Brexit: Ministerin setzt auf direkten Kontakt

dpa/lsw Stuttgart. Mit dem Brexit drohen Zölle und mehr Bürokratie. Baden-Württembergs Wirtschaft soll sich deshalb jenseits der offiziellen Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien verstärkt mit den Ansprechpartnern austauschen.

Brexit: Ministerin setzt auf direkten Kontakt

Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) posiert für ein Foto. Foto: Leif-Henrik Piechowski/Wirtschaftsministerium/dpa

Viele Fragezeichen, Unsicherheit, aber auch leiser Optimismus - das ist der Eindruck, den Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) bei einer Stippvisite in Großbritannien von den dortigen Unternehmen gewonnen hat. Ihr Angebot, Brexit-Probleme durch regelmäßigen Austausch auf der Ebene von Unternehmen, Verbänden und Politik abzufedern, kam bei den Briten gut an. „Es gibt eine große Offenheit für Partnerschaft, für gemeinsame Aktivitäten im Bereich Energie, Umwelt und Forschung“, sagte die Ministerin am Mittwoch vor ihrer Rückreise.

Unabhängig von den Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien, das bis Jahresende stehen soll, müsse man auf regionaler Ebene zusammenarbeiten. Verbände, Unternehmen und Wirtschaftspolitiker auf der Insel sähen das genauso, sagte Hoffmeister-Kraut. „Es kam sogar der Gedanke von Städtepartnerschaften wieder auf - das hat mich sehr überrascht.“ Auf baden-württembergischer Seite war vor wenigen Wochen die „Economic Partnership Initiative“ ins Leben gerufen worden, eine strategische Wirtschaftspartnerschaft, die in Abstimmung mit dem britischen Außenhandelsministeriums entwickelt wurde.

Die britische Wirtschaft habe sich mittlerweile mit dem Brexit abgefunden und lege einen gewissen Zweckoptimismus an den Tag. „Natürlich schwebt die Sorge vor einem No-Deal-Brexit über allem und es gibt große Unsicherheit. Aber die Unternehmen setzen darauf, dass sich schließlich doch alles regeln wird.“ Im schottischen Edinburgh, das Hoffmeister-Kraut und ihre Wirtschaftsdelegation ebenfalls besuchten, sei man noch stärker bestrebt, Partnerschaften auszubauen. „Dort gibt es eine ganz große Offenheit für unsere Aktivitäten, die Unternehmen sind EU-freundlich, die Menschen haben ja auch mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt.“

Die britische und die baden-württembergische Wirtschaft haben bisher eng zusammengearbeitet - laut Statistischem Landesamt wurden nach vorläufigen Zahlen von Januar bis September im Jahr 2019 Waren im Wert von rund 8 Milliarden Euro aus dem Südwesten ins Vereinigte Königreich exportiert. Zudem sind aktuell 266 Unternehmen mit mehr als 20 Prozent britischer Beteiligung in Baden-Württemberg angesiedelt.