaltung: Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft (DSTG) plädiert für die Abschaffung der klassischen Steuererklärungspflicht für Arbeitnehmer. Statt jährlich ausgefüllter Formulare und aufwendiger Belegsammlung soll in Zukunft eine automatisierte Steuererklärung den Standard bilden. Arbeitnehmer müssten die vorausgefüllten Dokumente nur noch prüfen und gegebenenfalls ergänzen.

„Die Abschaffung der Steuererklärung hin zu einer Automatisierung würde Millionen Menschen viel Zeit, Nerven und Geld sparen“, so bringt DSTG-Bundesvorsitzender Florian Köbler das Ziel auf den Punkt. Er fordert, das Steuerrecht grundlegend zu vereinfachen – durch Pauschalen statt Einzelabrechnungen, eine reduzierte Nachweispflicht und konsequente Digitalisierung. Das Vorbild: Österreich, wo ein solches System bereits etabliert ist.

Entlastung auf mehreren Ebenen

Der Vorschlag der Gewerkschaft zielt nicht nur auf die Entlastung der Steuerpflichtigen. Auch in den Finanzverwaltungen würden Kapazitäten frei, die angesichts des drohenden Personalmangels dringend gebraucht würden. Die Bearbeitung von Arbeitnehmerveranlagungen binde aktuell Ressourcen, obwohl aus Sicht der DSTG dort nur geringes Potenzial für Steuerhinterziehung oder Mehreinnahmen bestehe.

Köbler schlägt daher eine weitere Vereinfachung vor: Höhere Pauschalen sollen den Steuerpflichtigen mehr Netto vom Brutto sichern – ganz ohne zusätzliche Anträge oder steuerliche Detailkenntnisse.

Rentner im Fokus

Auch Rentner sollen nach Vorstellungen der DSTG künftig von der Steuererklärungspflicht befreit werden. Stattdessen solle ein automatischer Quellenabzug über die Rentenkasse erfolgen – ähnlich der monatlichen Lohnsteuerabführung durch Arbeitgeber. Damit wäre die steuerliche Belastung direkt geregelt, ohne dass Betroffene aktiv werden müssen.

Unterstützung durch politische Signale

Im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD finden sich bereits Passagen, die in eine ähnliche Richtung weisen. Die Bundesregierung will Steuervereinfachungen unter anderem durch Pauschalierungen und digitale Prozesse vorantreiben. Für einfache Steuerfälle sollen vorausgefüllte und automatisierte Erklärungen ausgebaut werden. Langfristig ist auch eine verpflichtende digitale Abgabe vorgesehen.

Fristen bleiben vorerst bestehen

Für das Steuerjahr 2024 gilt nach aktuellem Stand weiterhin: Die Abgabefrist endet am 31. Juli 2025. Wer sich steuerlich beraten lässt, hat Zeit bis zum 30. April 2026. Ob die Forderungen der DSTG politischen Rückhalt finden, bleibt offen. Die Debatte um eine radikale Vereinfachung der Steuererklärung könnte mit diesem Vorstoß aber weiter Fahrt aufnehmen.